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EU verhängt erste DMA-Bussen gegen Apple und Meta
von Samuel Buchmann
Während sich die US-Techbubble um Donald Trump versammelt und sich liebkind macht, geht Microsoft einen anderen Weg. Sie wollen mehrere Milliarden in europäische Infrastruktur und Rechenzentren investieren – und versprechen, die europäische Souveränität zu unterstützen. Was steckt dahinter?
Es kriselt in der Beziehung zwischen den USA und Europa. Zölle, Isolationismus und kein klares Commitment der US-Amerikaner zum EU-US-Datenabkommen – das alles sorgt in Europa für grosse Bedenken hinsichtlich der Cybersicherheit. Denn die Abhängigkeit von US-amerikanischer Infrastruktur und die Sorge vor politischer Einflussnahme Trumps belasten das Geschäft.
Nun geht Microsoft unerwartet in die Offensive: Im hauseigenen Blog kündigte Präsident Brad Smith Investitionen in die Techinfrastruktur Europas an. Microsoft will sich in Höhe einer zweistelligen Milliardensumme pro Jahr daran beteiligen. Zudem machte er konkrete Zusagen zur digitalen Souveränität Europas.
In den nächsten zwei Jahren will Redmond seine Rechenzentren in Europa um 40 Prozent ausbauen – darunter in Deutschland, Frankreich und in mehreren skandinavischen Ländern. Über 200 Rechenzentren soll es bis Ende 2027 geben. Das geschieht natürlich nicht aus reiner Sympathie und Nächstenliebe: Der Bedarf an Cloud-Diensten und KI-Infrastruktur in Europa ist immens. Dabei hinkt der Kontinent sowohl den USA als auch China hinterher.
Die EU-Kommission plant zwar, die eigene Rechenzentrenkapazität bis 2030 zu verdreifachen, die Hilfe von Konzernen wie Microsoft ist jedoch mehr als willkommen. Microsoft macht das nicht alleine aus dem fernen Redmond, sondern zusammen mit europäischen Partnern: Der Softwareriese SAP und das IT-Consultingunternehmen Capgemini aus Frankreich sind ebenfalls involviert. Dabei investiert Microsoft auch Geld in europäische Cloud-Lösungen wie «Delos» – damit gibt das Unternehmen auch ein wenig Kontrolle ab.
Microsoft verspricht zudem, europäische Daten künftig ausschliesslich innerhalb der EU und EFTA-Staaten zu speichern. Zusätzliche Verschlüsselungsoptionen sollen sogar Microsoft selbst den Zugriff auf Kundendaten verwehren. Nur Kunden selbst könnten dann auf ihre Daten zugreifen. So würden sie auch den Cloud Act umgehen.
Backups der Cloud-Codes werden auf Schweizer Servern gelagert (Zürich und Genf). Dieses Vorgehen wolle Microsoft auch dann weiterführen, wenn die US-Regierung gerichtlich dagegen vorgehen will, so das Versprechen.
Ausserdem sollen lokale Behörden jeweils die Updates vor dem Roll-out gegenchecken dürfen, sodass keine Backdoor eingespielt werden kann. Auch die europäische Gesetzgebung soll stets eingehalten werden. Dafür will Microsoft einen europäischen CISO (Chief Information Security Officer) ernennen, der die Einhaltung der DSGVO und anderer Gesetze im Auge behält.
Kritische Stimmen monieren, dass Microsofts Europa-Offensive rein wirtschaftlich motiviert ist. Rund ein Viertel des Umsatzes 2024 erzielte Redmond in Europa (rund 62 Milliarden US-Dollar). Zudem inszeniere sich Microsoft als Stimme der Vernunft, während andere Techbros wie Zuckerberg, Musk oder Cook über EU-Regulierungen schimpfen und ein Katz-und-Maus-Spiel in Sachen Moderation, Marktmacht und Preisgestaltung spielen. Klar sei: Solange Microsoft und andere US-Unternehmen die Basistechnologie stellen und die Lieferketten kontrollieren, sei eine technologische Souveränität Wunschdenken.
Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.