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Kritik

Happiger Preis, himmlische Games: «Super Mario Galaxy 1 + 2» im Test

Nintendo bringt zwei Mario-Klassiker auf die Switch und Switch 2. Die Neuauflagen sind teuer, aber das zeitlose Gameplay in Verbindung mit der aufgefrischten visuellen Darstellung ist den Preis allemal wert.

Nintendo haucht zwei Wii-Klassikern mit einer Neuauflage für die Switch neues Leben ein. Im Vorfeld der Veröffentlichung sorgt der hohe Preis für kontroverse Diskussionen. Im Doppelpack kosten «Super Mario Galaxy» und «Super Mario Galaxy 2» rund 70 Franken oder Euro. Kaufst du dir die Games einzeln, zahlst du je 40 Franken oder Euro.

Dürfen 15, beziehungsweise 18 Jahre alte Games noch so viel kosten? Nachdem ich beide Titel ausführlich getestet habe, sage ich: Ja, das dürfen sie.

Wieso? Ganz einfach: «Super Mario Galaxy» und «Super Mario Galaxy 2» sind zwei der besten Games aller Zeiten. Auf der Switch 2 sehen die genialen Klassiker dank aufgehübschter Grafik so schön aus wie noch nie.

Sterne sammeln im Weltall. Mehr brauche ich nicht, um glücklich zu sein.
Sterne sammeln im Weltall. Mehr brauche ich nicht, um glücklich zu sein.

Die besten Mario-Games überhaupt

Egal ob 2D, 3D, Mainline oder Spin-off – für mich sind «Super Mario Galaxy» und «Super Mario Galaxy 2» immer noch unangefochten die besten Mario-Games überhaupt.

In beiden Spielen verschlägt es den pummeligen Klempner in den Weltraum. Die Story ist Mario-typisch platt wie ein Gumba nach einem Kopfsprung. Bowser hier, Peach da, Mario eilt zur Hilfe.

Immerhin: Der erste Teil überzeugt mit einer zusätzlichen Geschichte, die nur am Rande mit Mario zu tun hat. Der Schnauzträger trifft auf seinem Abenteuer auf Rosalina und ihre zuckersüssen Sternenkinder, die Luma. Die Geschichte rund um die neuen, ausserirdischen Charaktere ist überraschend melancholisch und emotional.

Rosalinas Sternenwarte dient als zentraler Hub des ersten «Galaxy»-Games.
Rosalinas Sternenwarte dient als zentraler Hub des ersten «Galaxy»-Games.

Auf seiner Rettungsmission hüpft Mario durch allerlei Weltraum-Levels, in denen die Schwerkraft verrückt spielt. Meist bewege ich mich nicht auf ebenen Flächen fort, sondern renne und springe im Weltall über kleinere, schwebende Landmassen, die ich aufgrund ihrer Anziehungskraft von allen Seiten her erforschen kann.

Auch beim gefühlt hundertsten Mal fühlt es sich einfach verdammt cool an, mit Karacho über einen «Abgrund» zu springen und dann auf der Unterseite des Planeten zu landen.

Das Schwerkraft-Gameplay ist, wie man so schön sagt, «mindblowing».
Das Schwerkraft-Gameplay ist, wie man so schön sagt, «mindblowing».

Der Ideenreichtum im Leveldesign beider Games ist auch nach all den Jahren unerreicht. Jede Galaxie, die ich besuche, unterscheidet sich thematisch und optisch stark von der vorherigen. In einem Moment erkunde ich ein Bienenkönigreich und im nächsten schwimme ich durch schwerelose Wassermassen in einem tropischen Paradies.

Auch die Gameplay-Mechaniken wechseln im Minutentakt. Mal springe ich von Mini-Planet zu Mini-Planet, mal kämpfe ich gegen riesige Bossgegner in der Schwerelosigkeit und mal befinde ich mich in einem 2D-Abschnitt, in dem die Schwerkraft nach oben oder unten wechselt. Zwischendurch gibt es immer wieder Minispiele, in denen ich mit Bewegungssteuerung auf einem Ball balanciere oder auf einem Rochen Rennen fahre. Crazy!

Viele Levels spielen mit der Schwerkraft.
Viele Levels spielen mit der Schwerkraft.

