
Hintergrund
Keycap Kevin: Eine heisse Patina für den Drehknopf meiner Tastatur
von Kevin Hofer
Mir gefallen gealterte Metalle. Diverse Male habe ich bereits Teile meiner Tastaturen künstlich verwittern lassen. Mit Hitze ist es mir aber noch nicht nach Wunsch gelungen – bislang.
Immer häufiger bieten auch günstigere Custom-Keyboards Teile aus Messing oder Kupfer. Das Schöne an diesen Materialien: Sind ihre Oberflächen nicht behandelt, zeigen sich mit der Zeit Alterserscheinungen – eine sogenannte Patina entsteht. Diese lässt sich auch künstlich herbeiführen. Bei meiner Nagelneuen Neo70 lasse ich deshalb das Kupfergewicht auf der Unterseite der Tastatur mit meinem Bunsenbrenner altern.
Gab es eine Patina mit dem Bunsenbrenner bei Keycap Kevin nicht schon einmal? Richtig, bei meinem ersten Versuch habe ich einen Drehknopf mit Hitze «behandelt». Der gewünschte Effekt mit Blau-Lila-Tönen hat sich aber nicht eingestellt. Der Drehknopf war damals aus Messing, das Gewicht meiner Neo70, das ich altern lasse, ist aus Kupfer.
Wie beim letzten Mal entferne ich als Erstes die Schutzschicht. Dies tue ich in meiner Sandstrahlkabine.
Nachdem die Schutzschicht weg ist, montiere ich meine Handschuhe und packe das Gewicht mit einer Zange – ich will mich nicht verbrennen. Die blaue Flamme des Bunsenbrenners richte ich auf die Oberfläche und bewege sie gleichmässig über das Teil.
Nach etwa einer halben Minute erkenne ich die ersten Veränderungen der Oberfläche. Jetzt erhitze ich gewisse Stellen mehr als andere. So kann ich eine Musterung aus unterschiedlichen Farbtönen erzeugen. Auch meine gewünschten Blau-Lila-Töne.
Nach etwa zwei Minuten bin ich zufrieden. Ich lasse das Teil abkühlen, gebe eine Schicht transparenten Acryllack darüber, damit sich die Verfärbung nicht mehr weiter verändert, und lasse diese trocknen. Ein paar Stunden später dann die Ernüchterung: Entweder hat der Acryllack die Oberfläche nachdunkeln lassen oder der Effekt hat sich von alleine eingestellt. Der Grossteil meiner erzeugten Muster ist nicht mehr erkennbar.
Ich beginne deshalb von vorne. Statt mit Sandstrahlen entferne ich diesmal den Lack und die Oxidschicht mit einem Schleifpapier. Das geht einerseits schneller, andererseits sollen die feinen Furchen, welche das Schleifpapier auf der Oberfläche hinterlässt, noch mehr Effekte erzeugen. Bei meinem gescheiterten Versuch hat nämlich die Zange solche Spuren hinterlassen, die mir gefallen haben.
Dieses Mal bleibe ich zudem nicht allzu lange mit der Flamme an bestimmten Stellen. Sobald mir eine Farbe passt, bewege ich die Flamme weiter. So stelle ich sicher, dass der Effekt nicht zu dunkel wird. Auch gebe ich dieses Mal keinen Lack darüber. Mir gefällt der Gedanke, dass sich das Gewicht mit der Zeit durch Alterung noch mehr verändert, ganz gut. Dieses Mal bin ich mit dem Ergebnis zufrieden.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.