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Photokina: Fujifilm legt im Mittelformat eine Schippe drauf

David Lee
27.9.2018

An der Photokina zeigt Fujifilm die neue Mittelformatkamera GFX 50R und einen Prototypen der GFX 100 mit «mindestens» 100 Megapixeln. Auch neue Objektive kommen bald auf den Markt. Doch für Marcel Weber von Fujifilm Schweiz ist das nicht einmal die grösste News.

Grosser Andrang beim Stand von Fujifilm: Alle wollten die neue Mittelformatkamera GFX 50R sehen, anfassen und ausprobieren. Wir mussten zuerst besprechen, wo wir das Video drehen können. Vor der Vitrine mit dem gesamten künftigen GFX Line up hatten wir so etwas Ähnliches wie Platz und Ruhe.

Da verdreifacht der Fujifilm-Konzern einfach mal sein Sortiment an Mittelformatkameras, und dennoch findet Marcel Weber, Key Account Manager von Fujifilm Schweiz, die wichtigste News zu Fujifilm sei etwas ganz Anderes: Dass Phase One in Zukunft die Fujifilm-Mittelformatkameras im Raw-Konverter Capture One unterstützen würde.

Was ist daran so bemerkenswert? Nun, Phase One ist selbst Hersteller von Mittelformatkameras und hat darum andere Mittelformathersteller (Pentax, Hasselblad, Fujifilm) aus dem eigenen Raw-Konverter rausgehalten. Nun hat sich Phase One offenbar zu einer Kehrtwende entschlossen und öffnet Capture One auch für die Konkurrenz. Aber das Besondere hier ist wohl eher, dass die Nachricht selbst für Brancheninsider überraschend kam, während die beiden Mittelformatkameras nicht ganz unerwartet kommen.

Fujifilm GFX 50R: quasi eine Kompaktkamera

Mittelformatkameras sind gross, schwer und teuer. Doch im Vergleich zu anderen Mittelformatmonstern ist die GFX50R quasi eine Kompaktkamera und hat auch diesen Formfaktor.

Video Producer Manuel Wenk mit der GFX 50R
Video Producer Manuel Wenk mit der GFX 50R

Sie ist relativ günstig, relativ leicht (775 Gramm) und relativ unauffällig. Immer mit Betonung auf «relativ». Reportagen-Fotograf Sandro Georgi hat die neue Kamera schon intensiv ausprobiert und war gerade zwei Wochen damit in Thailand. Er erzählt, dass er mit der Kamera auch Leute fotografieren konnte, ohne dass der Blick immer gleich auf die Kamera fiel. Dadurch, dass der Sucher auf der Seite liegt statt wie bei der GFX 50S in der Mitte, konnte er auch besser mit den Menschen kommunizieren. Der Fotograf sieht nicht nur den Sucherausschnitt, sondern merkt, was rund um ihn herum abgeht.

Die unverbindliche Preisempfehlung für Deutschland liegt bei 4499 Euro. Der genaue Preis für die Schweiz ist noch nicht geklärt, aber die neue Kamera wird auf jeden Fall deutlich günstiger sein als die knapp 7000 Franken, die du im Moment für die GFX 50S hinblättern musst. Die «inneren Werte» der Kamera übertreffen das bisherige Modell nicht. Der Sensor löst genau gleich wie bei der 50S mit 51.4 Megapixeln auf, ISO-Werte und Video-Möglichkeiten sind weitgehend identisch. Eine kleine Verbesserung gibts beim LCD, der bei der 50R in zwei Achsen gedreht werden kann. Die Kamera wird ab November 2018 verfügbar sein.

Passend zu der kompakten und sogar einhändig bedienbaren Mittelformatkamera kommt auch ein Pancake-Objektiv mit 50 mm Brennweite (entspricht einem Bildausschnitt von 40 mm im Kleinbildformat). Es gab hinter einer Vitrine ein Mockup des Objektivs zu sehen, doch weitere Details wie Erscheinungdatum, Preis und Gewicht sind noch unbekannt.

Der Megapixel-Knaller

Wann die GFX 100 kommt, ist noch unklar. Fujifilm hat erst die Entwicklung offiziell angekündigt, gibt aber gleichzeitig schon recht viele Details bekannt. Neben der Auflösung von 100 Megapixeln oder vielleicht etwas mehr wird die Kamera einen eingebauten Bildstabilisator haben. Sehr wichtig bei so hohen Auflösungen. Sie wird 4K beherrschen (bislang bietet GFX nur Full HD), und zwar bei 10 bit Farbtiefe.

Bild des Prototypen: So ähnlich wird die GFX 100 aussehen
Bild des Prototypen: So ähnlich wird die GFX 100 aussehen

Wird Mittelformat massentauglich?

Günstigere Preise, zumutbare Abmessungen, immer schnellere Prozessoren: Die Zeit arbeitet für das Mittelformat. Es wird wohl in Zukunft vermehrt auch für Hobbyfotografen eine Option sein. Trotzdem betont Marcel Weber, dass Mittelformat immer etwas Anderes sein werde als Kleinbildformat. Nicht eine Konkurrenz, eher eine Alternative. Zumindest die nächsten Jahre wird es so sein, dass beide Formate ihre Vor- und Nachteile haben.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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