Ein Roboter soll in chinesischen Kindergärten und Vorschulen Krankheitsepidemien vorbeugen. Quelle: Walklake
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In China checken Roboter die Gesundheit von Schulkindern

Roboter, die in China den Menschen unter die Arme greifen: nichts Weltbewegendes. Dass in Kindergärten und Vorschulen ein Walklake-Blechmann jeden Tag die Gesundheit der Kinder checkt, schon.

Seit 2016 müssen in China alle Kinder vor dem Schulbeginn einen Gesundheitscheck über sich ergehen lassen. So sollen Krankheiten frühzeitig erkannt und deren Ausbreitung vermieden werden. Täglich überprüfen Krankenschwestern, ob die Kinder gesund sind und am Unterricht teilnehmen dürfen. In über 2000 schulischen Einrichtungen übernimmt diese Aufgabe neu ein Roboter namens Walklake.

Schau mir in die Augen, Kleines

Vor dem Betreten der Schule beugt sich jedes Kind leicht vor, um mit dem Ärzte-Roboter auf gleicher Höhe zu sein. Das Kind legt die Hände in den Bauch des Roboters und schaut ihm in die Augen. Nach drei Sekunden spuckt der metallene Doktor die Ergebnisse aus und warnt in seiner Diagnose vor allfälligen Symptomen. Der Lehrer oder eine Krankenschwester entscheidet daraufhin, ob das Kind zur Schule gehen, nach Hause oder gar zu einem Arzt muss.

Laut Hersteller erkennen Infrarot- und weitere installierte Kameras über 20 Erkrankungen wie Rachenentzündung, Hand-Fuss-Mund-Krankheit, Grippe oder Bindehautentzündung. Denn das Scannen von Augen, Rachen und Händen lässt auf Symptome wie Rötungen, Fieber oder Pusteln auf der Haut schliessen.

Ein System mit Potenzial

Wie verlässlich solch ein System ist, werden erst detaillierte Auswertungen offenlegen. Ohne Veröffentlichung von Daten ist es selbst für Experten wie Thomas Neumuth, stellvertretender Direktor des Leipziger Innovationszentrums für Computer-assistierte Chirurgie und Spezialist für modellbasierte Medizin, schwer zu sagen: «Positiv ist aber auf alle Fälle, dass es die Kinder nicht gleich nach Hause schickt, sondern zu Fachpersonal für weitere Untersuchungen.»

Die Hände kommen in den Bauch, das Gesicht auf Augenhöhe des Roboters. Quelle: sohu.com
Die Hände kommen in den Bauch, das Gesicht auf Augenhöhe des Roboters. Quelle: sohu.com

Stempelt der Roboter ein Kind als gesund ab, schickt er dessen Daten dennoch an die Schulleitung. Walklake kann nämlich nicht nur Medizin: Er ist auch ein Vertreter, falls ein Betreuer für die Kinder fehlt, er kann Kinder zu ihren Schulzimmern begleiten oder gar als Hilfslehrer fungieren und Lieder und Geschichten von sich geben. Ein grosses Plus ist auch die Fähigkeit, Gesichter von Eltern und Grosseltern zu scannen. So merkt der Roboter, sobald ein Kind von einer fremden Person abgeholt wird und schlägt Alarm.

Datenschutz, anyone?

Genau hier liegen auch die grössten Bedenken: Joanna Bryson, KI-Expertin an der University of Bath, warnt davor, Daten solcher Roboter dauerhaft zu speichern. Denn für Hacker sind Roboter ein gefundenes Fressen – insbesondere, wenn darauf heikle Daten wie Gesundheitszustand und Fotos zu finden sind.

Das Ansteckungsrisiko sinkt, aber was passiert mit den Daten? Quelle: thesector.com.au
Das Ansteckungsrisiko sinkt, aber was passiert mit den Daten? Quelle: thesector.com.au

Dennoch können Roboter für Kinder sehr anziehend wirken: Gerade bei lästigen Untersuchungen und Angst vor Arztbesuchen können die modernen Blechmänner behilflich sein. Laut Bryson fühlen wir uns alle seit jeher angezogen von technologischen Geräten, die menschenähnlich aussehen und sich steuern lassen. Roboter als medizinische Assistenten sind in China keine Seltenheit mehr: Seit 2017 hilft ein iFlytek-Roboter, der die Ärzteabschlussprüfung bestanden hat, im Regionalkrankenhaus von Anhui bei Operationen mit.

Titelbild: Ein Roboter soll in chinesischen Kindergärten und Vorschulen Krankheitsepidemien vorbeugen. Quelle: Walklake

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Wenn ich nicht gerade haufenweise Süsses futtere, triffst du mich in irgendeiner Turnhalle an: Ich spiele und coache leidenschaftlich gerne Unihockey. An Regentagen schraube ich an meinen selbst zusammengestellten PCs, Robotern oder sonstigem Elektro-Spielzeug, wobei die Musik mein stetiger Begleiter ist. Ohne hüglige Cyclocross-Touren und intensive Langlauf-Sessions könnte ich nur schwer leben. 


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