Produkttest

Honor 7x: Viel Technik für wenig Geld

Luca Fontana
2.3.2018

Die Tochter Huaweis hat sich mächtig ins Zeug gelegt und lanciert mit dem Honor 7x ein Phone, das jede Menge Leistung für erstaunlich wenig Geld bieten soll. Nur geflunkert? Ich mache den Test.

Was ich nicht weiss: Ein blinder Passagier, klein und eckig in der Form, recht mobil und smart in der Eigenschaft, hat sich in ihrem Gepäck versteckt.

Erzähl mir was über Honor

Ganz vorbildlich wie ich bin, setze ich mich zuerst mit Honor, der Marke, auseinander. Schliesslich muss ich ja wissen, womit ich es in den nächsten Wochen zu tun bekomme. Oh, alles zu erzählen, würde den Rahmen dieses Reviews total sprengen. Ich kratze daher nur ein wenig an der Oberfläche.

Honor scheint das Tochterunternehmen des Chinesischen Handy-Riesen Huawei zu sein. Oder die Schwester. So richtig klar ist das nicht – je nach dem, wen du fragst, kriegst du eine andere Antwort. Aber Tochter hat sich offenbar etabliert, auch wenn ich immer noch nicht richtig weiss, was der «powered by Huawei»-Aufkleber auf meinem neuen Honor 7x genau bedeutet.

Mit ein bisschen Rechere lässt sich schnell so etwas wie eine Strategie erkennen: Huawei zementiert das Bild des China-Smartphone-Herstellers, der edle Produkte zu einem fairen Preis produziert. Honor hingegen ist «brave», also mutig, und spricht ausschliesslich via Online-Kanäle zu uns. Damit soll vor allem die preisbewusste Jugend beworben werden. Das Angebot: Möglichst viel Technik zu einem möglichst tiefen Preis.

Honor ist «brave», wie Dominik und Manuel in London erfahren haben.

Dann ist ja alles klar, nicht wahr? Die Stellungen sind bezogen, der Schlachtplan ausgearbeitet, und der Markt sinnvoll abgedeckt.

Luca «testet mal» das Honor 7x und findet Specs heraus

Bevor ich mich aber über Kanibalisierungs-Effekte und sonstigen betriebswirtschaftlichen Dingen auslasse, wechsle ich lieber das Thema. Die technischen Specs kennst du vielleicht schon. Der Vollständigkeit halber findest du sie hier nochmals aufgelistet.

  • Prozessor: Kirin 659 mit acht Kernen à 2.36 Ghz Taktrate
  • Arbeitsspeicher: 4 GB RAM
  • Auflösung: 2160 × 1080 Pixel auf 5.93-Zoll Display
  • Betriebssystem: EMUI 5.1 mit Android 7
  • 64 GB Speicherplatz, davon 49 GB nutzbar
  • Slot für zwei Nano Sim-Karten oder alternativ eine Micro SD-Karte für 256 GB

Im Lieferumfang inbegriffen sind laut Produktmanagement ein Quick Start Guide, ein USB Ladegerät und USB Ladekabel. Ausser, du lässt dir das Phone von Dominik liefern, dann gibt's nur das Handy.

Das Design ist – chapeau – einfach toll!

Vorsichtig packe ich den kleinen Klotz aus seiner imaginären Verpackung aus. Nun, Klotz ist im Bezug auf das Smartphone ein böses Wort. Erstaunt stelle ich fest, wie verdammt schick ich es finde und dass mir das Phone sehr geschmeidig in der Hand liegt. Keine Selbstverständlichkeit, wie du hier nachlesen kannst.

Ich hantiere mit dem Handy herum, betrachte es aus allen Winkeln, drehe es in einer Hand… im Grunde tue ich alles Menschenmögliche, um eine Bruchlandung zu provozieren. Mit Bestnoten. Passiert ist aber nichts – gut. Das spricht ebenfalls für Honors Griffigkeit. Und vielleicht ist es einfach besser, wenn ich das in den Ecken eingebaute Airbag-System, das laut Hersteller Stösse abfedern soll, nicht mit einem Handy teste, das mir nicht gehört.

«Und?», fragt mich Dominik, als er mich beim jonglieren mit Handy, Fidget-Spinner und Kompaktkamera erwischt, «kriege ich das Handy je wieder?»

«Welches Handy?» antworte ich, und verstecke mich hinter einer Topfpflanze.

Das Display – das Tor zu einer anderen Welt

«Das Handy ist also hübsch», wirst du mir sagen, «aber kann es auch was?»

Jep, das kann es. Nicht so viel wie ein Spitzenphone, aber das erwartest du auch nicht bei diesem Preis. Oder?

