«Star Wars: Rebellion» im Test: Die Bibel neu schreiben
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«Star Wars: Rebellion» im Test: Die Bibel neu schreiben

Ein Brettspiel für zwei schreibt die «Star Wars»-Geschichte Zug um Zug neu. Beim galaktischen Katz-und-Maus-Spiel zwischen Rebellen und Imperium ziehen die Stunden in Minuten vorbei. Eine Affinität zu «Star Wars» ist vorausgesetzt.

Mit seinen Bodentruppen überrennt Kollege Luca den schlecht verteidigten Heimatplaneten der Wookies, Kashyyyk. Meine zwei Rebellen-Truppen können nichts gegen die imperiale Übermacht ausrichten. Für ihn ist es ein Sieg auf ganzer Linie.

Mein Plan geht auf.

Was Luca nämlich nicht weiss: Kashyyyk sollte fallen. Ich habe den ressourcenreichen Planeten mit Absicht kaum geschützt. Denn jetzt kann ich zum grossen Coup d’Etat ausholen. Mit Chewbacca in der Hinterhand zettle ich das an, was später als «Der Aufstand der Wookies» in die neu zu schreibenden Geschichtsbücher von «Star Wars» eingehen wird. Der Aufstand gelingt. Mit einem vernichtenden Schlag – und etwas Hilfe von Luke Skywalker – vertreibe ich die Invasoren von Kashyyyk und habe den Planeten zurück. Ein verzweifelter Versuch meines Gegners, die Verluste in Grenzen zu halten und den Aufstand mit Hilfe von Colonel Yularen zu verhindern, schlägt fehl. Ich bin mir sicher: Das war er, der entscheidende Sieg, der das Blatt im Krieg um die Galaxis weit, weit entfernt wenden wird.

Doch meine Freude sollte von kurzer Dauer sein…

Chewbacca und Luke üben den Aufstand, Colonel Yularen guckt dumm aus der Wäsche
Chewbacca und Luke üben den Aufstand, Colonel Yularen guckt dumm aus der Wäsche
Quelle: Simon Balissat

«Tu es oder tu es nicht. Es gibt kein Versuchen.»

Das Spielprinzip von «Star Wars: Rebellion» ist kurz erklärt: Das Imperium schwärmt aus, um die Rebellenbasis zu finden. Dafür steht den Despoten des Bösen ein Arsenal an Raumschiffen und Bodentruppen zur Verfügung. Die Basis versteckt sich auf einem der 32 Planeten auf dem Spielbrett. Die stark unterlegenen Rebellen versuchen, sich versteckt zu halten und mit gezielten Störaktionen den Fall des Imperiums einzuläuten. Neben Sternenzerstörern, AT-ATs, X-Wings und Corellianischen Flotten haben die Persönlichkeiten aus der Original-Trilogie tragende Rollen. Jede Seite besitzt allerdings nur eine Hand voll Helden. Luke Skywalker, Darth Vader und Konsorten können auf dem Spielbrett Flotten bewegen, zur Unterstützung gerufen werden oder Missionen erfüllen. Sind sie in einer Runde im Einsatz, sind keine weiteren Aktionen mehr möglich. Und diese Entscheidungen sind es, die den Reiz des Spiels ausmachen. In jedem Zug kommt irgendetwas zu kurz. Verschiebe ich zum Beispiel mehrere Flotten und erfülle obendrauf noch zwei Missionen, habe ich keine Figuren mehr übrig, um die Aktionen und Missionen meines Gegenübers zu kontern. Ein Umstand, der mir nach dem Aufstand der Wookies zum Verhängnis wird.

Wo ist er denn? Auf einem der 32 Planete versteckt sich die Rebellenbasis
Wo ist er denn? Auf einem der 32 Planete versteckt sich die Rebellenbasis
Quelle: Simon Balissat

Denn während ich meine ganze Aufmerksamkeit auf Kashyyyk richte, hat Luca seinen Kopfgeldjäger Boba Fett ungehindert ins benachbarte Saleucami-System geschickt. Ohne grosse Gegenwehr gelingt es Fett, niemand geringeres als Mon Mothma zu entführen! Damit fehlt mir jetzt ein Schwergewicht, das zuvor mit ihrem Verhandlungsgeschick mehrere Planeten zur Rebellenallianz geholt hatte. Für die Rebellion kommt es jetzt aber noch schlimmer: Mit Hilfe des Imperators höchstpersönlich vermag er sogar, Mon Mothma auf die dunkle Seite der Macht zu ziehen und somit die Kontrolle über sie zu erlangen. Selbst der eilig herbeigerufene Lando Calrissian ist machtlos gegen den verführerischen Imperator. Mon Mothma knickt ein und wird für den Rest des Spiels das Imperium stärken.

«Sag mir nie, wie meine Chancen stehen!»