Auch die neuen Power-Ups gehören zu den besten der gesamten Mario-Historie. Ich fliege als Bienen-Mario durch die Luft, erzeuge als Wolken-Mario temporäre Plattformen oder grabe mich mit dem Bohrer quer durch diverse Himmelskörper.

Die Ideen, die in «Super Mario Galaxy» und «Super Mario Galaxy 2» stecken, reichen locker für zwei Dutzend Games. Das Beeindruckende an dieser Gameplay-Vielfalt: Jede Mechanik sitzt. Es gibt keine Totalausfälle, keine Abschnitte, die ich am liebsten skippen möchte. Das Gameplay fühlt sich auch nicht «veraltet» an, obwohl die Games schon einige Jahre auf dem Buckel haben. Das ist pure, zeitlose Nintendo-Magie.

Die Items sind genial.
Die Items sind genial.

Was sind die Unterschiede zwischen den zwei Games?

Auch wenn beide «Galaxy»-Games auf den ersten Blick ziemlich ähnlich aussehen, gibt es zwischen den zwei Klassikern einige entscheidende Unterschiede, die vor allem im Leveldesign auszumachen sind.

Während ich im ersten «Galaxy» ab und zu auch mal etwas grössere, «offenere» Levels erkunden kann, sind die Galaxien im zweiten Teil fast ausnahmslos linear gehalten. Es geht nicht darum, eine Spielumgebung im Detail zu erforschen (wie zum Beispiel in «Super Mario Odyssey»), sondern um die Herausforderung, es überhaupt ins Ziel zu schaffen. Viele Galaxien fühlen sich fast wie Levels aus 2D-Mario-Games an, in denen es nur einen Weg zum Ziel gibt.

Die Levels sind mit rund fünf bis zehn Minuten Spielzeit pro Stern kurz gehalten – in dieser Hinsicht erinnert «Galaxy 2» an Handheld-Games.
Die Levels sind mit rund fünf bis zehn Minuten Spielzeit pro Stern kurz gehalten – in dieser Hinsicht erinnert «Galaxy 2» an Handheld-Games.

In «Super Mario Galaxy 2» gibt es ausserdem mehr Items und Power-Ups als im ersten Teil. In einigen Levels kann ich sogar auf Yoshi reiten und Gegner fressen. Mlem!

Generell ist die Ideendichte und Gameplay-Abwechslung im zweiten «Galaxy» nochmals höher. Dafür fühlt sich der Nachfolger weniger atmosphärisch und speziell an. Statt Rosalina und ihre Sternwarte bekomme ich als zentralen Hub ein Raumschiff in der Form von Marios Kopf.

Cool, aber die schöne, melancholische Grundstimmung geht so flöten.

Auch die Levelauswahl in «Galaxy 2» erinnert an 2D-Marios.
Auch die Levelauswahl in «Galaxy 2» erinnert an 2D-Marios.

Falls du beide Games noch nie gespielt hast, eine Warnung: Die «Galaxy»-Spiele gehören definitiv zu den schwierigeren Mario-Games. In vielen Abschnitten gibt es schwarze Löcher im Hintergrund – falle ich hier in den Abgrund, segnet Mario sofort das Zeitliche.

Besonders «Galaxy 2» schraubt den Schwierigkeitsgrad in einigen Levels gehörig nach oben. Deshalb empfehle ich dir, mit dem ersten Game anzufangen, um ein Gefühl für das spezielle Gravitations-Gameplay zu bekommen.

Traumhaft schöne Optik in 4K

Nintendo hat beiden Games eine Frischzellenkur verpasst. Auf der Switch laufen die Spiele in 1080p mit 60 FPS (TV-Modus), respektive 720p mit 60 FPS (Handheld-Modus). Ich habe das Doppelpack auf meiner Switch 2 getestet. Dort schaffen es beide Titel auf 4K mit 60 FPS (TV-Modus), beziehungsweise 1080p mit 60 FPS (Handheld-Modus).

Neben der höheren Auflösung hat Nintendo zudem viele Texturen überarbeitet. Auch die Weitsicht wurde hochgeschraubt – Objekte in der Ferne sehen detaillierter aus als im Original. An einigen Stellen scheint Nintendo auch an der Beleuchtung gearbeitet zu haben.

