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Erster Avengers: Endgame Trailer: Wer ist Ronin?
von Luca Fontana
Der Super Bowl ist unter anderem dafür bekannt, dass die Kino-Highlights des Jahres neue Trailer bekommen. Vergangene Nacht aber war langweilig. Mit einigen Ausnahmen.
Football verstehe ich nicht. Kino hingegen schon. Daher ist der Super Bowl trotzdem Pflichttermin, denn die neuesten besten Kinotrailer sollen da ausgestrahlt werden. Nur, dass es dieses Jahr ziemlich langweilig war. Eine kleine Rundschau in ein sterbendes Werbeformat.
Etwas Statistik zu Beginn: Am Super Bowl LIII – findet schon zum 53. Mal statt, toll – kostet ein 30-sekündiger Werbeclip 5.25 Millionen US Dollar, also 5.23 Millionen Franken. Pro Sekunde kostet ein Clip also 0.174333… Millionen Franken.
«Some people move on. But not us. Not us.» Das ist der gesamte Text des Trailers, der so herrlich gar nichts zeigt. Tony Stark (Robert Downey Jr.) schweisst mit Nebula (Karen Gillan) irgendwas auf einem Raumschiff und Captain America (Chris Evans) zieht eine Schnalle an seinem Schild an.
Das sind sieben Worte auf 30 Sekunden. Pro Wort hat die Werbung 0.747 Millionen Franken gekostet. Damit wir gar nichts zu sehen haben.
Wenn du nichts Neues sehen willst, dann bietet sich der Super Bowl Trailer für «Alita: Battle Angel» an. Denn die Szenen hast du schon tausendmal in allen anderen Trailern zum Film gesehen. Ausser vielleicht die Tatsache, dass Avatar – der Pocahontas-im-Weltall-Film mit blauen Aliens – ein Franchise ist und dazu auch ein Logo erhalten hat.
Der Spot hat die Macher 6.624 Millionen Franken gekostet. Für etwas bedeutungsschwangeres Gefasel und Drohungen gegen die Titelheldin des Films.
Als bessere Unterhaltung bietet sich einer der x Trailer an, die bereits zum Film erschienen sind. Sie enthalten zwar auch nicht wirklich besonders viel mehr Informationen, sind aber etwas langsamer geschnitten und dauern länger. Du siehst also mehr.
«Alita: Battle Angel» heisst eigentlich «Battle Angel Alita». Da Produzent James Cameron aber scherzhafterweise nur Filme dreht, die mit dem Buchstaben T oder A beginnen, musste der Titel entsprechend angepasst werden.
The manga series is titled
Hätten Cameron und Co. den Originaltitel des Manga aus der Feder von Yukito Kishiro genommen, dann wäre der Film gar nie zustande gekommen, denn im Original heisst die Geschichte um unsere Cyborg-Heldin «Gunnm». Anscheinend eine Protraktion aus «Gun» und dem japanischen Kanji für «Traum» (夢), im Kontext des Titels «Mu» ausgesprochen. In neun Bänden prügelt und liebt sich Alita durch eine kaputte Welt. Nur, dass Kishiro am Ende sich dann gedacht hat «Okay, das Ende war etwas blöd» und es mit «Battle Angel Alita: Last Order» geändert hat. Dort prügelt sich Alita durch das Sonnensystem. Das macht wesentlich mehr Spass als der 38-sekündige Trailer.
«Time to show these boys how we do it. Ready?», sagt Monica Rambeau (Lashana Lynch).
«Higher, further, faster, baby», antwortet Carol Danvers (Brie Larson).
«Yes, ma'am», sagt Rambeau.
Danach prügelt sich Carol Danvers im Kostüm der Superheldin Captain Marvel und auch in zivil durch Leute durch. Samuel L. Jackson lacht. Dann: «Try to keep up».
