
Hintergrund
Diese neuen Macs werden bis Ende Oktober erwartet
von Samuel Buchmann
Das kommende macOS «Tahoe» wird als letztes Betriebssystem Intel-Chips unterstützen. Damit dein Mac auch künftig läuft, kannst du wie ich bereits jetzt auf Linux umsteigen. Bei den letzten Intel-basierten Modellen gibt es aber Hürden.
In drei Jahren ist Schluss mit macOS auf deinem Intel-Mac: Sicherheitsupdates für das kommende macOS Tahoe gibt es nur noch bis 2028. Danach unterstützt Apple ausschliesslich die eigenen M-Chips. Da sich mein MacBook Pro 16 von 2020 aber bereits mit macOS Sequoia behäbig anfühlt, bin ich vor einem Monat bereits auf die Linux-Distribution Kubuntu umgestiegen.
Aufgrund des verbauten T2-Sicherheitschips verlief der Umstieg aber alles andere als einfach. Denn der Chip macht das Trackpad und die Tastatur meines MacBooks unter Linux erstmal unbrauchbar.
Apple wird die letzten Intel-basierten Geräte 2028 immerhin mindestens acht Jahre lang mit Sicherheitsupdates versehen haben. Dank der hervorragenden Verarbeitung und der Spezifikationen werden die Computer leistungstechnisch aber auch dann noch problemlos für alltägliche Aufgaben ausreichen. Da wäre es schade, sie einfach so zu ersetzen.
Das Open-Source-Betriebssystem Linux kann hier in die Bresche springen. Eine der herausragenden Eigenschaften von Linux ist, dass es auch auf älterer Hardware problemlos läuft. Zudem existiert eine Vielfalt an Distributionen. Sie sind auf unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen zugeschnitten. Einige davon sind speziell für ältere Hardware optimiert. Sie zeichnen sich durch Ressourceneffizienz und eine schlanke Architektur aus. Du kannst also auch noch ein Mac-Gerät von 2013 damit betreiben.
Hinzu kommt, dass du mit Linux Zugriff auf aktuelle und sichere Softwarepakete hast. Linux-Distributionen werden kontinuierlich gewartet und aktualisiert. Es werden also nicht nur Sicherheitslücken schnell geschlossen, sondern du bekommst auch immer neue Funktionen. Das ist ein grosser Vorteil gegenüber veralteten macOS-Versionen.
Mit Linux kannst du die Lebensdauer deines alten Macs also erheblich verlängern. Das macht sowohl finanziell als auch ökologisch Sinn.
Bei den meisten Mac-Geräten gestaltet sich die Installation von Linux einfach. Mit Vorbereitung und tatsächlicher Installation brauche ich jeweils etwa eine halbe Stunde, bis das neue Betriebssystem installiert ist. Da ich bereits vor einigen Monaten am Desktop-PC von Windows auf Linux umgestiegen bin, weiss ich, wie der Hase läuft. Dachte ich zumindest. Es ging derart einfach, dass ich mich auch am MacBook guter Dinge an die Arbeit gemacht habe: ISO-Datei herunterladen, damit einen bootfähigen USB-Stick bespielen und auf diesem booten, um die Linux-Distribution meiner Wahl zu installieren.
Bis hierhin lief auch bei meinem Projekt «Linux auf Mac» alles plangemäss. Als ich dann aber im Installationsmenü die Sprache auswählen wollte, konnte ich das nicht. Weder mit dem Trackpad noch mit der eingebauten Tastatur. Es tat sich schlicht nichts. Als ich dann eine externe Maus und Tastatur angeschlossen habe, ging es plötzlich. Wo lag das Problem?
Beim Apple T2-Chip. Dabei handelt es sich um einen Sicherheitschip, der in den letzten Intel-basierten Macs von Apple verbaut wurde. Welche das sind, siehst du in dieser Liste. Der Chip bietet verschiedene Sicherheits-und Controller-Funktionen für das Betriebssystem. Zu seinen Aufgaben gehört auch die Kommunikation zwischen dem Trackpad / der Tastatur und dem System. Da Apple die nötigen Treiberinformationen für Linux-Distributionen nicht herausgegeben hat, erkennt der Linux-Kernel das Trackpad und die Tastatur jedoch nicht.
Wie immer gibt es auch für dieses Problem Workarounds. Sie sind aber mit viel Aufwand und Know How verbunden, etwa dem manuellen Installieren passender Kernel-Module. Glücklicherweise ist die Linux-Community äusserst aktiv. Das Projekt «t2linux» bietet auf ihrer Webseite nicht nur die Kernel-Module, sondern gar angepasste ISOs für diverse Linux-Distributionen, darunter Arch, Fedora und Ubuntu. Diese ermöglichen es, bereits bei der Installation des Betriebssystems den entsprechenden Kernel zu nutzen. So muss ich keine externe Tastatur und Maus anschliessen, sondern kann Linux mit Trackpad und integrierter Tastatur installieren.
Neben den ISOs findest du ausführliche Anleitungen zur Installation der Distributionen und Antworten zu den häufigsten Problemen. Dank t2linux ist die Installation von Linux auf einem Mac mit T2-Chip ähnlich einfach wie auf dem PC. Ich schreibe «ähnlich», weil es zumindest bei mir dennoch nicht ganz reibungslos ablief.
Ursprünglich wollte ich auf dem MacBook das auf Arch basierende CachyOS ausprobieren. Die Installation hat dank t2linux auch geklappt, aber leider stimmte etwas mit dem Treiber für den Lüfter nicht. Dieser drehte jeweils innert kurzer Zeit voll auf – obwohl ich der Anleitung zur Installation des Treibers gefolgt bin.
Deshalb habe ich mich entschieden, dem macOS-Prinzip erstmal treu zu bleiben und habe Ubuntu ausprobiert. Ubuntu ähnelt nämlich dem Betriebssystem von Apple. Aber obwohl ich macOS seit Jahren nutze, kam ich mit GNOME, der grafischen Oberfläche zur Verwendung von Ubuntu, nicht klar. Sie macht für mich schlicht keinen Sinn. Deshalb folgte ich dieser Anleitung und wechselte auf den KDE Plasma Desktop. Diese Oberfläche ähnelt jener von Windows und ich nutze sie auch an meinem Desktop-PC mit der Linux-Distribution Bazzite.
Dieses Setup nutze ich jetzt etwas mehr als einen Monat – und ich möchte nicht mehr zurück auf macOS. Dank des schlankeren Betriebssystems läuft mein MacBook Pro deutlich schneller. Das wirkt sich auch auf die Akkulaufzeit aus: Mit macOS hat der Akku keinen Arbeitstag mehr durchgehalten, mit Kubuntu bleiben mir nach acht Stunden und 24 Minuten noch über zehn Prozent Batterie. Kurz: Obwohl es bereits fünf Jahre auf dem Buckel hat, fühlt sich mein MacBook richtig neu an.
Leider hat sich auch mit Kubuntu das Lüfterproblem nicht ganz verabschiedet. Der Lüfter springt häufiger an als mit macOS, aber er dreht immerhin nicht mehr voll auf, wie das unter CachyOS der Fall war.
Nun hoffe ich, dass ich das MacBook noch länger als 2028 als mobiles Arbeitsgerät nutzen kann. Somit tue ich nicht nur meinem Portemonnaie Gutes, sondern auch der Umwelt. Und nebenbei fühle ich mich noch extra speziell, wenn statt des Apple-Logos auf meinem Screen das Ubuntu-Logo erscheint.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.