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Mittendrin statt nur dabei: Die VAR-App kommt für die deutsche Fußball-Bundesliga

Kim Muntinga
18.10.2023

Der DFB hört endlich auf die Fans. Die Entscheidungsfindung des Video Assistant Referees soll künftig transparenter gemacht werden. Eine entsprechende VAR-App soll frühestens ab der Rückrunde zum Einsatz kommen.

Erst Jubel, dann ein Raunen in der Menge: Videobeweis. Die Entscheidung des Schiedsrichters auf dem Platz wird vom VAR oder auch Video Assistant Referee überprüft: Zählt das Tor oder nicht? Der Zuschauer zu Hause hat im Normalfall wenigstens die Wiederholung. Die Fans im Stadion bangen nur noch, wie die endgültige Entscheidung lautet. Und normalerweise gibt es nicht einmal eine Erklärung des Schiedsrichters, warum das Tor nun vielleicht nicht mehr zählt. Oft zum Ärger der Fans. In anderen Sportarten klappt das viel besser.

Unter anderem aufgrund mangelnder Transparenz ist das System umstritten. Vielfach heißt es: Wenn schon VAR, dann bitte eine transparente Darstellung. Der Schiedsrichter soll für alle im Stadion erklären, warum und wie er oder sie zu dieser Entscheidung gekommen ist.

Der Videobeweischef des DFB, Jochen Drees, hatte bereits 2023 mit dem Gedanken gespielt, eine VAR-App zu etablieren. Diese App soll konkret die Entscheidungen des Video Assistant Referees für Fans nachvollziehbar machen. Zum aktuellen Stand äußerte sich Drees gegenüber der dpa folgendermaßen:

Wir sind uns einig, dass eine App für Zuschauer im Stadion ein Hilfsmittel sein kann. Die Ideenphase dazu ist abgeschlossen, wir sind nun in einer Planungsphase und fragen uns, wie die Umsetzung gelingen kann.
DFB-Videobeweischef Jochen Drees

Was kann die App?

Kurz zusammengefasst: Die App soll vor allem den Fans im Stadion, aber auch denen vor den Bildschirmen, mehr und genauere Einblicke bei den Eingriffen und der Entscheidungsfindung des Videoschiedsrichters geben. Darüber hinaus ist derzeit auch geplant, dass der Zuschauer auf die Videosequenzen zugreifen kann, die dem VAR zur Verfügung stehen. So sollst du als Fan die Situation aus der Sicht des Schiedsrichters selbst beurteilen können.

Der Goldstandard sollte einfach sein, dass Stadionbesucher wie Fernsehzuschauer die gleichen Bilder bei VAR-Situationen sehen.
DFB-Videobeweischef Jochen Drees

Ein weiteres, sehr ambitioniertes Ziel ist laut Drees, die Kommunikation zwischen Schiedsrichter und Videoassistenten öffentlich zu machen. Die Premier League hat dies beispielsweise vor ein paar Wochen im Nachhinein in Bezug auf die Fehlentscheidung des nicht gegebenen Tores von Liverpool getan.

Allerdings besteht in diesem Bereich ebenfalls noch Klärungsbedarf, so der DFB-Videobeweischef: etwa mögliche rechtliche Probleme und welche Plattform man dafür nutze.

Woran hapert es noch?

Wie Drees bereits anmerkt, befindet sich der DFB derzeit in einer Planungsphase und überlegt, wie die Umsetzung einer solchen App funktionieren könnte. Zwei Punkte stechen dabei heraus. «Dabei geht es unter anderem auch um Rechteverwertung. Und das System muss im Stadion einwandfrei funktionieren», so Drees.

Gerade die Funktionalität im Stadion halte ich derzeit noch für sehr schwierig. Nicht selten habe ich bei meinen Stadionbesuchen in Deutschland keinen Internetempfang, weil das Netz gnadenlos überlastet ist. Leider ist und bleibt Deutschland in diesem Bereich in der Steinzeit. Wie das also funktionieren soll, ist mir ein Rätsel. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Drees betont auch, dass mit dem endgültigen Start der VAR-App «frühestens im Verlauf der Rückrunde» zu rechnen sei.

Was machen andere Länder?

Noch ist in keinem Land eine App im Einsatz. Allerdings gehen sowohl England als auch Italien bereits andere Wege, um die Transparenz der VAR-Entscheidungen zu verbessern. In Italien strahlt DAZN seit einigen Wochen am Ende eines Spieltages das Format «VAR Open» aus. Darin analysiert und diskutiert der italienische Schiedsrichter-Chef Gianluca Rocchi einzelne Szenen und Entscheidungen inklusive des Funkverkehrs zwischen Schiedsrichter und Videoschiedsrichter. In England gibt es wiederum eine Show namens «Match Officials: Mic’d Up». Darin bezieht der Chef des Schiedsrichter-Verbandes PGMOL Howard Webb Stellung zu verschiedenen Szenen. Funkaufnahmen sind auch hier inkludiert.


Aus meiner Sicht wird es spannend sein zu sehen, wie eine solche Innovation das Stadionerlebnis verändern kann und ob sie die bisher fehlende Akzeptanz des Videoschiedsrichters fördern kann. Das Konzept des Videobeweises halte ich persönlich nach wie vor für gut, nur die Umsetzung ist leider massiv verbesserungswürdig.

Was hältst du vom VAR? Findest du die Idee gut, die Transparenz der Videobeweis-Entscheidungen zu erhöhen? Welche Verbesserungen würdest du dir bei der Umsetzung wünschen? Schreibe es mir gerne in die Kommentare.

Titelfoto: Thomas Boecker/DFB

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