Geschichten erzählen. Das ist die grosse Stärke von «Star Wars: Rebellion». Beide Seiten bauen sich zwar eine Armee auf und es finden immer wieder kleinere Scharmützel statt. Fast wichtiger ist es aber, die Helden geschickt einzusetzen, um zum Ziel zu kommen und damit die Story von «Star Wars» neu zu schreiben. Dank Ausschlussverfahren in Form von Suchdroiden-Karten kann das Imperium immer mehr Planeten abstreichen, auf denen sich die Rebellenbasis verstecken könnte. Im Gegenzug erfüllt die Rebellion geheime Ziele, die zu einem schnelleren Ende des Spiels führen. Das Imperium hat nämlich nicht ewig Zeit: Überzeugt sich die Galaxis davon, dass die dunkle Diktatur beseitigt gehört, bevor Darth Vader und Co. die Rebellenbasis aufgespürt haben, gewinnt die Rebellion. Alles eingebettet in die Erzählungen des «Star Wars»-Universums. Zu einer grossen Schlacht kommt es meist erst am Schluss des Spiels, sollte das Imperium die Rebellenbasis gefunden haben und eine Flucht aussichtslos sein.

Die Generäle warten auf ihren Einsatz
Die Generäle warten auf ihren Einsatz
Quelle: Simon Balissat

Genau darauf läuft auch unser Spiel hinaus. Zuerst bringt Luca ausgerechnet mit Hilfe der übergelaufenen Mon Mothma den Planeten Mon Calamari – eines der wichtigsten Schiffswerften der Rebellen-Allianz – fest unter die Tyrannei des Imperiums. Dann schlagen auch meine kleineren Angriffe auf Sternenzerstörer über Geonosis fehl. Und zu allem Überdruss ahnt Luca, dass sich die Rebellenbasis auf Dantooine befindet.

Ich muss meine Taktik ändern.

Die wenigen Einheiten, die ich irgendwie noch sammeln kann, verschiebe ich in meinen Rebellenstützpunkt, um für die letzte Schlacht gewappnet zu sein. Schliesslich habe ich noch einen Trumpf im Ärmel: Dank einer Missionskarte schicke ich Luke Skywalker auf Dagobah zu Yoda, wo er zum Jedi ausgebildet werden soll – kurz bevor die endgültige Schlacht ansteht. Luca will diese Ausbildung verhindern. Er scheitert. Ist das der Sieg der Rebellion, angeführt von ihrem Messias mit grünem Lichtschwert?

Das Spielmaterial will gut sortiert sein
Das Spielmaterial will gut sortiert sein
Quelle: Simon Balissat

«Nach meiner Erfahrung gibt es so etwas wie Glück nicht.»

Die cleveren Mechaniken des Spiels sind abwechslungsreich, aber nicht übermässig kompliziert. Missionen bestehen aus Handkarten, Schlachten werden grösstenteils ausgewürfelt. Weil beide Fraktionen vier fixe Missionen besitzen, welche sie in jeder Runde ausführen können, ist der Zufallsfaktor etwas geschmälert und das Spiel überschaubarer. So entsteht eine perfekte Balance zwischen taktischem Vorgehen und Glück, die fast bei jedem Spiel einen knappen Ausgang garantiert. Dass du dabei die Geschichte von «Star Wars» neu schreibst, begeistert zusätzlich.

Denn auch Luca hat noch ein letztes Ass im Ärmel. Eigentlich wollte ich Meister Luke Skywalker als Verstärkung zur alles entscheidenden Schlacht von Dantooine rufen. Ich habe die Rechnung aber ohne einen alten Bekannten von vorhin gemacht: den umtriebigen Kopfgeldjäger Boba Fett. Dieser kann im letzten Moment Luke auf Dagobah aufspüren und für eine Runde festhalten – eine Runde zu viel. Gegen die Dutzendschaft von Sturmtruppen und AT-ST sind meine Rebellen chancenlos. Obwohl ich noch mit einer kleinen Truppe die vollkommen unbeaufsichtigte Heimat von Lucas Imperium auf Coruscant einnehmen kann (auch er setzt alles auf eine Karte; es wäre mein Sieg am Ende der Runde gewesen, hätte ich sie überlebt), muss ich mich geschlagen geben. Das Imperium vernichtet den Rebellenstützpunkt. Die dunkle Seite der Macht hat obsiegt.

Fazit

«Star Wars: Rebellion» ist für Star-Wars-Fans absolute Pflicht. Selten hat es ein Brettspiel geschafft, mit jeder Partie komplett neue Geschichten zu erzählen und spannend zu bleiben. Das liebevoll gestaltete Spielmaterial bringt einem erst recht in Stimmung. Wichtig ist zu sagen, dass es zwar eine Variante für drei oder vier Personen gäbe, «Rebellion» zu zweit aber eindeutig am meisten Spass macht. Das Imperium wird schliesslich auch nicht von zwei Imperatoren regiert. Zugegeben: Es braucht etwas Übung und ein paar Partien, bis sich die ganze Pracht des komplexen Spiels eröffnet. Eine einsteigerfreundliche Variante erleichtert dabei die ersten Partien, die bis zu fünf Stunden in Anspruch nehmen können. Seid ihr geübt, lässt sich eine Partie gut in einem Abend durchspielen. Dabei machen die komplexen Mechaniken und die Vielzahl an Entscheidungen «Rebellion» zu einem intensiven Erlebnis, das viel Kopfarbeit und Konzentration benötigt. Wer lieber einfachere Spiele wie UNO oder «Mensch ärgere dich nicht» spielt und mit «Star Wars» nichts anfangen kann, sollte die Finger von «Rebellion» lassen. Alle anderen können bedenkenlos zuschlagen.

Möge die Macht mit euch sein. Immer.

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Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell. 


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