

Powerline-Vergleich: 2000 Mbps? Da lachen ja die Hühner!
Wer zehn Prozent der versprochenen Leistung erhält, darf glücklich sein. Powerline-Adapter versprechen durchs Band mehr, als sie bringen können. Wie viel Power welche Line bringt, erfährst du in diesem Produktetest.
Die Technologie – wie funktioniert Powerline?
Die Kontrahenten: Folgende Produkte steigen in den Ring
Erst mal an alle Hersteller der Testgeräte: Besten Dank für's zur Verfügung stellen – möge das beste Produkt gewinnen.
Die Produkte bieten gemäss Verpackung alle mindestens 1000 Mbps (Mbit/s). Die Einrichtung ist bei sämtlichen Adaptern kinderleicht. Den ersten Adapter per mitgeliefertem Netzwerkkabel mit dem Router verbinden und in eine Wandsteckdose stecken. Dann den Pairing-Knopf drücken. Nun innerhalb von zwei Minuten den zweiten Adapter im gewünschten Zielraum in eine Wandsteckdose einstecken und auch da den Knopf betätigen.
Übrigens:
Nebst der erbrachten Geschwindigkeit, sollte man sich bei einem Kauf auch überlegen, welche Features die Adapter sonst mitbringen sollen. Benötige ich eine Durchreiche? Reicht mir eine Netzwerkbuchse? Benötige ich im Zielraum auch zusätzlich WLAN aus der Steckdose? Fragen, welche in diesem Test nicht tiefer behandelt werden.
Das Testverfahren
Der Test
Optimales Testszenario: Steckdose zu Steckdose
Ich habe einen Kabel-Internet-Anschluss. Das Modem steht im Wohnzimmer. Im Büro steht ein Gaming-PC sowie mein geliebtes NAS mit tausenden Musik- und Filmdateien, welche von da auf beliebige Endgeräte gestreamt werden sollen. Mal sehen, welche Adapter künftig diesen Job übernehmen dürfen.
Devolo dLAN 1200 triple+
Dass ich keine Glanzergebnisse mit einer Stromleitung aus den 80ern erwarten darf, war mir im Voraus klar. Dennoch bin ich nach dem ersten Test-Kandidaten etwas enttäuscht. Doch erst mal abwarten, wie die anderen Adapter abschneiden werden. Mit Devolo dauert der Transfer von einem Gigabyte etwas mehr als 80 Sekunden.
Testresultat: 96.95 Mbps
Netgear PL1000-100PES
Die Netgear Adapter sind die günstigsten dieser Testreihe. Sie kosten nur rund einen Drittel im Vergleich zu den anderen Powerline-Lösungen. Obschon auch hier gemäss Hersteller bis zu einem Gigabit pro Sekunde drinliegen sollte, schneidet Netgear nur mit bescheidenem Resultat ab. Die reine Testzeit betrug hier insgesamt 17 Minuten und 27 Sekunden (bei 6 GB Daten).
Testresultat: 48.98 Mbps
TP-LINK TL-WPA9610 KIT
Wahres Kopfzerbrechen bereitet mir TP-LINK. Die Adapter wollen einfach nicht so, wie ich es möchte. Der Speed ist im Keller und beim Transferieren der Dateien hängt der Test immer und immer wieder. Ich verbinde zigmal und suche vergebens nach einer Fehlerursache abseits der Adapter. Ich bringe es nicht hin, auch nur einmal ein Gigabyte komplett zu übertragen. Nach jeweils rund 700 MB geschriebenen Daten hängt der Upload.
Ob es sich hierbei um ein Montagsmodell handelt oder die Adapter einfach nur mit der etwas älteren Stromleitung nicht klar kommen, bleibt offen.
Testresultat: ca. 15 Mbps
Zyxel PLA5456 Starter Kit
Endlich flutscht es wieder. Zwar kann auch Zyxel nur einen Bruchteil der versprochenen Geschwindigkeit bringen, doch das reicht allemal für meine Bedürfnisse (UHD-Film-Streaming und Gaming). Die Adapter laufen ohne Timeouts oder Geschwindigkeitseinbrüche (wie bei Devolo und Netgear). Ein Gigabyte benötigt hier im Schnitt 112 Sekunden.
