Hintergrund

John Deere an der CES: Chris gegen das Unkraut und Farmer als Hacker

Agrarkonzerne nutzen Neural Networks, um die Unkrautvernichtung möglichst effizient und ungefährlich zu gestalten. Doch die Farmer fürchten um ihr Überleben, denn ein softwaregetriebener Traktor bringt die selben Probleme mit sich wie ein iPhone.

Er und sein Team haben es innerhalb von zwei Jahren geschafft, den Verbrauch von Herbiziden auf den Feldern um 40-60 Prozent zu senken. Ihr Ziel: 70-90%. «Ein Farmer in den USA gibt im Jahr etwa 150 000 Dollar für Unkrautvernichtungsmittel aus», sagt er, «wenn wir davon 90 Prozent sparen können...»

Und wo sie schon mal dabei waren, haben sie das Problem mit dem Wind und der wetterbedingten Zeitverschwendung gelöst.

Zwei Kameras und viel künstliche Intelligenz

Neben Chris ist ein blaues Gerüst mit einer weissen Kiste in der Mitte und einer Art Spritzvorrichtung unten. Die Spritzvorrichtung ist nur der Nachgedanke der Arbeit, die Chris und sein Team geleistet haben. Die weisse Kiste ist der spannende Part.

Darin schlummern zwei Grafikkarten, die dazu genutzt werden, Neural Networks zu betreiben. In der Kiste sind zwei Kameras. Beide werden auf eine Reihe Erntegut ausgerichtet. Die erste Kamera analysiert, was sie sieht und trennt so Unkraut von Erntegut. Chris beginnt zu reden, wird immer schneller. Er ist in seinem Element.

«In den USA haben wir grosse Probleme mit Amaranthus palmeri, kurz Pigweed», sagt er.

Die vordere Kamera in der weissen Kiste sieht sich also jede Pflanze einzeln an, analysiert sie und sieht «Yup, das ist Amaranthus palmeri» und weist die Düse mit dem Herbizid an, genau diesen Punkt zu besprühen. Die hintere Kamera nach der Düse überprüft die Zielgenauigkeit und Effektivität des Sprühens und passt die Konfiguration der Düse an.

«Pflanzen zu erkennen ist wesentlich schwieriger als einen Hund von einer Katze zu unterscheiden», sagt Chris.

Daher sei die Cloud die beste Lösung, möglichst viel Unkraut in möglichst vielen Variationen zu erkennen. Das Bildmaterial der Kameras wird also in die Cloud John Deeres geladen, dort mit anderen Bildern abgeglichen und so lernt das Netzwerk der Sprühanlagen immer besser, wie Amaranthus palmeri aussieht.

Die Technologie ist seit zwei Jahren im Einsatz, ist aber noch lange nicht angekommen. Nebst Amaranthus palmeri erkennt das Sprühsystem eine Vielzahl Unkräuter, zählt diese und errechnet, wie viel Herbizid der Farmer laden muss, damit alles erwischt wird. Zudem schaut das «See and Spray» genannte System, ob da neues oder noch unerkanntes Unkraut wuchert.

Der Kampf gegen die Gezeiten

Das ist Zeitverschwendung.

Kurz: Nichts da von wegen Hinterwäldler auf Traktor. Die Technologie im Einsatz in Traktoren macht der in Smartphones und Autos Konkurrenz.

Die Hinterwäldler werden zu Hackern und Aktivisten für dein Recht

Da ein Traktor aber recht schwer und gross ist, die Distanzen zum Experten auch, ist es oft schier unmöglich einen Traktor in nützlicher Frist softwareseitig zu reparieren. Den Farmern gefällt das nicht, denn sie arbeiten mit dem Zeitplan der Erntezeit. Daher ist ihnen das Recht zugesprochen worden, ihre Traktoren zu Reparaturzwecken zu hacken. John Deere hat umgehend reagiert und seine AGB entsprechend angepasst, dass das wieder nicht okay ist.

Die jüngste Runde im Streit um das Recht, die eigenen Geräte zu reparieren, hat mit einer Abstimmung geendet: 176 zu 1 Stimmen haben sich für das Right to Repair ausgesprochen.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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