Die 20 Wörter auf 30 Sekunden haben Marvel Studios pro Wort 0.26 Millionen Franken gekostet. Glücklicherweise siehst du im Trailer etwas mehr von Carol Danvers Welt, Jude Law mit Kontaktlinsen und Action. Und gottseidank klingt Carol nicht mehr wie eine 16jährige mit Autoritätsproblemen, sondern wie eine ernstzunehmende Kämpferin.
Der volle Trailer hat vor allem den Vorteil, dass du Brie Larson siehst, wie sie einer alten Frau eins in die Fresse haut. Sowas hat schon anno 2010 in «Legion» gut ausgesehen und macht auch hier Spass.
Die alte Frau ist übrigens ein Skrull, ein Alien, das seine Form verändern kann.
Bei Marvel Comics steht Captain Marvel derzeit hoch im Kurs. Carol Danvers wird neu von Kelly Thompson geschrieben und von Carmen Carnero gezeichnet. Die erste Ausgabe der jüngsten Serie ist gerade erst erschienen und zeigt Carol nach ihrer Rückkehr von einer mehrjährigen Mission im Weltall.
Carol Danvers ist in ihrer Karriere in über 3000 Comicheften aufgetaucht, von den Avengers über eigene Serien bis hin zu Gastauftritten bei Jessica Jones in der Serie «Alias». Da gibt es einige gute Geschichten darunter.
Endlich mal ein Trailer, der sich lohnt. Der Trailer ist zwar nicht für einen Film, sondern für einen Trailer. Wann ist das eigentlich Mode geworden, dass wir Trailer für Trailer haben? Wie dem auch sei, «Fast & Furious Presents: Hobbs & Shaw» zeigt, dass das Franchise mehr kann als nur schnelle Autos und Vin Diesel. Im Film prügeln sich Jason Statham und Dwayne Johnson durch die Weltgeschichte, da Schurke Idris Elba irgendeinen bösen Plan verfolgt. Wen interessiert's? Keinen, aber Idris Elba hat Superkräfte.
Übrigens: Innerhalb von 17 Jahren sind wir vom DVD-Player-Diebstahl zu Superhelden gekommen. Kompletter Unsinn, aber ich geh mir den Film am ersten Aufführungstag ansehen. Garantiert.
Der am Superbowl für 10.46 Millionen Franken ausgestrahlte Einminüter ist ein Trailer für einen Trailer. Besagter betrailerter Trailer ist aber schon seit ein paar Tagen draussen.
Hierzulande hatten wir in den 1990er-Jahren die «Goosebumps»-Bücher aus der Feder von R.L. Stine. Zehn Jahre zuvor aber haben die Scary Stories to Tell in the Dark die Kinder der Welt erschreckt. Jetzt macht Guillermo del Toro einen Film draus.
Für Kinder? Ja, okay. Ich würd das meinem Kind antun, denn die Bücher haben mich damals so richtig gut gegruselt. Goosebumps waren ein Witz dagegen.
Ich liebe die Bücher aus der Feder von Alvin Schwartz, die so schaurig-schön illustriert wurden von Stephen Gammell. Vor allem die Cover jagen mich noch bis heute.
Definitiv lesenswert. Gibt es zwar nur auf Englisch, aber ist egal, denn die Lektüre lohnt sich.
Nach Toy Story 3 stellt sich die Frage: Was kommt da noch? Und vor allem: Braucht es da noch etwas? Denn die Story im dritten Teil war harter Tobak: Buzz wurde das Gedächtnis gelöscht, die Spielzeuge haben sich damit abgefunden, dass sie sterben werden.
Jetzt macht Buzz Lightyear (Tim Allen) einen auf lustig und fies. Irgendwie passt das nicht. Denn die Toy-Story-Trilogie wirkt fertig. Da braucht es keinen vierten Teil.
Auch hier: Der Super Bowl Trailer zeigt nicht wirklich viel Neues. Er ist auch nicht wirklich besonders witzig. Viel lustiger ist da der Trailer, der vor ein paar Monaten erschienen ist.
To Infinity and Your Mom.
