

Luftverschmutzung: Google sammelt feinmaschig Daten zur Luftqualität
Luftverschmutzung ist weltweit die vierthäufigste Todesursache. Warum Expertinnen und Experten dringend niedrigere Grenzwerte fordern und wie Google mit genaueren Daten zur Luftqualität beitragen will, erfährst du hier.
Dass vermutzte Luft nicht nur in den bekannten Smog-Hochburgen gesundheitliche Auswirkungen haben kann, ist längst bekannt. Wie gravierend die Gefahr allerdings ist, mag so manchen überraschen: Feinstaub, Stickstoffdioxid, Ozon und Co. kosten jedes Jahr Millionen Menschen weltweit das Leben. So gilt Luftverschmutzung insgesamt als vierthäufigste Todesursache weltweit.
Tief durchatmen – oder besser nicht?
Lebst du in der Schweiz, kannst du aber im wahrsten Sinne des Wortes aufatmen. Denn ein Blick auf den Echtzeit-Luftqualitätsindex der Non-profit Organisation «World Air Quality Index Project» zeigt: Fast alles im grünen Bereich. Ähnlich positiv fallen auch die Werte für Deutschland aus. Und doch kann es unter Umständen an manchen Orten in Wahrheit ganz anders aussehen. Zwar werden immer mehr Daten zur Luftqualität erhoben, die Genauigkeit ist aber trotzdem oft nicht ausreichend, um die Verschmutzung am aktuellen Standort präzise abzuleiten. Oft unterscheiden sich die Werte für die verschiedenen Schadstoffe wie Stickstoff, Kohlenmonoxid und -dioxid oder Feinstaub von Stadtteil zu Stadtteil stark. Gibt es dann nur einen Luftverschmutzungswert für die gesamte Stadt, kann das nur schwer Unterschiede beispielsweise zwischen Industriegebiet und Wohngegend oder entlang von vielbefahrenen Strassen abbilden.
Wenn du die Qualitätsmessung selbst in die Hand nehmen willst, kannst du auf Wetterstationen mit Luft-Qualitäts-Sensoren zurückgreifen.

Google E-Auto sammelt hyperlokale Werte in Großstädten
Um diesen feinen lokalen Unterschieden auf die Spur zu kommen, startete in Hamburg im September 2021 das «Project Air View». 15 Monate lang fuhren Elektroautos von Google mit Sensoren der Klimatechnik-Firma Aclima durch die Hamburger Innenstadt und sammelten Daten zu sechs Luftschadstoffen (Stickstoffmonoxid (NO), Stickstoffdioxid (NO2), Kohlenstoffmonoxid (CO), Kohlenstoffdioxid (CO2), Ozon (O3) sowie Feinstaub). Zusammen mit dem CityScienceLab der HafenCity Universität Hamburg (HCU) wurden die Ergebnisse ausgewertet und nun vorgestellt. Wenn dich die genauen Daten interessieren, findest du sie auf der Hamburg Open Science Plattform sowie die Karten dazu über den Environmental Insights Explorer von Google.
Die Ergebnisse sind aber nicht nur für die persönliche Information der Bürger hilfreich, vielmehr können sie bei stadtplanerischen Fragen einen Mehrwert leisten. Die lokalen Werte zur Luftqualität durch die Befahrung können beispielsweise mit demographischen oder sozialen Daten abgeglichen werden. Durch die zusätzlich zur Verfügung stehenden Street-View-Bilder können außerdem die Ursachen für auffällig hohe oder niedrige Werte besser verstanden werden. Anhand dieser zusätzlichen Informationen kann beispielsweise bei der Planung eines Spielplatzes die Luftqualität berücksichtigt werden und in die Standortwahl oder die Bepflanzungsplanung einfließen.
Die Krux mit den Grenzwerten
Ein weiteres Risiko in Sachen Luftqualität liegt in den bislang geltenden Grenzwerten. Offenbar besteht selbst, wenn die Grenzwerte eingehalten werden, Gefahr durch Feinstaub und Co. Eine Studie, die im Februar im Magazin Nature erschienen ist, ergab unter anderem, dass in Deutschland die Luftverschmutzung trotz Einhaltung der Grenzwerte für Feinstaub und Partikel als Ursache für Lungenkrebs ausgemacht werden kann. Die WHO empfiehlt daher, die Grenzwerte für Feinstaub herabzusetzen.
Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.