NBCUniversal
News & Trends

NBCUniversal und Wolf Games: Wenn KI das Fernsehen spielbar macht

Kim Muntinga
24.10.2025

Das US-Studio Wolf Games will TV-Formate wie «Law & Order» oder «The Office» in dynamische Spiele verwandeln. Dabei entscheidet die KI, wie sich Geschichten entfalten – und vielleicht bald auch, wer sie überhaupt noch schreibt.

KI soll Serienwelten lebendig machen

Wolf Games bezeichnet sich als «generative Entertainment-Firma». Die hauseigene KI-Engine soll Geschichten, Charaktere und Handlungsstränge dynamisch erzeugen und fortführen können. Spielerinnen und Spieler sollen künftig nicht mehr einfach eine Story erleben, sondern aktiv daran mitwirken – etwa als Ermittler im «Law & Order»-Kosmos oder als Büroangestellte im absurden Alltag von «The Office».

Wir wollen nicht AAA ersetzen, wir wollen daneben existieren.
Andrew Adashek, Mitbegründer von Wolf Games

Für NBCUniversal eröffnet die Partnerschaft neue Möglichkeiten, bestehende Marken zu monetarisieren und Fans langfristig an interaktive Formate zu binden. Serien, die bislang wöchentlich im TV liefen, könnten sich in offene Spielwelten verwandeln, die sich ständig weiterentwickeln.

«Die KI ist unser Partner, nicht unser Ersatz»

Mensch und Maschine: Wer erzählt wirklich?

Wie autonom die KI bei Wolf Games tatsächlich arbeitet, bleibt bislang unklar – und genau hier liegt der kritische Punkt. Nach Angaben der Gründer definiert das Team den erzählerischen Rahmen: die Figuren, ihre Beziehungen, das emotionale Grundgerüst und die Weltlogik. Die KI wiederum generiert darauf aufbauend Szenen, Dialoge und Handlungsvorschläge, die von den Autorinnen und Autoren geprüft, angepasst oder verworfen werden.

Damit bleibt der kreative Prozess hybrid. Menschen entwerfen die Dramaturgie, KI füllt die Lücken, testet Varianten und reagiert dynamisch auf Entscheidungen der Spielerinnen und Spieler. Das System soll die Geschwindigkeit und Flexibilität im Schreibprozess erhöhen, ohne dass die Kontrolle vollständig an die Maschine übergeht.

Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie viel kreative Verantwortung die KI langfristig übernehmen soll. Wenn ein Algorithmus Dialoge in Echtzeit schreibt oder neue Fälle in einer Krimiserie generiert, verschwimmt die Grenze zwischen Tool und Autor. Je weiter die Systeme lernen, desto mehr wird aus Assistenz Eigenständigkeit – und damit wächst auch die Verantwortung, festzulegen, wo die menschliche Handschrift beginnt und wo sie endet.

Zwischen Vision und Risiko

Die Idee, Serienwelten lebendig werden zu lassen, klingt verführerisch. Wer wollte nicht selbst Teil eines Kriminalfalls in «Law & Order» werden oder im Chaos von «The Office» überleben? Doch je näher KI an bestehende Figuren und Welten rückt, desto schwieriger wird es, ihre Authentizität zu bewahren.

Wolf Games verspricht, dass seine Technologie die «Integrität der Charaktere» respektiere. Aber kann eine Maschine wirklich nachvollziehen, warum ein Dialog funktioniert oder eine Szene emotional wirkt? KI versteht Struktur, aber keine Bedeutung. Sie erkennt Muster, aber keine Ironie, keine Subtexte, keine Emotion.

Damit steht Wolf Games vor einem Paradox: Je stärker die KI eingreift, desto größer die Gefahr, dass aus lebendigen Erzählwelten algorithmische Simulationen werden – perfekt getaktet, aber seelenlos.

Experiment mit offenem Ausgang

Wolf Games will noch 2025 mit dem Spiel «Public Eye» eine eigene Originalproduktion starten, bevor die ersten NBCUniversal-Titel folgen. Über das Spiel ist bislang wenig bekannt.

Laut Wolf Games soll es jedoch das Potenzial der hauseigenen KI-Technologie erstmals praktisch demonstrieren: als interaktives Krimi-Erlebnis, das dynamisch auf Entscheidungen der Spielenden reagiert. Weitere Details zu Handlung, Plattform oder Veröffentlichungstermin gibt es derzeit nicht.

Ob generative KI das Storytelling bereichert oder entwertet, hängt davon ab, wie verantwortungsvoll sie eingesetzt wird. Wenn Wolf Games wirklich schafft, die Maschine zum Werkzeug statt zum Autor zu machen, könnte sie ein neues Kapitel in der interaktiven Unterhaltung aufschlagen. Wenn nicht, droht ein Überangebot an glatten, austauschbaren Welten. Perfekt berechnet, aber ohne Herz und Charme.

Titelbild: NBCUniversal

6 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Die Interessen sind vielfältig, gerne genieße ich einfach nur das Leben. Immer auf der Suche nach News aus den Bereichen Darts, Gaming, Filme und Serien.


Gaming
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Filme und Serien
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

News & Trends

Vom neuen iPhone bis zur Auferstehung der Mode aus den 80er-Jahren. Die Redaktion ordnet ein.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • News & Trends

    «Sopranos»-Schöpfer David Chase arbeitet an neuer HBO-Serie über CIA-Projekt «MKUltra»

    von Kim Muntinga

  • News & Trends

    «Little Nightmares»: Neuer Comic «Descent to Nowhere» angekündigt

    von Kim Muntinga

  • Meinung

    «The Alters» & Co.: warum Gamer zurecht gegen den Einsatz von KI protestieren

    von Debora Pape