Jan Johannsen
Produkttest

Huawei Watch D2 im Test: Diese Smartwatch hat den Blutdruck im Blick

Jan Johannsen
19.9.2024

Diese Smartwatch kann Leben retten. Zumindest indirekt, denn die Huawei Watch D2 misst den Blutdruck. Ist dieser erhöht, hilft sie beim nötigen Wechsel des Lifestyles.

Keine Zulassung in der Schweiz: Die Watch D2 gilt als medizinisches Instrument, für das entsprechende Zertifizierungen vorliegen müssen. Die hat Huawei in der EU beantragt und erhalten. Für die Schweiz hat der Hersteller dies nicht gemacht und deswegen darf die Uhr dort nicht verkauft werden.

Das bequemste Blutdruckmessgerät

Die für den Heimgebrauch verfügbaren Blutdruckmessgeräte sind zwar teilweise deutlich günstiger als die Huawei Watch D2, sprechen mich aber so gar nicht an. Ihre Aura sagt: Krankenhaus oder Seniorenheim. Da nutze ich doch lieber die Gelegenheit, diese besondere Smartwatch auszuprobieren.

Für eine brauchbare Messung muss die Huawei Watch D2 gut sitzen. Ich kann die Größe aber nicht über den Verschluss verstellen, da es sich um ein geschlossenes Armband handelt. Ich muss eines der Elemente lösen, mit denen das Luftkissen in drei der Löcher des Armbands befestigt ist. Nun kann ich den Klappverschluss in diesen Löchern verschieben. Nachdem ich die richtige Größe gefunden habe, sitzt die Uhr bequem an meinem Handgelenk.

Für die Blutdruckmessung setze ich mich auf einen Stuhl und bleibe zusätzlich noch etwa fünf Minuten ruhig sitzen. Idealerweise führt man die Messung am Morgen oder Abend durch, wenn dieser noch nicht hochgefahren oder wieder zur Ruhe gekommen ist. Wichtig ist, die Beine nicht zu überschlagen und nicht zu sehr in den Stuhl zu sinken. Leichtes Anlehnen ist aber in Ordnung.

Für die Messung muss sich das Luftkissen auf Höhe des Herzens befinden. Es hat die gleiche Funktion wie die Manschetten der herkömmlichen Messgeräte, die man am Oberarm anbringt. Es sorgt dafür, dass Blut aufgestaut wird und so der Blutdruck gemessen werden kann. Die Angabe erfolgt dabei in «mmHg» oder, ausgeschrieben, Millimeter-Quecksilbersäule.

Ich hebe meinen Arm mit der Watch D2 also an und kann ihn auf meiner Schulter ablegen oder mit meiner anderen Hand den Ellenbogen stützen. Sollte die Position nicht richtig sein, bricht die Watch D2 die Messung ab. Ist alles korrekt, dauert die Messung keine Minute.

Meine ruhigste 24-Stunden-Blutdruckmessung

Es ist bei mir schon einige Jahre her, dass ich eine Blutdruckmessung über 24 Stunden gemacht habe. Das umgehängte Gerät war dabei unbequem und vor allem nachts sehr laut. Die Watch D2 befindet sich stattdessen fast unbemerkt an meinem Handgelenk und ist Huawei zufolge 61 Prozent leiser als andere 24-Stunden-Messgeräte. Ich höre ihre Pumpe tagsüber gar nicht und in der Nacht ist sie so leise, dass sie mich nicht stört.

In den Einstellungen kann ich zwischen einer automatischen und einer manuellen Messung wählen – zumindest tagsüber. Entscheide ich mich für manuell, wartet die Smartwatch mit den Messungen im Tagesverlauf, bis ich mich in Position gebracht habe und mein OK gebe.

Bei der automatischen Variante fängt die Watch D2 in vorgegebenen Intervallen eine Messung an. Nehme ich dabei nicht schnell genug die richtige Position ein – Smartwatch auf Herzhöhe – bricht sie die Messung ab. Aber keine Sorge, für ein medizinisch auswertbares 24-Stunden-Protokoll genügen 20 Messungen am Tage und 7 Messungen in der Nacht. Nachts misst die Uhr immer automatisch, wobei ich die Uhrzeiten dafür festlegen kann.

Bei der Auswertung kommt ein weiterer Vorteil der Smartwatch, bzw. der Huawei Health-App ins Spiel. Das herkömmliche Messgerät muss ich erst abgeben, um die Auswertung zu erhalten. Bei der Watch D2 sehe ich die Messwerte direkt. Die finale Bewertung obliegt aber weiterhin deinem Arzt oder Ärztin. Dabei ist die Exportfunktion für die Messergebnisse hilfreich. Ich kann sie als PDF versenden oder ausdrucken.

Aktivitäten für den Blutdruck: die Watch D2 als Sportuhr

Meine Blutdruckmesswerte sind sehr gut. Trotzdem schaue ich mir an, was die Watch D2 als Sportuhr kann. Denn Bewegung gilt neben einer gesunden Ernährung als ein Mittel gegen hohen Blutdruck. Sollte dieser vorliegen, kann die Smartwatch von Huawei ihn also nicht nur messen, sondern auch bei der Bekämpfung helfen.

Mit ihren Sensoren – Huawei fasst sie als TruSense-System zusammen – überwacht die Uhr weitere Gesundheitsdaten wie Puls, Sauerstoffsättigung, Stress oder Schlaf. Außerdem registriert sie Bewegung und trackt sportliche Aktivitäten. Anleitungen für Übungen und ausführlichere Auswertungen gibt es zudem in der Health-App von Huawei.

