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Honor PocketVision: Das gelb-blaue Auge für Sehbehinderte mit einem Aber

Honor will die Welt für Blinde und Sehbehinderte lesbar machen. PocketVision ist zwar nützlich, hat aber einen grossen Haken.

Wenn du nicht gut siehst, dann ist der Alltag schon mal ein Stück schwieriger zu meistern. Du musst gar nicht blind oder teilweise erblindet sein. Es reicht schon, wenn du ohne Brille am Bahnhof deinen Zug suchst. Oder in der Migros Preisschilder lesen willst. Aber wenn du stark sehbehindert bist, dann hast du dir im Laufe deines Lebens Tricks angeeignet, wie du den Alltag meisterst. Zwei Finger am Treppengeländer, um zu «sehen» wo die Treppe beginnt und endet, zum Beispiel.

Der chinesische Smartphone-Hersteller Honor hat mit PocketVision eine App auf den Markt gebracht, die Sehbehinderten das Leben vereinfachen soll. Persönlich meine ich: Gut so. Weiter so. Bitte mehr davon.

Denn das «Mehr davon» ist aktuell noch ein bisschen ein Problem.

Das Prinzip der App

PocketVision nutzt die Kameras des Smartphones, nimmt ein Bild der Welt auf und schmeisst dann massive Mengen künstlicher Intelligenz ans Problem heran. Laut Honor könnten davon 1.3 Milliarden Menschen profitieren. In einem Video mit dem englischen Tech-Youtuber Ricky West – selbst sehbehindert – präsentiert die Tochterfirma Huaweis die App für das Honor 20 Pro.

Wenn du PocketVision auf einen Text, zum Beispiel eine Speisekarte, richtest, dann liest die Kamera den Text, stellt ihn mit einer Auswahl Filter dar, die das Lesen des Texts auf dem Bildschirm einfacher machen sollen und liest den Text sogar vor, wenn denn die Augen gar nicht mitmachen wollen.

Ferner sind die Filter, mit denen der interpretierte Text dargestellt werden kann, nicht nur für Sehbehinderte eine Hilfe. Legastheniker und Lernschwache könnten ebenfalls von der App profitieren.

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Das grosse «Aber»

Die App kommt mit einem grossen «Aber», die einen Marketing-Gag vermuten lässt. Klar, PocketVision ist eine grosse Hilfe für Sehbehinderte, aber die App ist genau mit dem Honor 20 Pro kompatibel, sonst mit nichts. Die offizielle Begründung ist, dass die App zwingend das spezifische Kamera-Setup des Honor 20 Pro braucht.

Ja, ne, is klar.

Kommt schon, Honor, das könnt ihr besser. Das müsst ihr besser können.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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