Das Resultat dieser visuellen Auffrischung ist traumhaft. Der Artstyle war sowieso schon immer über jeden Zweifel erhaben. Auf der Switch 2 erstrahlen die Games in ihrer bisher schönsten Form und demonstrieren eindrücklich, wie zeitlos der visuelle Kern der Spiele tatsächlich ist.

Sowohl «Super Mario Galaxy» als auch «Super Mario Galaxy 2» könnten stellenweise auch als moderne Games durchgehen.
Sowohl «Super Mario Galaxy» als auch «Super Mario Galaxy 2» könnten stellenweise auch als moderne Games durchgehen.

Die optische Überarbeitung wird deutlich, wenn man die zeitlich limitierte «Super Mario 3D All-Stars»-Kollektion als Vergleich heranzieht. In dieser war eine emulierte Version von «Super Mario Galaxy» enthalten (1080p, 60 FPS).

Klicke auf die Bilder, um sie in höherer Auflösung zu betrachten.

In folgendem Beispiel vom Anfang des Spiels sind die Bodentexturen in der neuen Fassung (oben) viel schärfer als im Original (unten). Zudem haben die Toads in der Ferne keine eckigen Köpfe mehr.

Neue Version
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Alte Version
Alte Version

In Rosalinas Sternwarte ist das Gras viel höher aufgelöst. Auch Details im Hintergrund – siehe Kuppel – sind besser sichtbar.

Neue Version
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Alte Version
Alte Version

Hier sieht das leere Nest des ersten Bossgegners viel knackiger aus. Auch die Bodentexturen des Mini-Planeten wurden komplett ausgetauscht.

Neue Version
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Alte Version
Alte Version

Gewöhnungsbedürftige Steuerung

Auch wenn das Gameplay und der Artstyle zeitlos sind, merkt man den Klassikern ihr Alter aufgrund eines Schwachpunkts an. Die Steuerung fühlt sich an wie ein Relikt aus vergangenen Wii-Zeiten.

Während Mario durch das Weltall hüpft, sammle ich mit einem Pointer nebenbei Sternenstaub. Den brauche ich unter anderem, um neue Levels freizuschalten. Auf der Wii habe ich den Pointer präzise mit der Wii-Fernbedienung bedient. Auf der Switch muss ich das mit der Bewegungssteuerung machen.

Ich empfehle, die Games mit getrennten Joy-Cons zu spielen. So kannst du das Zielen der Wii-Fernbedienung am besten simulieren.
Ich empfehle, die Games mit getrennten Joy-Cons zu spielen. So kannst du das Zielen der Wii-Fernbedienung am besten simulieren.

Dies ist um einiges unpräziser als mit dem Infrarotsensor des Wii-Controllers. Ständig muss ich den Pointer mit einem Klick auf die R-Taste rekalibrieren. Das ist kein Dealbreaker – aber in einem sonst so runden Paket fallen solche Ungereimtheiten umso mehr auf.

Etwas aus der Zeit gefallen ist auch die Kamera, die in vielen Levelabschnitten sehr restriktiv ist. Das ist einerseits nachvollziehbar – es ist einfacher, wenn mir das Spiel vorgibt, aus welcher Perspektive ich das sowieso schon verwirrende Gameplay sehe. Trotzdem hätte ich mir ab und zu etwas mehr Freiheiten gewünscht.

Die Kamera ist oft fixiert.
Die Kamera ist oft fixiert.

Neue Inhalte? Nicht wirklich

Nintendo hat die beiden Games technisch aufgehübscht – mit neuen Inhalten wurde aber gegeizt. Die grösste Neuerung ist der Assist-Modus, in dem du mehr Leben bekommst und nicht in schwarze Löcher stürzen kannst. Bei dem hohen Schwierigkeitsgrad definitiv eine sinnvolle Neuerung.

Für Fans von Rosalina gibt es zusätzliche Kapitel aus ihrem Geschichtenbuch, das sie in «Super Mario Galaxy» vorliest. Auch Amiibos werden neu unterstützt. Zudem gibt es auf der Switch 2 Maussteuerung für den (sehr limitierten) Koop-Modus, in dem ein zweiter Spieler die Pointer-Steuerung übernimmt.