Laufkurse sind zum Beispiel auf der Watch D2 vorinstalliert, ebenso Aufwärm- und Dehnübungen für vor und nach dem Laufen, Radfahren oder Seilspringen. Weitere angeleitete Workouts sind teilweise an ein kostenpflichtiges Abo – 7,99 Euro/Monat oder 59,99 Euro/Jahr – von «Huawei Health+» gekoppelt. Beim Kauf der Watch D2 gibt es immerhin drei Gratismonate zum Ausprobieren dazu.

Direkt nach dem Laufen schlägt die Watch D2 mir Dehnübungen vor. Diese sind für meinen Körper allerdings zu dezent. Da bleibe ich lieber bei meiner eigenen Auswahl. Unterwegs sind mir die zwischenzeitlichen Ansagen zu laut, diese lassen sich aber in den Einstellungen leiser- oder ganz ausstellen. In den Einstellungen muss ich vor meinem zweiten Lauf auch erst einmal die automatische Pause aktivieren, damit mir rote Ampeln nicht die Pace versauen.

Das integrierte GPS der Watch D2 braucht etwa eine Minute, um eine Satellitenverbindung herzustellen – ein guter Moment für die vorgeschlagenen Aufwärmübungen. Meine Laufstrecke durch die Stadt zeichnet die Smartwatch sehr akkurat auf.

Insgesamt könnte ich mit der Huawei Watch D2 über 80 verschiedene Sportarten aufzeichnen. Die Zahl wird teilweise durch die Unterscheidung in Indoor und Outdoor – etwa beim Radfahren – in die Höhe getrieben. Was mir aber vor allem auffällt: Schwimmen fehlt! Die Watch D2 ist nicht fürs Schwimmbecken geeignet. Nach dem Sport kurz den Schweiß unterm Wasserhahn abzuwaschen hat ihr bei mir bisher aber nicht geschadet.

Lange Akkulaufzeit für eine Smartwatch

Mich stressen Smartwatches, die ich jeden Tag aufladen muss. Da kommt mir die Watch D2 also sehr entgegen. Bei ihr reicht es meistens, sie ein- bis zweimal pro Woche für eine Stunde an das mitgelieferte drahtlose Ladegerät anzuschließen. Dieses haftet magnetisch an der Rückseite der Uhr. Das geschlossene Standardarmband erlaubt allerdings kein flaches Hinlegen der Uhr.

Ausbaufähige Smartwatch

Die Huawei Watch D2 hat nicht nur meine Gesundheit und Fitness im Blick. Sie ist auch eine Verlängerung des Smartphones. Zumindest kann ich auswählen, welche Benachrichtigungen vom Handy auf der Uhr zu sehen sein sollen.

Ich kann zudem über die Watch D2 und die Bluetooth-Verbindung zum Smartphone telefonieren. Der Lautsprecher der Uhr ist laut und deutlich. Ihre Mikrofone nehmen mich gut verständlich auf, wenn ich sie vor mein Gesicht halte. Ich muss auch nicht direkt in die Uhr sprechen. Trotzdem würde ich die Funktion nur nutzen, wenn ich alleine bin, da Personen in der Nähe alles mithören.

Mit der Watch D2 kann die Musikwiedergabe auf meinem Smartphone steuern. Oder auch direkt Musik von der Uhr abspielen. Sie spielt Songs in den Formaten MP3, AAC, WAV, FLAC und OPUS ab.

Die meisten vorinstallierten Apps passen aber zum Fokus der Watch D2 auf Gesundheit und Fitness. In Huaweis App Store «AppGallery» steht eine kleine Auswahl von 13 Apps zur Installation bereit. Sie bieten unter anderem die Kontrolle über die Smartphone-Kamera vom Handgelenk oder bringen Google Maps und Kalender auf die Smartwatch. Besonders negativ fällt mir auf, dass das Huawei Wallet und damit die Bezahlfunktion auf Wearables in Europa nicht verfügbar ist.

Nur wenig Auswahl bei den Armbändern

Die Armbänder der Watch D2 sind theoretisch auswechselbar. Der Mechanismus zum Lösen lässt sich unkompliziert und ohne Werkzeug betätigen. Allerdings ist die Auswahl an Armbändern mit Luftkissen noch sehr gering. Um genau zu sein, will Huawei erst demnächst ein zweites Modell herausbringen.

Fazit

Die coolste Art Blutdruck zu messen

Die Huawei Watch D2 ist definitiv die unauffälligste und unkomplizierteste Art, den Blutdruck im Blick zu haben. Die Messung – egal ob einzeln oder über 24 Stunden – ist komfortabel und erscheint mir bisher sehr präzise.

Zusätzlich überzeugt mich die Watch D2 als Sportuhr mit genauem GPS, gut erkennbarem Display und einer langen Akkulaufzeit. Sie liefert zudem nicht nur beim Sport zahlreiche Messdaten, sondern auch im Alltag und beim Schlaf. Mit ihr habe ich meinen Gesundheitszustand umfassend im Blick. Nur wer gerne schwimmt, wird von der Smartwatch enttäuscht, da sie dafür nicht wasserdicht genug ist.

Die Smartwatch-Funktionen sind nicht besonders umfassend, decken aber Grundbedürfnisse ab. Hier bieten andere Modelle mehr Apps. Zudem gibt es von der Watch D2 keine LTE-Variante.

Pro

  • komfortable und genaue Blutdruckmessung
  • ist ein Medizinprodukt, das aber nicht so aussieht
  • etwa 6 Tage Akkulaufzeit
  • Umfangreiches Sporttracking (auch mit GPS)

Contra

  • keine Bezahlfunktion in Europa
  • nur wenige zusätzliche Apps verfügbar
  • Schwimmen fehlt als Sportart
Titelbild: Jan Johannsen

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Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus. 


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