Produkttest

Google Home Hub: Mehr als ein intelligenter Bilderrahmen?

Sprachassistenten finden immer neue Orte, um sich niederzulassen. Nach Smartphone und Smartspeaker findest du sie nun auch in Smart Displays. Der Google Home Hub ist so eines und verspricht allerhand praktische Funktionen –überraschenderweise liefert er mehr davon, als erwartet.

Eigentlich bräuchte ich nicht noch mehr Gadgets zu Hause. Meine intelligenten Philips-Hue-Birnen sind nicht vernetzt und verrichten ihren Dienst somit als gewöhnlich dumme, dafür überteuerte Glühbirnen. Der Chromecast ist überflüssig geworden, weil mittlerweile jedes Gerät die Streaming-Technik integriert hat. Mein Google Home schaltet sich nur noch selbstständig ein und tut so, als hätte ich «OK Google» gerufen. Dabei ist es nur ein verzweifelter Schrei nach Aufmerksamkeit. Die richte ich stattdessen auf den Google Home Hub, den ich besseren Wissens zum Trotz ins Haus geholt habe. Ok, ich habe das Gerät nur zu Testzwecken ausgeliehen, aber ich bin geneigt, mir selber eins zu kaufen.

Was ist der Google Home Hub?

Googles Home-Geräte (Home, Home Mini, Home Max) sind im Grunde nichts anderes als Lautsprecher, die mit dem Google Assistant ausgestattet sind und mit der Stimme gesteuert werden können. Der Home Hub ist das erste Familienmitglied, das auch ein Display besitzt. Somit kann er nicht nur Musik abspielen und Fragen beantworten, er kann auch Fotoalben anzeigen oder Youtube-Videos abspielen.

Der Home Hub kann auch per Toucheingabe bedient werden.
Der Home Hub kann auch per Toucheingabe bedient werden.

Derzeit ist der Home Hub bei uns nur als Importware erhältlich. Das bedeutet, dass nur die englische Sprachausgabe verfügbar ist. Der Home Hub soll 2019 auf den deutschen Markt kommen und dann werden zusätzliche Sprachoptionen freigeschaltet. Bis dahin musst du mit Englisch vorliebnehmen. Das ist aber halb so wild, da der Google Assistant auf Deutsch ohnehin nicht über den gleichen Funktionsumfang verfügt.

Hübsch, dezent und optional sogar spionagefrei

Den Home Hub gibt es in vier verschiedenen Farbvarianten. Der Sockel und die Displayumrandung können neben schwarz (charcoal) wie bei meinem Modell auch grau (chalk), türkis (aqua) oder rosa (sand) sein. Optisch gefällt mir das kleine Gerät besser, als ich es von den Fotos erwartet habe. Der verhältnismässig breite Displayrand fällt weniger auf als befürchtet. Der Home Hub ist unauffällig genug, um in die meisten Haushalte zu passen, kann aber je nach Farbwahl auch bewusst in Szene gesetzt werden.

Auf der Rückseite ist der Schalter, um das Mikrofon ein- oder auszuschalten.
Auf der Rückseite ist der Schalter, um das Mikrofon ein- oder auszuschalten.

Obwohl der Home Hub Googles Videochat-Dienst Duo unterstützt, ist keine Kamera verbaut. Da er bei mir auf dem Fernsehmöbel auf Kniehöhe steht, hätte ich sowieso nie davon Gebrauch gemacht. Und sicherheitstechnisch ist es mir auch lieber, dass ich nicht ständig beobachtet werde. Es reicht, dass Google ständig mithört. Das lässt sich immerhin mit dem Schalter hinter dem Display deaktivieren.

Intelligenter Bilderrahmen und Jukebox

Der Home Hub ist in wenigen Minuten eingerichtet. An den Strom anschliessen, Handy zücken, Google Home App herunterladen und den Installationsprozess abschliessen. Danach ist das Gerät deinen verbalen Attacken ausgeliefert. Einfach «Hey Google» oder «OK Google» rufen, gefolgt von einer Aufforderung und schon spurt das kleine Gerät. Der integrierte Google Assistant funktioniert gleich wie auf dem Smartphone und beherrscht fast die gleichen Kunststücke. Trotz Englisch verstand mich der Home Hub meist auf Anhieb.

Neben schwarz gibt es noch grau, türkis und rosa.
Neben schwarz gibt es noch grau, türkis und rosa.

Musik, Podcasts, Hörbücher etc. sind danach nur einen Sprachbefehl entfernt. Die Lautsprecher produzieren einen tollen Klang und sind erstaunlich laut. Das Gerät besitzt Lautstärketasten, aber natürlich regelt sich auch das eleganter per Stimme.

