Debora Pape
Hintergrund

Mit dem Insekten-Kampfpanzer durch den Park: Ich habe «Grounded 2» angespielt

Debora Pape
6.8.2025
Bilder: Debora Pape

Liebling, ich wurde schon wieder geschrumpft: Das ist das Motto von «Grounded 2». Das Survival-Spektakel fühlt sich nicht an wie ein ganz neues Spiel, sondern wie eine durchdachte Weiterentwicklung des ersten Teils.

In «Grounded 2» haben die Teenager aus dem ersten «Grounded» einfach Pech. Gerade sind sie von ihrem unfreiwilligen Mini-Abenteuer (haha!) zurückgekehrt und haben ihre menschliche Größe wiedererlangt, da passiert es wieder: Im Stadtpark sollen die vier für ihre Tapferkeit im Angesicht von Spinnen, Käfern und Ameisen geehrt werden. Doch etwas geht schief und ich erwache als Willow, dem Teenager meiner Wahl, in einem Labor in Coladosen-Größe.

«Grounded 2» setzt die Geschichte des ersten Teils fort. Trotz des Starts als Early Access gibt es hier diesmal von Anfang an mehr Hintergrundinformationen. So erfahre ich schnell, dass hinter den Schrumpfungsexperimenten das Unternehmen Ominent steckt. Um die Geschichte von «Grounded 2» zu verstehen, ist es nicht nötig, den ersten Teil gespielt zu haben. Zumal die Story sowieso eher im Hintergrund steht. Viel wichtiger sind die wunderschöne Spielwelt und ihre Einwohner.

«Grounded» ist tot, es lebe «Grounded 2»

«Grounded 2» spielt sich fast genau gleich wie der Vorgängertitel aus dem Jahr 2020: Ich bin ein geschrumpfter Teenager und versuche in der Ego- oder Third-Person-Perspektive, mich in der wunderschönen Gartenwelt gegen Krabbelviecher mit zu vielen Beinen zu verteidigen. Wenn gewünscht, auch im Koop mit bis zu drei weiteren Personen.

Ganz in Survival-Manier muss ich aufpassen, nicht zu verhungern und zu verdursten. Aus Grashalmen errichte ich eine Basis, die Schutz gegen Feinde gewährt und die ich nach meinem Geschmack ausbauen und einrichten kann. Durch das Analysieren neu eingesammelter Gegenstände schalte ich zusätzliche Baupläne für die Basis und meine Ausrüstung frei.

Ein großer Wassertropfen für den kleinen Durst.
Ein großer Wassertropfen für den kleinen Durst.

Beim Einsammeln versteckter pinker Blasen erhalte ich sogenannte «Rohwissenschaft». Damit kann ich meine Skills verbessern. Dazu dienen darüber hinaus auch Mutationen, Hirnschmalz-Freischaltungen sowie auffindbare Milchzähne – warum Letzteres? Frag mich nicht, ich geb’s nur weiter und die gab es auch schon im Vorgänger.

Das Aufschlagen von Milchmolaren bringt mir Punkte zum Verbessern meiner Attribute.
Das Aufschlagen von Milchmolaren bringt mir Punkte zum Verbessern meiner Attribute.

Mit dem Peep-Mode, einer Art Fernglas, erspähe ich Tiere und kann ihre Schwächen und Resistenzen erkennen. Mache ich das erstmals bei einer Tierart, bekomme ich dafür eine Sammelkarte. Toll wäre, wenn die Schwächen auch im Kampf angezeigt werden würden. Das beste gesammelte Wissen nützt mir nichts, wenn ich unerwartet in einen schweren Kampf komme und die Infos auf der Kreaturenkarte nicht auswendig kenne.

Der Peep-Mode zeigt mir die Schwächen meiner Gegner.
Der Peep-Mode zeigt mir die Schwächen meiner Gegner.

