«Interstellar»
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McConaughey und Caine geben ihre Stimmen an die KI

Luca Fontana
14.11.2025

Erst sorgte die KI-Schauspielerin Tilly Norwood für Empörung, jetzt folgt Hollywood selbst: Matthew McConaughey und Michael Caine lizenzieren ihre Stimmen an eine KI. Damit beginnt eine neue Debatte über Kreativität und Kontrolle.

Hollywood-Stimmen werden unsterblich – oder zumindest digital. Matthew McConaughey und Sir Michael Caine haben offiziell zugestimmt, dass ihre Stimmen als KI-Klone weiterleben dürfen. Möglich macht das das US-Unternehmen ElevenLabs, das gerade dabei ist, ein regelrechtes Sprach-Metaversum aufzubauen, wie sie in einem eindrucksvollen Video mit KI-generierter Stimme zeigen.

Beide Schauspieler haben einen Deal mit der New Yorker Firma unterschrieben. McConaughey geht sogar noch weiter: Er investiert in ElevenLabs und nutzt die Technologie gleich selbst. Sein Audio-Newsletter «Lyrics of Livin’» erscheint demnächst auch auf Spanisch – natürlich mit seiner eigenen Stimme, nur eben KI-generiert.

Caine wiederum wird Teil des sogenannten Iconic Voice Marketplace. Das ist eine Plattform, auf der Produktionsfirmen oder Kreative die Lizenz erwerben können, seine Stimme für eigene Projekte zu nutzen, etwa für Hörbücher oder Dokus. Das sorgt nicht nur in Hollywood für Stirnrunzeln, sondern auch bei uns in der aktuellen Folge des Tech-Telmechtelpodcasts ab Minute 31:26:

«Innovation soll Menschlichkeit nicht ersetzen – sondern feiern»

So beschreibt Caine selbst die Idee hinter seinem Deal. Der 92-Jährige sagt, ElevenLabs ermögliche, «Stimmen zu bewahren und zu teilen, nicht um sie zu ersetzen, sondern um sie zu feiern». McConaughey klingt ähnlich begeistert: KI solle helfen, Geschichten «in mehr Sprachen und für mehr Menschen zugänglich zu machen».

Phil Collins sang in Disneys «Tarzan» in zig Sprachen. McConaughey lässt nun die KI für sich Spanisch sprechen. Und zwar spanisch.
Phil Collins sang in Disneys «Tarzan» in zig Sprachen. McConaughey lässt nun die KI für sich Spanisch sprechen. Und zwar spanisch.
Quelle: «The Wolf of Wallstreet»

ElevenLabs positioniert sich damit bewusst als Gegenentwurf zu jenen Firmen, die Stimmen einfach ohne Zustimmung, ohne Kontrolle und ohne Entschädigung aus dem Internet abgreifen und nachbilden. Das neue Lizenzmodell soll das ändern: Nur wer seine Stimme freiwillig freigibt, wird im Marketplace geführt. Neben Caine sind dort auch bereits legendäre Persönlichkeiten wie Judy Garland, John Wayne oder Alan Turing vertreten.

Von Tilly Norwood bis ElevenLabs – dieselbe Debatte, andere Seite

Erst Anfang Oktober hatte die Vorstellung der ersten KI-Schauspielerin Tilly Norwood am Zurich Film Festival für weltweite Empörung gesorgt. Damals warf Hollywood der niederländischen Unternehmerin Eline van der Velden, die Schöpferin Norwoods, vor, reale Darstellerinnen zu ersetzen. Jetzt geht die Geschichte weiter, nur mit einem entscheidenden Unterschied: Statt «gestohlenen» Stimmen geht es um lizenzierte.

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Die Frage bleibt aber dieselbe: Wo endet die Innovation, und wo beginnt der Ausverkauf von Kreativität, wenn selbst Schauspiellegenden wie Michael Caine ihre Stimme klonen lassen?

Die Idee klingt ja ethisch sauber – und doch bleibt ein bitterer Beigeschmack. Denn während einige Stars nun kontrolliert an der eigenen digitalen Unsterblichkeit feilen, fürchten viele Synchronsprecherinnen und Nachwuchstalente um ihre Zukunft. Warum jemanden neu engagieren, wenn man für ein paar Dollar die Stimme eines Weltstars bekommt?

Was bleibt: eine neue Ära beginnt

In den USA wird seit Monaten genau darüber gestritten. Unter dem Motto «Consent, Compensation, Control» fordern Gewerkschaften wie SAG-AFTRA – seit dem Tilly-Norwood-Aufschrei lauter denn je – klare Regeln: Zustimmung, faire Bezahlung und Kontrolle über die eigene Stimme. ElevenLabs’ Modell erfüllt diese Punkte. Niemand kann das abstreiten und deswegen erneut in den Streik ziehen.

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Ob das wirklich «die Menschlichkeit feiert», wie Caine sagt, oder ob es nur der Anfang vom Ende echter Stimmen ist, wird sich zeigen. Sicher ist: KI spricht längst mit – und jetzt auch mit der Stimme von Matthew McConaughey und Michael Caine.

Titelbild: «Interstellar»

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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