Der neue Horrorfilm aus der Feder von Jordan Peele heisst «Us». Für den Super Bowl Spot haben die Filmemacher 6.1 Millionen Franken ausgegeben und jeder Rappen hat sich gelohnt. Der Film zeigt eine Horde Grusliger, die eine Familie plagen. Am Ende fragen sich die Familienmitglieder, wer die Horrorgestalten denn sind. «It's us».
Na, wenn das nicht vielversprechend ist?
Jordan Peele hat mit seinem Erstlingswerk «Get Out» zwar bewiesen, dass der Comedian ein Meister des Horrors ist, aber «Us» steht in keiner offensichtlichen Verbindung zum Oscar-Gewinner. Tja dann, lassen wir uns ausnahmsweise auf etwas ganz Neues ein. Soll es auch mal geben dürfen.
Nickelodeon Movies und Paramount haben 5.23 Millionen Franken für einen Trailer für einen Trailer ausgegeben, der so dermassen generisch ist, dass es wirklich keinen Spass macht.
Der Plot: Eine Immobilie muss vor dem Ruin gerettet werden, denn sonst sind alle Menschen und Tiere obdachlos. Hatten wir schon. Hatten wir schon x Mal.
Wenn es dich wirklich interessiert, hier der ganze Trailer.
Der ist seit zwei Monaten online und hat keine Wellen geworfen. Zu harmlos, zu generisch, zu langweilig. Hoffentlich gefällt er den Kindern. Aber vielleicht haben die ja mehr Freude an Scary Stories to Tell in the Dark. Hoffentlich.
Wenn du ums Verrecken den Plot um «Immobilie in Gefahr, Mädchen und Tiere sind die einzige Chance» sehen willst, dann schau dir den ersten Teil der Ostwind-Filmserie an. Dort geht es um eine Rebellin (Hanna Binke) und ihr Pferd, die dann irgendwie ein Gestüt retten.
Da sind wenigstens die Landschaftsaufnahmen hübsch.
Der Super Bowl lebt aber nicht nur von langweiligem Football und neuerdings langweiligen Trailern, sondern auch von der Werbung. Für Filmfans war einiges dabei.
Die belgische Brauerei Stella Artois hat in ihrem 43-Sekünder den Dude aus The Big Lebowski (Jeff Bridges) auf Carrie Bradshaw (Sarah Jessica Parker) treffen lassen. Kostenpunkt nur für die Ausstrahlung: 7.50 Millionen Franken.
Dass Amerikaner gerne alles mit dem Auto machen, ist jedem bekannt, der mal in den Staaten war. Da gehören grosse, desolat wirkende Parkplätze vor einstöckigen Supermärkten dazu. Die Ladenkette Walmart hat sich diesen Schauplatz ausgesucht, um die berühmtesten Filmautos der Welt auffahren zu lassen. Für 10.46 Millionen Franken.
Der englische Kultregisseur Ridley Scott hat sich für die türkische Fluglinie Turkish Airlines mächtig ins Zeug gelegt. In einem sechsminütigen Kurzfilm «The Journey» – die Ausstrahlung hätte die Fluglinie 62.76 Millionen Franken gekostet – jagt Schauspielerin Sylvia Hoeks einer Brünetten, gespielt von Aure Atika, nach. Grund: Sie hat ein Büchlein verloren.
Was mit «Hey, du hast dein Notizbuch verloren» hätte erledigt werden können, wird zum agententhriller-artigen Erlebnis. Sehenswert.
Aber am Super Bowl selbst wurde nur ein Trailer für den Film gezeigt. Macht den Sportevent jetzt auch nicht sehenswerter.
Abgesehen von Ridley Scotts Kurzfilm, den Scary Stories und Us hat der Super Bowl nichts hergegeben. Geld wurde verschwendet und Zuschauer gelangweilt. Trailer für Trailer sind nach wie vor behämmert und wenn eine Firma x Millionen ausgibt, damit sie Dinge zeigt, die Filmfans schon vor einigen Monaten haben sehen können, dann braucht sich keiner zu wundern, wenn Europa schlafen geht.
Natürlich wird das aber nicht geschehen. Bis im nächsten Jahr.
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.