
Huawei HarmonyOS: Launch auf Oktober 2021 angekündigt, Beta SDK Ende 2020

Huawei sagt «Goodbye, Android». Ab 2021 werden die Smartphones des chinesischen Herstellers mit HarmonyOS ausgeliefert.
Bevor wir hier loslegen:
- Wenn dein Huawei-Gerät heute Android mit Google Services drauf hat, dann wirst du diese nicht verlieren.
- Auch beim Update von Emui 10 auf Emui 11 gehen die Google Services nicht verloren.
- Das Nachrüsten der Google Services ist nach wie vor eine seltsame Sache, die mal funktioniert, mal nicht. Ich gebe nach wie vor keinen individuellen Tech Support.
Sodala. Los geht's. Huawei wird sich offiziell von Android verabschieden. Harmony OS, das neue Betriebssystem des Konzerns, wird im kommenden Jahr – voraussichtlich im Oktober – auf den Smartphones und Smart Devices Huaweis verbreitet. Mit dieser Ankündigung sind viele Details über das Betriebssystem bekannt geworden.
Schneller, vielseitiger, noch nicht ganz da
Huawei beschreibt HarmonyOS als ein zukunftssicheres, dezentralisiertes und offenes Betriebssystem. Es soll in einer Vielzahl Szenarien zum Einsatz kommen, von mobilem Office-Betrieb über Fitness Tracking und Gesundheitsüberwachung bis hin zu sozialer Kommunikation und Entertainment. Die Liste schliesst Huawei mit «to name a few», «um einige zu erwähnen», ab. Nach dieser marketingtechnisch beeindruckenden Liste kommt etwas mehr Tech.
Unlike a legacy operating system that runs on a standalone device, HarmonyOS is built on a distributed architecture designed based on a set of system capabilities.
Das bedeutet, dass HarmonyOS weniger gerätefokussiert arbeitet, sondern mehr fähigkeitsbasiert. Damit dreht Huawei wohl den Gedanken um. Es gilt nicht mehr «Wir haben ein Gerät, das so und so aussieht. Wie betreiben wir das am besten?» sondern «Wir haben Software, die das und das kann. Wo können wir sie einsetzen?» Etwas praxisnäher bedeutet das, dass du mit HarmonyOS sowohl dein Smartphone als auch dein Notebook wie auch deinen Toaster oder deine Zahnbürste betreiben kannst, ohne dass du den Basiscode zu sehr verändern musst.
Wie wird HarmonyOS auf der Ebene der Benutzeroberfläche aussehen? Unbekannt. Der Code ist auch noch nicht ganz da. Ein Software Developer Kit einer Beta wird auf Ende 2020 erwartet. Die offizielle Website bietet aber erste Dokumentationen und Codeschnipsel sind veröffentlicht worden.
Ein Beispiel:

Sieht jetzt nicht so verreckt aus. Java, XML, kennen wir. Den Namespace unter xmlns habe ich noch nie gesehen, aber irgendwas muss ja neu sein.
Spannend wird es wohl erst in der Ausführung. HarmonyOS soll bis zu 60 Prozent effizienter (Achtung: Video Autoplay Warning) als Android sein. Das überrascht wenig, hat Huawei doch die Gelegenheit nutzen können, um aus Android zu lernen und einen geistigen Nachfolger des meistverbreiteten Betriebssystems der Welt zu schaffen.
Ja, aber, was ist mit Google?
Google selbst arbeitet seit geraumer Zeit an einem eigenen Nachfolger Androids. Das noch recht mysteriöse Projekt nennt sich Fuchsia und wird ebenfalls Capability-Oriented sein, also demselben Grundgedanken folgen wie HarmonyOS.
Huawei ist auf Nachfrage nicht bereit, die Zusammenarbeit mit Google in den Wind zu schiessen. Huawei hofft sogar darauf, die Zusammenarbeit mit Google wieder aufnehmen zu können. Ein Artikel aus der weit enfternt scheinenden Vergangenheit des April 2020 hat also nach wie vor Gültigkeit.
Es drängt sich aber ein Verdacht auf: Da HarmonyOS voll mit Android Apps wie wir sie kennen kompatibel sein soll, dürfte eine App vermehrt Augenmerk erhalten. Petal Search, die App, die Apps aus allen möglichen App Stores sucht, könnte eine Schlüsselkomponente zum App Environment unter Harmony OS werden. Erhärtete Fakten hierzu fehlen.
Aber: Wo es um Fuchsia seit 2019 still geworden ist, das Development im Stillen weitergegangen ist, hat Huawei mit HarmonyOS einen Schritt in Richtung Zukunft getan. Es bleibt spannend.


Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.