Testresultat: 72.41 Mbps
Testresultate im Vergleich (Steckdose zu Steckdose)
*Grosse Dateien hoch- oder runterladen wegen instabiler Verbindung nicht möglich.Suboptimales Testszenario: Steckdose zu Steckdose plus Verlängerungskabel und Stromleiste
Devolo dLAN 1200 triple+
Auch wenn von einem Betrieb mit Hürden abgeraten wird, bringt Devolo noch immer genügend Saft, um glücklich zu sein. Die Geschwindigkeit hat sich gegenüber dem Steckdose-zu-Steckdose-Betrieb um 54 Prozent vermindert.
Testresultat: 44.61 Mbps
Netgear PL1000-100PES
Bei Netgear zeichnet sich ein ähnliches Bild ab, wie bei Devolo. Der Speed verringert sich mit Verlängerungskabel und Steckleiste um 58 Prozent. Zwar warnt eine rote Lampe vor nicht optimaler Verbindung, dennoch habe ich weder Lags, noch sonstige Probleme. Der TV tut, was er tun soll. Netflix-HD und NAS-Streaming kommen tadellos auf die Mattscheibe.
Testresultat: 20.67 Mbps
TP-LINK TL-WPA9610 KIT
Die Adapter von TP-LINK schaffen es leider nicht, eine Verbindung herzustellen.
Testresultat: 0.00 Mbps
Zyxel PLA5456 Starter Kit
Wer hätte das gedacht. Irgendwas macht Zyxel anders. Denn die Geschwindigkeit vermindert sich hier lediglich um 29 Prozent. Somit scheint der Gewinner des Hürdenlaufs festzustehen.
Testresultat: 51.72 Mbps
Testresultate im Vergleich (Steckdose zu Steckdose plus Verlängerungskabel und Stromleiste)
*Verbindung nicht möglich.Fazit
Im Grossen und Ganzen bin ich mit der Powerline-Technologie zufrieden. Was mir aus Konsumenten-Sicht allerdings mehr als sauer aufstösst ist, dass mit absolut unrealistischen Laborwerten von 1000 oder 2000 Mbps geworben wird. Die Wohnung, welche volle Power über die Line bringen kann, muss erst noch gebaut werden.
Update vom 1. Juni 2018
Aufgrund der Kommentare von den Usern Marco.burri und Anonymous habe ich mich entschieden, weitere Tests zu machen. Ich habe mir ein 2000 Mbps Starter-Kit von myStrom gekrallt und erneut brav Gigabyte für Gigabyte transferiert.
Im Weiteren hat User Dirty.stone auf einen wichtigen Punkt hingewiesen: die Ping-Zeiten. Auch diese habe ich mittlerweile ermittelt.
Ausserdem hat Kollege Andres Weber die TP-LINK-Adapter bei sich zuhause getestet. Vorab: Sie funktionieren in seinem Stromnetz.
Der fünfte Kandidat: myStrom 2000 Connection Kit
Die Adapter von myStrom kommen in meinem Haushalt nicht wirklich auf Touren. Sie belegen mit durchschnittlichen 42.68 Mbps (Wandsteckdose zu Wandsteckdose) hinter Netgear den letzten Rang in meinem Test (von den funktionierenden Powerlines).
Wenn man myStrom-Adapter so verbindet, wie man es nicht tun sollte, erreichen sie übrigens 34.21 Mbps.
Neue Rangliste (Wandsteckdose zu Wandsteckdose):
*Grosse Dateien hoch- oder runterladen wegen instabiler Verbindung nicht möglich.Ping-Werte: Gamer dürfen aufatmen
Lediglich myStrom hat in Sachen Ping-Zeiten mit meinem Stromnetz zu kämpfen.
Hier die Antwortzeiten in Millisekunden:
TP-LINK: Hat Andres die bessere Wohnung?
In Andres Wohnung funktionieren die Adapter von TP-LINK einwandfrei. Saubere Arbeit – danke dir! Zwar kann man die Mess-Ergebnisse nicht mit obigen Test-Resultaten vergleichen (da anderes Szenario), doch jetzt ist klar: Auch die TP-Link-Adapter funktionieren im Grunde genommen, leider nicht in meinem Stromnetz.
Die TP-LINK-Adapter erreichen bei ihm durchschnittlich 130 Mbps. Er erhält bei der Ping-Antwortzeit einen Mittelwert von einer Millisekunde.
Abschliessend:
Je mehr ich teste, desto mehr Fragen tauchen auf. Ich bin beispielsweise echt gespannt, ob in einer anderen Wohnung allenfalls ein anderer Hersteller in die Röhre gucken müsste. Es hat für mich momentan den Anschein, dass so wie nicht jeder Deckel auf jeden Topf passt, auch nicht jeder Adapter in jede Dose gesteckt werden sollte.
Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.
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