
Neu im Sortiment
Die Huawei Watch GT6 Pro ist eine Smartwatch mit fast drei Wochen Akkulaufzeit, die neue Funktionen für Fahrräder bietet.
Steigungen als neue Ebene der Datenerfassung, ein virtueller Powermeter für die Trittkraft, eine Sturzerkennung und Zubehör, das sich via Bluetooth verbinden lässt: Die Huawei Watch GT 6 Pro bietet vor allem für Radfahrer und Radfahrerinnen zahlreiche neue Funktionen. Ich habe zwar kein Rennrad, trete aber trotzdem jede Woche etliche Kilometer in die Pedale und schaue mir die Neuerungen an.
Bei einer Veranstaltung im Velodrom in Paris hat Huawei neben der Watch GT6 Pro auch die Watch GT6 vorgestellt. Beide Smartwatches verfügen über die neuen Fahrradfunktionen. Bei der Pro-Variante kommen mit einer Titanlegierung für das Gehäuse – IP68/69 und 5 ATM – sowie Saphirglas über dem Display hochwertigere Materialien zum Einsatz. Die GT6 muss sich mit Edelstahl und herkömmlichem Glas begnügen. Ihr fehlt zudem die EKG-Funktion und bei den Sportarten unterstützt sie kein Freitauchen, Golf oder Trailrunning für Fortgeschrittene. Die neuen Fahrradfunktionen sind aber vorhanden und es gibt die Watch GT6 auch in einer kleineren Variante mit 41 mm Durchmesser.
Ich finde die 46 mm große Watch GT6 Pro angenehm zu tragen. Die Armbänder lassen sich ohne Werkzeug austauschen. Die Bedienung erfolgt über den Touchscreen sowie die drehbare Krone und eine zweite Taste rechts am Rahmen.
Dass das Sunflower-GPS der Watch GT6 Pro noch genauer und schneller geworden ist, ist fast nebensächlich. Die Smartwatch findet auf jeden Fall zügig ihren Standort und liefert auch präzise Verläufe. Spannender ist da schon, dass die Uhr jetzt auch Steigungen erkennt. So sehe ich unterwegs, wie die aktuelle Steigung oder das Gefälle ist und habe nicht nur Höhenmeter am Ende der Tour. Zusätzlich nutzt Huawei die Daten, um 3D-Karten erstellen zu können. Für die Steigungsdaten gibt es keinen neuen Sensor. Huawei berechnet sie mit einer Formel aus den Daten der vorhandenen Sensoren.
Ebenfalls neu ist die Messung der virtuellen Leistung. Wie stark man in die Pedale tritt, wird in Watt gemessen. Dafür brauchte es bisher spezielle Pedale. Die alleine sind in der Regel bereits teurer als die Watch GT6 Pro und auch nicht die Pedale, die man eigentlich am Fahrrad haben will. Auf dem 1,47 Zoll großen AMOLED-Display der Smartwatch sehe ich beim Fahren – dank 3000 Nits auch bei Sonnenschein problemlos – einen Watt-Wert für die virtuelle Leistung. Diese berechnet sich aus Messdaten der Uhr sowie weiteren Angaben wie meinem Alter und Gewicht sowie die Art und das Gewicht meines Fahrrads.
Die Messgeräte in den Pedalen sind genauer. Huawei spricht von fünf bis maximal zehn Prozent Abweichung. Das mag Profis nicht genügen, aber mir ist das gut genug. Stichproben während der Fahrt zeigen auch, dass die Watch GT6 Pro zuverlässig erkennt, wenn ich nicht mehr trete – und das auch, wenn ich zum Beispiel mit unverändertem Tempo ein Gefälle hinunterrolle.
Einziger Nachteil: Ich muss für den Wert der virtuellen Leistung auf die Uhr schauen und dafür die Hand vom Lenker nehmen. Vor allem, wenn ich den Wert dauerhaft im Blick haben will, ist das nicht hilfreich. Da ist ein Fahrradcomputer am Lenker sinnvoller. Aber Huawei hat auch daran gedacht. Während der Fahrt fungiert die Health-App des Herstellers als Anzeige der aktuellen Daten. Du brauchst nur eine vernünftige Halterung für dein Smartphone.
Für genauere Daten lässt sich die Huawei Watch per Bluetooth mit anderen Messgeräten wie Pulsgurten oder Powermeter-Pedalen verbinden. Mangels solcher Geräte konnte ich das nicht ausprobieren. Den Punkt für die Bluetooth-Kopplung habe ich aber in den Einstellungen gesehen.
Egal ob mit den virtuellen Daten oder denen aus dem Messgerät: Die Huawei Watch GT6 Pro kann den «Functional Threshold Power» oder kurz FTP berechnen. Die «funktionelle Schwellenleistung» ist beim Rad-Training ein wichtiger Wert. Er hilft bei der Erfassung von aktuellem Trainingsstand und Veränderungen. Für die FTP-Messung fährt man vereinfacht gesagt 60 Minuten so kraftvoll wie möglich.