Zeit also, das Smartphone einzuschalten. Ich klicke seitlich auf den haptisch gut ertastbaren Button und lasse das Display zum Leben erwachen. Ein Full-HD+-Panel mit einer Auflösung von 2160×1080 Pixel bei einer Pixeldichte von 400 ppi offenbart sich. Oh ja, damit ist die Schärfe schon mal auf einem ordentlichen Niveau angesiedelt.

Und wie macht sich der Mutige in der Bedienung?

Der Fingerabdrucksensor auf der Rückseite ist etwas vom Präzisesten, was ich je erlebt habe. Auch die Reaktionszeit braucht den Vergleich zur teureren Konkurrenz nicht zu scheuen: Kaum hältst du deinen Finger auf den Sensor, erwacht das Display zum Leben. Toll!

Ich swipe durch die Menüs, starte Apps, scrolle herum – das alles geht fix und fast ohne Verzögerungen. Sind aber zu viele Apps geöffnet, legt das Handy regelmässige Gedenksekunden ein, bevor es sich wieder an die Arbeit macht. Das ist für ein Handy in dieser Preisklasse nicht ungewöhnlich. Die meisten Nutzer, auf die das Handy zugeschnitten ist, bemerken die Verzögerungen kaum.

Sobald ich den Finger auf den Sensor halte, erwacht das Display zum Leben. Durchwischen, scrollen, Apps öffnen – das alles fühlt sich sehr gut an.

Zum Akku. Im normalem Gebrauch – morgens im Zug ein wenig rumdaddeln, «20 Minuten» lesen oder WhatsAppen, das gleiche nochmals mittags und abends – hält der Akku ein bis zwei Tage an. Mit aktiviertem Helligkeits-Sensor sogar noch länger.

Damit wir uns richtig verstehen: Das ist viel für einen Akku mit 3340 mAh Kapazität.

Ist das Handy auch was für die Selfie-Queen in mir?

Tja, also... nein, eine Selfie-Queen bin ich nicht. Ein Profi-Fotograf wie Senior Editor und Teamleiter David Lee allerdings auch nicht. Salopp gesagt würde ich behaupten, dass ich damit genau der richtige Null-acht-fünfzehn Alltags-Nutzer bin, auf dem das Handy ohnehin zugeschnitten ist. Perfekt.

Auf der Vorderseite findest du eine 8 MP starke Kamera. Auf der Rückseite des Smartphones befindet sich das Dual-Kamera Set-Up mit einer 16 MP- und einer 2 MP-Kamera – dank der zweiten Kamera kannst du Fotos mit Tiefenschärfe (Bokeh-Effekt) machen.

«Hey Luca, du hast doch ein neues Spielzeug?» meint Dominik. Er weiss, wie stolz ich auf mein Weihnachtsgeschenk bin, «mach doch ein paar Fotos damit.»

Übrigens, das Foto habe ich im Portrait-Modus gemacht. An den Standardeinstellungen, wie sie ab Werk daher kommen, habe ich nicht das Geringste verändert.

Wirklich toll ist dafür der von Huawei bereits bekannte Profi-Modus: Hier kannst du jede Menge Kamera-Einstellungen – von der Blende bis zur Brennweite – vornehmen. Damit können auch Foto-Experten ihre Freude haben und nach Lust und Laune herumexperimentieren.

Und das macht das Honor 7x wirklich nicht so gut

Zeit, die dunkle Seite des Mondes zu besuchen. Bevor ich dies tue, mache ich mir immer wieder klar, dass ich es mit einem Mittelklasse-Handy zu tun habe. «Erwarte nicht zuviel! Sei nicht zu streng! Zerreisse es nicht unnötig!» spukt es mir durch den Kopf. Folgende drei Schwächen sind mir im Langzeittest dennoch sauer aufgestossen.

Keine Schnelllade-Funktion

Schwache Lautsprecher

Handys sind multimediale-Geräte. Bei mir sowieso. Musik hören, Videos streamen, Gespräche mit Lautsprecher führen – das ist bei mir die Regel. Die Lautsprecher des Honor 7x sind zwar durchaus laut, der Ton scheppert aber enorm. Gerade in den höheren Tonfrequenzen.

Miese Gesprächsqualität

Fazit-Zeit! Honor 7x: Yay oder Nay?

Honor ist mir in den letzten Wochen sympathisch geworden. Echt jetzt. Klar, das Honor 7x ist kein Flaggschiff, das muskelprotzend vor sich hintuckert und die Konkurrenz plattwalzt. Will es auch gar nicht sein. Hier kriegst du ein Smartphone mit ordentlicher Leistung, den üblichen «Must Haves» und das zu einem fairen Preis – nicht mehr, nicht weniger.

«Hier Dominik, da hast du wieder dein Smartphone», sage ich, während ich das Honor 7x tollpatschig zu Boden fallen lasse. Mit Absicht. Dominik schaut mich an, als ob er sich überlegen würde, welche Art von Todesblick ihm die Beste deucht. Aber das Airbag-System funktioniert.

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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