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Playstation Portal im Test: Unnötiges Gadget oder essenzielles PS5-Zubehör?

Mit der Playstation Portal streamst du deine PS5-Games im Handheld-Format. Trotz anfänglicher Skepsis kann mich das Gerät im Test überzeugen. Die Sache hat aber einige grosse Haken.

Über zehn Jahre nach dem Launch der Playstation Vita veröffentlicht Sony mit der Playstation Portal einen neuen Handheld. Im Vergleich zur Vita ist er aber nicht als eigenständiges Gerät, sondern lediglich als Zubehör für die Playstation 5 konzipiert. Mit der mobilen Hardware kannst du deine PS5-Games streamen und sie unabhängig vom TV geniessen – theoretisch auch unterwegs.

Was kann die Playstation Portal?

Die Playstation Portal ist ein reines «Remote Play»-Gerät, das wie ein gestreckter Dualsense-Controller mit 8-Zoll-Display aussieht. Mit dem Handheld streame ich meine Spiele mit 1080p-Auflösung und 60 Bildern pro Sekunde von der eigenen PS5. Die muss dafür eingeschaltet sein oder sich im Ruhemodus befinden.

Gemäss Sony erziele ich die besten Ergebnisse, wenn die PS5 per Kabel mit dem Router verbunden ist und ich mich mit der Playstation Portal per WLAN im selben Netzwerk befinde. Aber auch ausserhalb der eigenen vier Wände kann ich PS5-Inhalte via Internetverbindung auf den Handheld streamen. Zum Beispiel mit einem mobilen Hotspot oder in einem öffentlichen WLAN. Bei letzterer Variante muss ich aber mit erheblichen Einschränkungen rechnen.

Was kann die Playstation Portal nicht?

Bei vielen öffentlichen WLAN-Netzwerken muss ich mich zunächst auf einer Webseite registrieren, bevor ich den Zugang zum Internet nutzen kann. Die Playstation Portal hat aktuell keinen Webbrowser, mit dem die Anmeldung in ein öffentliches WLAN möglich wäre. Das heisst: In den meisten Hotels, Cafés oder anderen öffentlichen Einrichtungen kann ich mit meiner Playstation Portal im WLAN nicht spielen. Ärgerlich.

Update vom 20.11.2024
Sony hat mittlerweile eine Cloud-Streaming-Funktion via Software-Update nachgereicht. Alle Infos dazu:

Mit der Playstation Portal kann ich auch keine Medieninhalte streamen. Öffne ich via Portal eine Medien-App auf der PS5, wie beispielsweise Youtube, werde ich mit einer Fehlermeldung konfrontiert. Einen App-Store oder ähnliches gibt es nicht – Medien-Apps herunterladen, um Inhalte direkt auf dem Handheld zu streamen, ist deshalb auch nicht möglich.

Design und Ergonomie: eine angenehme Überraschung

Die Playstation Portal sieht aus, als hätte Sony einen Dualsense-Controller in der Mitte zerbrochen und ein Tablet zwischen beide Hälften geklebt. So richtig anfreunden kann ich mich mit dem Design nicht. Meine Redaktionskolleginnen und -Kollegen haben das Gerät aber als «sexy» und «schick» bezeichnet. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten.

Einen grossen Vorteil hat das merkwürdige Design: Die Streaming-Konsole liegt verdammt gut in den Händen. Im Vergleich zu anderen Handhelds kann ich die Playstation Portal an den beiden Controller-Griffen richtig gut festhalten. Dank Abstand zwischen Display und Griffen halte ich die Konsole wie ein ganz normales Gamepad. Damit ist die Playstation Portal meinen anderen portablen Geräten, dem Steam Deck und der Nintendo Switch, meilenweit überlegen.

Im Vergleich zu den Dualsense-Controllern hat Sony im Handheld etwas kleinere Analog-Sticks verbaut. Das fällt beim Spielen aber kaum auf. Sonst bietet die Playstation Portal alle Features, die ich mir von den PS5-Controllern gewohnt bin: Bewegungssteuerung, hervorragendes haptisches Feedback, Mikrofon und adaptive Trigger. Das Dualsense-Touchpad wird mithilfe von virtuellen Touchpads am linken und rechten Bildschirmrand simuliert.

Die Verarbeitungsqualität der Playstation Portal ist sehr gut. Auch wenn ich das Gerät in entgegengesetzte Richtungen verdrehe, gibt der Handheld nicht nach und ich höre kein Knarzen. Einzig die untere Hälfte des Displays bereitet mir Sorgen – diese «schwebt» ohne Rückhalt einige Zentimeter in der Luft.

Etwas umständlich platziert sind der USB-C-Ladeport und die Kopfhörerbuchse. Diese befinden sich auf der Rückseite des Gerätes unter der weissen Abdeckung. Das Ein- und Ausstecken von Ladekabel und Kopfhörer ist aufgrund der versteckten Platzierung mitunter etwas fummelig.