Die Spielwelt: weiterhin wunderschön

Wie auch beim Vorgänger bringt «Grounded 2» eine wunderschön gestaltete Spielwelt mit. Sonnenstrahlen scheinen durch dünne Gräser und bunte Blüten strecken sich gen Himmel. Farbdynamisch gefällt mir der erste Teil mit seinen bunteren, frischeren Farben allerdings etwas besser. In «Grounded 2» wirkt die Welt leicht sepia-getönt und weniger kontrastreich.

Der ganze Park fühlt sich sehr lebendig an. In Spinnennetzen zappeln Läuse und Fliegen. Überall kreucht und fleucht irgendwas. Manchmal sogar zu viel. Ständig werde ich von kleinen, roten Milben angesprungen, die zwar keine Gefahr darstellen, aber trotzdem nerven. Und immer wieder laufe ich ungewollt in die Aggro-Range irgendeines Käfers, weil ich die Grashalmspitzen weit über mir nach begehrten Tautropfen absuche.

Ein Marienkäfer: alter Bekannter aus «Grounded 1».
Ein Marienkäfer: alter Bekannter aus «Grounded 1».

Größer, besser, mehr

Die offene Welt von «Grounded 2», der Brookhollow Park, ist deutlich größer als der Garten in Teil 1. Neben altbekannten Tieren gibt es nun weitere Arten, zum Beispiel Raupen, Skorpione und Schnecken. Der gefürchteten Wolfsspinne bin ich bislang nicht über den Weg gelaufen, aber ich bin mir sicher: Das Mistvieh lauert in irgendeiner dunklen Ecke und wird mich früher oder später zu Tode erschrecken.

Eine niedliche Weinbergschnecke. Gehe ich zu dicht ran, versteckt sie sich in ihrem Gehäuse.
Eine niedliche Weinbergschnecke. Gehe ich zu dicht ran, versteckt sie sich in ihrem Gehäuse.

Für Arachnophobiker bietet auch «Grounded 2» einen Modus, der Spinnen in niedliche Blobs verwandelt, aber ich will sie als das sehen, was sie sind: furchterregende Biester. Ich. Hasse. Spinnen.

Eine Neuerung ist das gute Kistenmanagement in «Grounded 2» zwar nicht, aber ich möchte es trotzdem hervorheben. Sammle ich Ressourcen ein und verstaue sie ordentlich in Lagern, nutzt das Spiel die eingelagerten Materialien automatisch für den Bau und beim Herstellen von Gegenständen. Das spart viel Sortiererei.

Schade finde ich, dass das Entwicklerstudio die Rüstungen gefühlt eins zu eins aus dem Vorgänger übernommen hat. Ich trage den gleichen Klee-Poncho und den gleichen Ameisenhelm. Für einen Teil 2 finde ich das lame.

Ich und mein Kampfpanzer

Eine große Neuerung von «Grounded 2» sind die tierischen Begleiter, die mich stark an den Konkurrenten «Smalland» erinnern. Den ersten sogenannten Buggy (...haha!), eine Kriegerameise, bekomme ich schon nach den ersten Spielstunden. Dazu muss ich ein Kriegerameisenei aus einem Ameisenbau klauen. Das erweist sich schwieriger als gedacht: Mir gehen nach langer Rennerei im dunklen Untergrund im Kampf gegen zu viele Ameisen die Heilverbände aus – und sterbe schließlich in Sichtweite des begehrten Eis an einer Vergiftung. Für den zweiten Versuch bereite ich mich besser vor und bin erfolgreich.

Ich habe das begehrte Ei und jetzt schnell raus aus dem Ameisenbau!
Ich habe das begehrte Ei und jetzt schnell raus aus dem Ameisenbau!

Zwölf Ingame-Stunden – etwa 20 Minuten in realer Zeit – liegt das Ei danach in der Brutmaschine, dann kann ich endlich meinen Buggy in Empfang nehmen. Now we are talking!

Bis zu diesem Punkt waren Kämpfe gegen starke Käfer und Spinnen ein mühsames Unterfangen. Oft rettete ich mein Leben nur durch eine Flucht durch den gefühlt halben Park. Auch das Sammeln von Grashalmen für den Basenbau ist zu Fuß eine langwierige Angelegenheit, weil ich immer nur fünf Halme gleichzeitig tragen kann.