Im Hauptmenü finde ich den Soundtrack des Spiels. Der ist übrigens grandios und gehört ebenfalls zum Besten, was Nintendo je produziert hat. Mein Highlight: Die Musik der Sternenwarte:

Schade, hat Nintendo die Gelegenheit nicht genutzt, um den Klassikern ein paar nette zusätzliche Extras zu spendieren. Bei der traumhaft schönen Optik hätte sich doch zumindest ein Foto-Modus angeboten.

Eine Sünde, hat das Game keinen Foto-Modus.
Eine Sünde, hat das Game keinen Foto-Modus.

Genug gemeckert

Den Test möchte ich mit der anfangs erwähnten Preisdiskussion schliessen. Es gibt so viele gute Gründe, um über die Preismodelle moderner Games zu meckern. Nervige Battle Passes, Microtransactions und Titel, die unfertig oder komplett verbuggt veröffentlicht werden.

Auch ich kritisiere Nintendos fragwürdige Herangehensweise an das Pricing ihrer Spiele immer wieder. Zuletzt bei der kostenpflichtigen Tech-Demo «Nintendo Switch 2 Welcome Tour» oder beim langweiligen Rollstuhl-Game «Drag X Drive», das ein Free-to-Play-Titel hätte sein müssen.

Aber bei den Neuauflagen von «Super Mario Galaxy» und «Super Mario Galaxy 2» sehe ich keinen Grund zu meckern.

Ja, die Spiele sind teuer. Aber es handelt sich nun mal um zwei der besten Games aller Zeiten, die sorgfältige Remaster erhalten haben und besser denn je aussehen. Abgesehen von «Astro Bot» gibt es keinen modernen Plattformer, der auch nur annähernd an die Genialität von Marios Weltraumabenteuern herankommt.

Deshalb: Lasst uns das Gemeckere für wirklich wichtige Themen aufheben und nicht für hervorragende Neuauflagen zweier Meilensteine aus Nintendos Videospielhistorie.

«Super Mario Galaxy + Super Mario Galaxy 2» erscheint am 2. Oktober für die Nintendo Switch und Nintendo Switch 2. Das Bundle wurde mir von Nintendo zu Testzwecken zur Verfügung gestellt. Die zwei Games sind auch einzeln erhältlich.

Fazit

Zwei geniale Meisterwerke, schöner und schärfer denn je

«Super Mario Galaxy» und «Super Mario Galaxy 2» sind zeitlose Klassiker und Meilensteine des Jump'n'Run-Genres, die den steilen Preis wert sind. Der Ideenreichtum und die Abwechslung im Gameplay bleiben bis heute unerreicht. Mit Mario durch schwerelose Levels zu hüpfen, fühlt sich auch nach all den Jahren immer noch magisch an. Einzig die Steuerung erinnert daran, dass es sich um etwas ältere Spiele handelt.

Der zeitlose Artstyle beider Games erstrahlt in den Neuauflagen in dem Glanz, den er verdient hat. Besonders auf der Switch 2 sehen die Spiele in 4K und mit den neuen Texturen traumhaft schön aus. Schade, hat es Nintendo verpasst, den Spielen abseits des visuellen Refreshs neue Inhalte zu verpassen.

Bleibt zu hoffen, dass mit den beiden Remasters und dem neu angekündigten «Super Mario Galaxy Movie» auch bald ein «Super Mario Galaxy 3» vor der Tür steht.

Pro

  • zeitloses Jump'n'Run-Gameplay
  • Ideenvielfalt für zwei Dutzend Games
  • wunderschöne Grafik mit überarbeiteten Texturen
  • 4K-Output auf der Switch 2

Contra

  • Steuerung als Relikt vergangener Wii-Zeiten
  • kaum neue Inhalte
Nintendo Super Mario Galaxy + Super Mario Galaxy 2 (Switch, IT, FR, DE)
Game
Neu
CHF64.90

Nintendo Super Mario Galaxy + Super Mario Galaxy 2

Switch, IT, FR, DE

Titelbild: Nintendo

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Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.


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