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Huawei trickst: Das neue, alte Phone mit Google Services

Huawei hat ein neues Phone mit Google Services auf den Markt gebracht. Das darf der Konzern nicht, hat aber eine Lücke gefunden. Der Trick ist die Neuveröffentlichung des P30 Pro. Zudem: Ein Blick auf die Psychologie der Unwahrheit.

Huawei, ihr seid Schlawiner. Und ihr seid so bitzli grossartig.

Es ist ein neues Smartphone aus dem Hause Huawei auf dem Markt, das Google Services verbaut hat. So halb-neu, jedenfalls.Dies obwohl es Huawei verboten ist, die Google Services in neue Phones mitzuliefern.

  • Hintergrund

    Huawei ohne Google Services: Ein Blick auf das Mate 30 und die Zukunft Androids

    von Dominik Bärlocher

Der Trick mit dem alten Phone im neuen Gewand: Das Huawei P30 Pro New Edition gibt es jetzt in neuer Farbe. Einer Farbe, die Fans des Nachfolgers, P40 Pro, nur zu gut kennen. Silver Frost ist die Flaggschiff-Farbe des P40 Pro und eine Art subtiler Farbverlauf zwischen silbrig, blau, grau und weiss.

Das P40 Pro in Silver Frost
Das P40 Pro in Silver Frost

Der Release Cycle ist nicht so wichtig

Das Huawei P30 Pro kann nach wie vor vorne mitkämpfen, ist aber günstiger als die meisten Flaggschiffe. Ganz vorne kämpft das P30 Pro natürlich nicht, hält sich aber wacker im oberen Mittelfeld oder bei den Schlusslichtern der aktuellen Flaggschiffen. Das erstaunt, denn im aktuellen Jahr brüsten sich Hersteller mit Neuerungen vor allem im Kamerabereich. Ja, das P40 Pro schiesst die besseren Bilder als das P30 Pro. Das bestätigt die Testinstanz von DxOmark, wo das P30 Pro vor allem bei Videoaufnahmen das Nachsehen hat. Die Fotos sind nach wie vor stark.

Auf den gesamten Markt verteilt beweist die anhaltende Attraktivität des P30 Pro im Wesentlichen, dass der jährliche Release Cycle eventuell etwas zu schnell ist. Denn wenn du ein P30 Pro hast, dann gibt es keinen wirklich starken Grund, auf das P40 Pro upzugraden. Ja, die Bilder und Videos sind besser, doch wir nähern uns dem Bereich, in dem die Unterschiede nur für Enthusiasten eine Rolle spielen, die tatsächlich einen Nutzen aus der verbesserten Kameraqualität ziehen.

Unter diesem Aspekt kann Huawei sicher noch im laufenden Jahr das P30 Pro als «New Edition» veröffentlichen. Vielleicht geht das noch 2021 gut. Nachher dürfte es technologisch heikel werden. Das dürfte dann aus Firmensicht eher egal sein, da Huaweis Alternative zum Play Store, die Huawei App Gallery, rasante Fortschritte macht. Die darunter liegenden Huawei Services haben sich als funktional herausgestellt. Doch die Apps in der App Gallery sind nach wie vor nicht die, die sich Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten gewöhnt sind.

Die Google Services können zwar auf den neuen Phones aus dem Hause Huawei nachgerüstet werden, aber die Sache ist immer noch etwas hacky. Jeder kann die Google Services nachrüsten, der Hack ist aber unpraktisch und manchmal etwas instabil.

Zudem: Im November 2020 wird in den USA entweder ein neuer Präsident gewählt oder Donald Trump demokratisch im Amt bestätigt. Wenn ein neuer Präsident gewählt wird, dann könnte die Rücknahme der Sanktionen gegen Huawei gut und vor allem schnell möglich werden.

Der Spionage-Beweis steht aus

Seit Mai 2019 darf Huawei keine Google Services in ihren neuen Phones verbauen. Das hat die Regierung des demokratisch gewählten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, beschlossen. Huawei stehe unter akutem Spionageverdacht, hiess es. Daher ist der chinesische Konzern auf die schwarze Liste gesetzt worden und US-amerikanische Firmen dürfen keinen Handel mehr mit Huawei treiben. Darunter ist Alphabet Inc., Mutterkonzern Googles, Hersteller der Google Services. Das US-Handelsdepartment hat zu Beginn der Sanktionen angekündigt, dass es Ausnahmebewilligungen geben würde, damit vereinzelte US-Unternehmen mit Huawei zusammenarbeiten dürfen. Es ist nicht bekannt, ob je eine dieser Bewilligungen gesprochen wurde.

Donald Trump, demokratisch gewählter Präsident der USA
Donald Trump, demokratisch gewählter Präsident der USA
Quelle: Department of Defence

Aus Mediensicht hat sich ein interessanter Effekt eingeschlichen. Denn da gibt es eine kleine Weisheit, die dem deutschen Reichsminister und Vorsteher des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda Joseph Goebbels zugeschrieben wird:

Eine Lüge muss nur oft genug wiederholt werden. Dann wird sie geglaubt.
Joseph Goebbels (?), Reichsminister

.

Wo anfangs Medienkonsumenten noch gedacht haben «so ein Unsinn» hat sich dann dieser Effekt schleichend in den Köpfen der Menschen manifestiert. Aus «so ein Unsinn» wurde «aber könnte doch schon sein, nicht?» wurde «Das sind alles Spione». Der Effekt nennt sich «The Illusion of Truth» und wurde im Jahr 2015 von der Wissenschaftlerin Liza K. Fazio, Assistant Professor, Psychology and Human Development, untersucht. Ihr Fazit: die Illusion der Wahrheit taucht sogar in Köpfen auf, die es eigentlich besser wissen.

Die Beweislast liegt bei der amerikanischen Regierung und rein der Faktenlage zum aktuellen Zeitpunkt nach ist der Spionageverdacht vermutlich aus der Luft gegriffen. Doch da ist ein Faktor, den die Öffentlichkeit ausser Acht lässt: Die Regierung, sei das die unsere oder die amerikanische, hat uns gegenüber nicht vollständige Auskunftspflicht. Es ist also gut möglich, dass die USA Beweise haben, diese aber nicht veröffentlichen können. Dies kann unter anderem dann der Fall sein, wenn die Beweise Gegenstand aktueller Ermittlungen sind und die Veröffentlichung diese Ermittlung gefährden würde.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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