Erst brüten, dann reiten.
Erst brüten, dann reiten.

Mit dem Buggy habe ich einen starken und treuen Partner an meiner Seite: Im Ameisensattel bin ich schneller, schlage im Kampf härter zu, habe ein größeres Inventar und meine Kriegerameise bringt Grashalme und Löwenzahnstängel für den Basenbau ruckzuck zu Fall. Statt fünf Halmen kann sie ganze zwölf tragen. Sogar ein Staubsauger-Modus ist integriert: Darin sammelt mein Buggy alles am Boden auf, was ihm vor die Fühler kommt. Das spart mir beim Ressourcensammeln viele Tastendrücke.

Bin ich ausnahmsweise auf meinen eigenen Beinen unterwegs, eilt mir meine Ameise im Kampf automatisch zur Seite. Und als wäre das nicht schon genug: Buggys haben auch noch individuelle Fähigkeiten. Meine Kriegerameise kann eine zusätzliche Arbeiterameise betören, die mir beim Kämpfen auch noch hilft.

Meine neue beste Freundin: eine Kriegerameise.
Meine neue beste Freundin: eine Kriegerameise.

Sogar das einfache Geradeauslaufen wird einfacher: Der Park ist von hohen, stabilen Grashalmen bedeckt – wie Bäume. Ich muss ihnen auf meinen Touren ausweichen und renne dadurch ständig im Zickzack. Auf meiner Ameise sind mir Grashalme egal. Sie drückt sie einfach zur Seite.

Das neue Buggy-Feature ist wirklich ein Gamechanger für das Franchise. Mir kommt mein Gefährte sogar fast schon zu mächtig vor. Im Early Access gibt es bislang zwei freischaltbare Buggys, später sollen mehr dazukommen.

Ich und mein Omni-Tool

Eine wirklich sinnvolle Verbesserung in «Grounded 2» ist das Omni-Tool. Es behebt eine Unart, die in Survival-Spielen viel zu oft vorkommt: die zahlreichen notwendigen Tools für Grundfunktionen. In «Grounded 1» sind das eine Axt, ein Hammer, eine Schaufel und ein Reparaturwerkzeug. So viele Werkzeuge, die ich herumtragen und ausrüsten muss.

Im schlimmsten Fall passen nicht alle Tools und Waffen in die Werkzeugleiste und ich muss je nach Situation das benötigte Teil im Inventar suchen und es ausrüsten. Das macht ungefähr so viel Spaß wie ein Zahnarztbesuch.

Die Entwicklerinnen und Entwickler finden das vielleicht genauso nervig wie ich und lösen das Problem in «Grounded 2» elegant mit dem Omni-Tool. Das ist ein Werkzeug, das ich jederzeit um den Arm trage, es nimmt also auch keinen Platz im Inventar weg. Und es verfügt über all die Grundfunktionen, mit denen ich Materialien sammle. Ich kann damit Halme fällen, graben, Steine klopfen und meine Basis reparieren. Je nach Situation muss ich einfach nur die Aktionstaste drücken. Vielen, vielen, vielen Dank dafür!

Das Omni-Tool wünsche ich mir auch in anderen Games.
Das Omni-Tool wünsche ich mir auch in anderen Games.

Die einzelnen Funktionen des Omni-Tools kann ich wie die bisherigen Werkzeugstufen verbessern und dadurch später widerspenstigeres Unkraut umhacken. Für mich ist diese Lösung ein absoluter Win und andere Games sollten sich eine Scheibe davon abschneiden.

Vor lauter Gräsern sehe ich die Wiese nicht mehr

Vielleicht liegt es an mir. In «Grounded 1» fiel mir die Orientierung in der Welt in den ersten Spielstunden deutlich einfacher. Dort treffe ich schnell auf auffällige Orientierungspunkte wie einen Baseball und das Schrumpfgerät. In «Grounded 2» lande ich bei einem Rangerposten, einem Außenposten mit Terminals zur Freischaltung von Skills. Weil ich die Terminals am Anfang häufig benötige, richte ich hier ein temporäres Lager ein. In der Nähe des Postens gibt es aber fast nur Gras. Erhöhte und grasfreie Bereiche für einen besseren Überblick fehlen. In alle Richtungen sehe ich nur Grashalme.