Display, Lautsprecher und Akku: Könnte besser sein

Ebenfalls enttäuschend ist die Akkuleistung. Gemäss Sony soll die Playstation Portal ungefähr so lange Saft haben, wie ein normaler Dualsense-Controller. Also ungefähr drei bis fünf Stunden. Das stimmt mit meinen eigenen Erfahrungen überein. Für einen reinen Streaming-Handheld finde ich das zu wenig.

Wie gut funktioniert das Streaming zu Hause?

Den Input-Lag spüre ich je nach Game und je nach Spielsituation mehr oder weniger. Nach kurzer Eingewöhnungszeit kann ich die Verzögerung zwischen Knopfdruck und Aktion im Spiel gut ignorieren – vor allem in storyfokussierten Singleplayer-Games.

Damit du dir einen Eindruck vom Input-Lag machen kannst, habe ich in einem Test-Video den süssen Roboter aus «Astro's Playroom» hochspringen lassen. Im Hintergrund siehst du meinen Fernseher mit angeschlossener PS5. Aufgenommen habe ich das Video mit meinem Galaxy S23 Ultra und der Zeitlupe-Funktion mit 240 FPS.

Wie gut funktioniert das Streaming unterwegs?

Ausserhalb meiner Wohnung teste ich die Playstation Portal in drei Szenarien: im Büro, im Zug und in Cafés. Nutze ich den Streaming-Handheld ausserhalb meines Heimnetzwerks, empfiehlt Sony eine Mindestgeschwindigkeit von 5 Mbps. Für ein «optimales Spielerlebnis» sollte die Geschwindigkeit der Internetverbindung 15 Mbps betragen. Sowohl beim Upload des Streams von der PS5 als auch beim Download auf die Portal.

Ich teste das Gerät zudem auf meiner Pendelstrecke zwischen Bern und Zürich. Erwartungsgemäss ist eine stabile Verbindung im Zug unmöglich. Besonders zu Stosszeiten, in denen dutzende andere Hotspots im Zug laufen. Gut zu wissen: Bricht meine Verbindung während dem Spielen ab, gehen keine Spieldaten verloren. Die PS5 läuft zu Hause weiter und versetzt sich bei längerer Inaktivität automatisch in den Ruhemodus.

Klar, der Input-Lag ist deutlich grösser als zu Hause. Und in unregelmässigen Abständen sackt die Qualität des Streams für kurze Zeit in den Keller. Aber es funktioniert. Games wie «Like a Dragon Gaiden» oder «Spider-Man 2» möchte ich so aber nicht spielen müssen. Adventures, Puzzle-Games, rundenbasierte RPGs oder Strategiespiele kann ich mir in diesem Szenario aber gut vorstellen.

Vergleich mit Remote-Apps für Android und iOS

Die «Remote Play»-Funktion ist im Playstation-Kosmos nichts Neues. Schon seit der PS3 besteht auf Sonys Plattform die Möglichkeit, Konsolen-Inhalte auf andere Geräte zu streamen. Aktuell kannst du PS5-Inhalte via «Remote Play»-App auch auf PCs, Android- und iOS-Geräten streamen. Für diesen Test schaue ich mir die App-Lösungen für mein Galaxy S23 Ultra und mein iPad an, um die Performance mit der Playstation Portal zu vergleichen.

Grundsätzlich performen die Apps und die Playstation Portal bei mir zu Hause ungefähr gleich. Der Verbindungsaufbau via App ist auf dem Galaxy-Phone und dem iPad sogar noch einen Tick kürzer. Dafür schwankt die Verbindungsqualität mehr als auf der Playstation Portal. Der Input-Lag ist gefühlt identisch. Ein schöner Vorteil im Vergleich zu Sonys Hardware: Ich kann auch Bluetooth-Kopfhörer zum Zocken verwenden.

Technisch funktioniert das Ganze also ungefähr gleich wie auf Sonys neuem Handheld. Möchtest du vor dem Kauf einer Playstation Portal testen, wie gut «Remote Play» bei dir zu Hause funktioniert, kannst du das also gut mit der Android- oder iOS-App machen. Mir wird aber schnell wieder klar, wieso ich die «Remote Play»-Apps bisher links liegen gelassen habe: Das Einrichten ist mühsam und die Steuerung nervt.

Will ich mit den «Remote Play»-Apps PS5-Games spielen, muss ich zu viele Hürden überwinden und zu viele Kompromisse eingehen. Im Vergleich dazu fühlt sich die Playstation Portal wie ein Premium-Paket an, das von der Spielerfahrung her sehr nahe an der PS5 ist.

Fazit: Solider Handheld mit Einschränkungen

Falls du auf der Suche nach einem Gerät bist, mit dem du deine PS5-Games zu Hause flexibler spielen kannst und du mit dem Input-Lag und Limitationen leben kannst, ist die Playstation Portal das richtige Gerät für dich. Alle anderen lassen lieber die Finger von Sonys erstem Handheld seit über zehn Jahren und warten auf einen echten Vita-Nachfolger. Träumen darf man ja.

Die Playstation Portal ist ab dem 1. Dezember auch in der Schweiz erhältlich.

Titelbild: Domagoj Belancic

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Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.


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