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Panasonic Educational Partner: Die Apokalypse ist in etwa so gross wie ein Fussball

Wir werden alle sterben. Roboter werden kommen und uns den garaus machen. Die jüngste Bedrohung heisst Panasonic Educational Partner und ist ein faszinierender Prototyp, der viel kann und will, aber wirklich unheimlich ist.

An der IFA in Berlin werden nicht nur Neuheiten vorgestellt, die bald in den Handel kommen. Da und dort wird Technologie gezeigt, die es noch gar nicht gibt. Oder noch eine Weile lang nicht geben wird. Einer dieser Prototypen ist der Panasonic Educational Partner, der nicht nur die technologische Messlatte hoch setzt, sondern auch den Gruselfaktor in ungeahnte Höhen dreht.

Doch bevor ich die Roboterapokalypse hinaufbeschwöre und laut proklamiere, dass wir alle dem Tode geweiht sind, eine Erklärung des Educational Partners. Und ich werde auch mal schnell drauf eingehen, warum die Roboter uns hoffentlich nicht alle umbringen werden.

Die Zukunft in Fussballform

Der Panasonic Educational Partner ist klein, kompakt und farblich neutral gehalten. Er ist eine Kugel, die etwa so gross wie ein Fussball ist. Die Kugel besteht aus drei Elementen.

Ein skizzierter Grundriss des Educational Partners

Der Educational Partner soll dereinst zum Kameraden von Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren werden. Hier wird das Gerät wirklich gut, denn der grinsende Fussball, der in Kinderstimme mit einem leichten Lispeln spricht, soll mit allerlei Cloud-Diensten verbunden werden. Diese sollen ihn laufend über neue Spielmöglichkeiten, medizinische Erkenntnisse und Daten sowie einen ganze Berg andere Dinge informieren.

“Der Educational Partner soll dem Kind starke moralische und ethische Grundwerte mit auf den Lebensweg geben”, sagt eine Stimme aus dem Off während einer Präsentation. Ein Beispiel macht die Präsentation auf der Leinwand mit gesunder Ernährung. Der Educational Partner erzählt eine Geschichte, die im Wesentlichen so geht: “Iss dein Rüebli, dann wirst du mal so stark wie Carrot Man”.

Warum wir alle sterben werden

Der lispelnde, süsse Roboter ist unheimlich. Trotz seiner Kinderstimme klingt seine Stimme künstlich. Der Duktus einiger Sätze ist falsch, die Emoji-Gesichter decken sich nicht immer mit dem Gesagten. Er erzählt von moralisch-ethischen Werten und macht ein zwinkerndes Smiley-Gesicht. Nicht direkt vertrauenswürdig.

“Wir werden sogar noch dafür bezahlen, dass uns die von uns gekauften Roboter in unserem Haushalt töten werden”, sage ich. Neben mir beginnt ein Mann zu lachen. Stephanie nimmt das alles auf Kamera auf, meint aber, dass der Take Schrott sei weil sie mitlachen muss.

“Und das Teil könnte mit Messern bewaffnet sein”, füge ich an. Stephanie versaut wieder den Take. Wir sind nach sechs Tagen IFA definitiv zu müde für eine ernsthafte Diskussion von IT-Security-Risiken im Falle von Erziehungsrobotern.

Warum wir alle nicht sterben werden

Das ganze Szenario von den eingebauten Messern ist natürlich Unsinn. Dennoch: In so einem harmlosen kleinen Ball liegt ganz viel Gefahr für Leib, Leben und zu einem gewissen Grad die Menschlichkeit. Dies haben Autoren schon lange als Gedankengut aufgegriffen. Ich bin einer, der meint, dass das Gerede von wegen “$autor hat $ding vorausgesehen” Unsinn ist. Denn Fiktion ist nun mal genau das, Fiktion.

  • Ein mögliches Szenario mit Imprinting von Grosskonzernen hat Autor Max Barry in seinem Roman “Jennifer Government” beschrieben
  • Die stete Überwachung hat Dave Eggers wenig emotional wirksam in “The Circle” thematisiert
  • Indoktrinierung und vor allem aber Kontrolle ist das Hauptthema von George Orwells “1984”

In den Fragen der Robotik aber war Science-Fiction-Autor Isaac Asimov aber Vordenker, wenn man denn einen Fiktionsautoren Vordenker nennen kann. Er hat in seiner Kurzgeschichte “Runaround” drei Gesetze niedergeschrieben, denen jeder Roboter gehorchen müsse. Diese sind bis heute so mehr oder weniger der Standard bei der Entwicklung künstlicher Intelligenzen.

Im Jahre 1975 hat Asimov die Gesetze dann etwas gelockert und in der ersten Regel das Wort “wissentlich” hinzugefügt. Also, dass ein Roboter einen Menschen nicht wissentlich verletzen darf oder wissentlich zusehen, wenn ein Mensch verletzt wird. Ferner hat er anno 1985 ein “nulltes” Gesetz hinzugefügt, das es einem Roboter verbietet, der Menschheit als Kollektiv Schaden zuzufügen.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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