Die Watch GT6 Pro erhält auch eine Sturzerkennung. Diese ist vor allem für Stürze mit dem Fahrrad gedacht. Für Notrufe ist ein Smartphone aber weiterhin notwendig, da es die Smartwatch nicht mit eSIM gibt.
Routen von Komoot lassen sich über Huaweis Health-App auf die Watch GT6 Pro importieren. Zusammen mit den herunterladbaren Karten für die Offline-Nutzung wird die Smartwatch so unterwegs zum Wegweiser. Auch hier mit dem Nachteil, dass ich die Hand vom Lenker nehmen und das Handgelenk drehen muss, um das Display zu sehen.
Die Watch GT6 Pro verfügt zudem über eine Auto-Erkennung, die mir nach wenigen Minuten Radfahrt anbietet, die Aktivität zu tracken. Das funktioniert zuverlässig, ist für mich aber nicht hilfreich. Wenn ich eine Tour tracken will, dann von Anfang an und nicht erst nach ein paar Minuten. Bei kurzen Fahrten im Alltag mit zwei, drei Kilometern ergibt das wenig Sinn. Entsprechend habe ich die automatische Erkennung deaktiviert.
Sehr angetan bin ich von der Akkulaufzeit der Huawei Watch GT6 Pro. Ich habe alle Sensoren und Funktionen aktiviert. Nutze ich sie ohne GPS, verbraucht sie zwischen vier und fünf Prozent ihrer Akkuladung pro Tag. Damit erreiche ich ziemlich genau die von Huawei angegebenen 21 Tage bei mäßiger Nutzung. Nutze ich GPS zum Tracking gelegentlicher Aktivitäten, reicht der Akku immer noch für ein bis zwei Wochen. Für Outdoor-Sport mit aktivem GPS gibt Huawei eine Laufzeit von stolzen 40 Stunden an. Das sind über drei Tage. Bei der kleineren Version der Watch GT6 sind es immerhin noch 14 Tage bei mäßiger Nutzung, sieben Tage bei typischer Nutzung und 25 Stunden beim Outdoor-Sport.
Schon in der Vergangenheit fiel die Akkulaufzeit von Huawei Smartwatches spürbar länger als bei der Konkurrenz aus. Dafür dürfte es mehrere Gründe, wie die Abstimmung von Hard- und Software geben. Bei der Watch GT6 Pro hat der Hersteller nach eigenen Angaben die Batterie passgenau für die Uhr gefertigt und somit 26 Prozent mehr Volumen im Vergleich zur Watch GT5 Pro erreicht. Die Dichte der Silizium-Batterie soll sich um 37 Prozent erhöht haben. Insgesamt kommt die Watch GT6 Pro auf eine Akkukapazität von 867 mAh. Das sind 65 Prozent mehr als bei ihrer Vorgängerin.
Seit dem letzten Firmwareupdate hält die Watch GT6 Pro bei mir allerdings nicht mehr so lange durch. Ende Oktober soll die nächste Aktualisierung erscheinen und ich hoffe, dass sie dann wieder eine so lange Akkulaufzeit wie zuvor hat.
Mit dem Update Ende Oktober soll die Watch GT6 Pro zwei weitere neue Funktionen erhalten. Die Erkennung von Steigung und Gefälle nutzt Huawei unter anderem für einen Ski-Modus inklusive Lifterkennung. Ein Rollstuhl-Modus soll die Smartwatch zur Sportuhr für rollende Menschen machen.
Die Huawei Watch GT6 Pro bietet ein umfangreiches Angebot an bekannten Fitness- und Gesundheitsfunktionen. Mit ihrem Trusense-Sensor kann sie über 100 Sportarten tracken und den Schlaf überwachen. Zudem gibt es Informationen über Puls und Herzratenvariabilität, die ein Indiz für die Gesundheit ist. Anzeichen für Stress und Emotionen erkennt die Uhr ebenfalls und lässt dich auch eigene Einschätzung hierzu festhalten.
Als Smartwatch steht sie mit dem Smartphone – Android und iOS sind möglich – in Verbindung und zeigt Benachrichtigungen, Termine und das Wetter an. Ich kann die Musikwiedergabe kontrollieren und Apps nutzen. Allerdings ist die Auswahl bei Huawei deutlich geringer als bei Wear OS von Google.
Die Huawei Watch GT6 Pro überzeugt mich vor allem mit ihrer sehr langen Akkulaufzeit. Als weiteren Pluspunkt liefert sie selbst für Freizeitradfahrer Daten, die bisher kein anderes Wearable liefert. Im Winter sollen dann auch Menschen auf der Skipiste von der neuen Steigungserkennung profitieren.
Darüber hinaus verfügt die Watch GT6 Pro über ein robustes Gehäuse und ein helles Display. Sie trägt sich angenehm, die Bedienung gestaltet sich unkompliziert und sie liefert alle gewohnten Gesundheits- und Fitnessdaten.
Das Manko der Smartwatches von Huawei bleibt die kleine Auswahl an Apps.
Pro
Contra
Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus.
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