In so einem Wald fällt mir die Orientierung schwer.
In so einem Wald fällt mir die Orientierung schwer.

Weil das Interface auch keine Kompassanzeige bietet, habe ich Schwierigkeiten, mir vor dem inneren Auge einen Überblick aufzubauen, wo was ist. Ich kann mir mit Wegmarken auf der Karte zwar helfen, doch ein Gefühl der Orientierungslosigkeit bleibt, bis ich endlich jeden Grashalm kenne.

Early-Access-Krankheiten

«Grounded 2» spielt sich trotz Early Access schon sehr gut. Größere Probleme hatte ich nicht. Manchmal bleiben Tautropfen in der Luft hängen, wenn ich einen Grashalm umhacke. Normalerweise sollten sie beim ersten Schlag herunterfallen. Einmal erscheinen nach dem Fällen eines Löwenzahnstamms keine einsammelbaren Stängelteile. Und nach dem Aufsteigen auf meine Ameise rutsche ich einmal vom Sattel in den Boden meiner Basis ab und kann mich nicht mehr befreien. Ein Respawn mit Haltbarkeitsverlust der Ausrüstung ist die einzige Möglichkeit.

Dieser Tropfen gehorcht nicht den Gesetzen der Schwerkraft.
Dieser Tropfen gehorcht nicht den Gesetzen der Schwerkraft.

Die deutsche Übersetzung im Spiel ist größtenteils gut, aber vor dem ersten Besteigen meines Buggys führte sie zu Verwirrung. Das Aktionsmenü zeigt das Wort «Wanddeko» anstatt «Aufsitzen» und auch wenn «Haustier» eine korrekte Übersetzung für das englische «Pet» ist, passt das im Kontext nicht. «Pet» kann auch «Streicheln» bedeuten, was hier gemeint ist.

«Wanddeko» und «Pet» – da ist etwas schiefgegangen.
«Wanddeko» und «Pet» – da ist etwas schiefgegangen.

Mein Fazit zum Early-Access-Game

«Grounded 2» bringt eine Reihe sinnvolle und spaßige neue Features mit. Allein die deutlich größere neue Spielwelt ist für «Grounded»-Fans Grund genug, den Sprung in den Park zu wagen. Trotzdem: Das Spiel erfindet das Rad aktuell nicht neu. Im Wesentlichen ist «Grounded 2» eben «Grounded» in noch besser.

Aber das muss nicht so bleiben. Das Entwicklerstudio hat bereits eine Roadmap für zukünftige Updates veröffentlicht. Geplant sind unter anderem neue Buggies, Rüstungen und Kreaturen. Außerdem wurden Features angekündigt, die potenziell neue Spielmechaniken einführen könnten, etwa Wasserbasen und «Coziness» – was auch immer Letzteres sein soll. Vielleicht bringt «Grounded 2» ja auch einen Hauch «Subnautica» ins Spiel.

«Grounded 2» ist seit dem 29. Juli für Xbox Series X|S und PC im Early Access erhältlich. Das Spiel wurde mir zu Testzwecken von Microsoft für Steam zur Verfügung gestellt.

Titelbild: Debora Pape

9 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Fühlt sich vor dem Gaming-PC genauso zu Hause wie in der Hängematte im Garten. Mag unter anderem das römische Kaiserreich, Containerschiffe und Science-Fiction-Bücher. Spürt vor allem News aus dem IT-Bereich und Smart Things auf.


Gaming
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Hintergrund

    «Dune: Awakening» angespielt: packend und überfordernd

    von Philipp Rüegg

  • Hintergrund

    «Dying Light: The Beast» Vorschau: zurück zu den Horror-Wurzeln

    von Domagoj Belancic

  • Hintergrund

    Der Sheriff ist back in town: Ich genieße eine Ballertour durch «The Division 2»

    von Debora Pape

4 Kommentare

Avatar
later