Da in meinem Wohnzimmer ein 5.1-Lautsprechersetup steht, das an einen Chromecast-fähigen Receiver angeschlossen ist, befehle ich dem Home Hub meistens, die Musik dort abzuspielen. Das funktioniert ganz einfach mit dem Befehl: «Hey Google, play some music on Onkyo». Onkyo ist der Name meines Receivers. Ich könnte ihn über die Google Home App auch umbenennen in «Mixmastermike» oder «Jukebox». Den Home Hub habe ich kurzerhand «Hubby» getauft. Randnotiz: Du kannst übrigens auch den Namen verändern, mit dem dich der Google Assistant anspricht. Laserbrain ist aber schon vergeben. 😉

Die Bilderrahmenfunktion ist genial.
Die Bilderrahmenfunktion ist genial.

Das Display kann verschiedene Dinge anzeigen wie Kalender, Wetter, die Zeit oder Fotos. Letzteres war der Hauptgrund, warum ich den Home Hub in Erwägung zog. Ich fand elektronische Bilderrahmen schon immer praktisch, sie waren einfach dumm und umständlich. Hier punktet Hubby. Aus der Google Photos Cloud kannst du auswählen, welche Fotos, Alben oder Personen angezeigt werden sollen. Es gibt auch eine Highlight-Option, die selbstständig die besten aktuellen Bilder raussucht. Das funktioniert nicht schlecht, allerdings werden dann auch meine Fotos von Hardware-Reviews und Ähnlichem angezeigt, was ich nicht unbedingt haben muss. Falls du mal bei einem Bild nicht mehr weisst, wo oder wann es aufgenommen wurde, kannst du Google fragen und schon kriegst du eine Antwort. Je nachdem, welche Anzeigeoptionen du gewählt hast, werden neue Bilder automatisch hinzugefügt.

Auch andere Personen im gleichen Haushalt können den Home Hub bedienen und ihre Fotos darauf anzeigen lassen. Dazu habe ich meiner Frau eine Einladung über die App geschickt und schon konnte sie ihre Google-Photos-Alben hinzufügen. Alternativ ist auch ein Gästezugang mit eingeschränkten Rechten möglich.

Nützlicher als erwartet

Der Home Hub kann auch lokale Nachrichten vorlesen.
Der Home Hub kann auch lokale Nachrichten vorlesen.

Eigentlich dachte ich, mit der Musiksteuerung und dem Bilderrahmen hätte sich der Nutzen für mich erschöpft. Aber nachdem ich alle Funktionen des Home Hubs ausprobiert hatte, fand ich mich zu vielen von ihnen regelmässig zurückgezogen. Ich lasse mir nun hie und da die Nachrichten vorlesen. Zur Auswahl stehen beispielsweise Zeit Online, Süddeutsche Zeitung und SRF Nachrichten oder, wie Google es ausspricht, «SRF Nakrigten». Einige englischsprachige Newsportale wie CNN gibt es auch in Videoform. Das kann ich mir wiederum mit einem kurzen Befehl auf dem grossen Fernseher anzeigen lassen.

US-Nachrichtenportale unterstützen auch Video.
US-Nachrichtenportale unterstützen auch Video.

Häufig benutze ich Hubby auch einfach zum Googeln. Wenn beim Essen oder Fernsehschauen Fragen auftauchen, rufe ich sie nun meist quer durchs Zimmer, statt sie mühsam auf dem Smartphone einzutippen, wie ein blutiger Anfänger.

Nützlich ist auch die Broadcast-Funktion. Voraussetzung dafür sind mindestens zwei Home-Geräte. Damit kannst du vom Smartphone oder von einem der Home-Geräte aus eine Sprachnachricht an die anderen Geräte senden. Wenn du also auf mehreren Stockwerken oder in einer verwinkelten Wohnung wohnst, kannst du beispielsweise zum Essen rufen, ohne dass du durch die ganze Hütte schreien musst. Das geht auch auf Schweizerdeutsch. Google versucht zwar erfolglos, das Gesagte in Text zu übersetzen, aber die Sprachnachricht wird davon nicht beeinflusst. Ich fand lediglich die Qualität der Aufnahme überraschend schlecht. Es klingt, als stünde ich zehn Meter vom Mikrofon entfernt, in einem Container mit Megafon ohne Batterien.

Die Kochfunktion ist auf Englisch etwas komplizierter.
Die Kochfunktion ist auf Englisch etwas komplizierter.

Hätte ich Platz oder Geld für ein zweites Gerät, würde ich es mir in die Küche stellen. Neben den bereits genannten Tricks ist der Home Hub nämlich auch eine Küchenhilfe. Statt dass ich mein Handy mit mehligen oder klebrigen Fingern antatschen muss, kann mir der Home Hub ein Rezept Schritt für Schritt anzeigen oder vorlesen. Vor- oder zurückspringen geht per Stimme. Da das Angebot auf Kochseiten wie AllRecipes oder The Food Network beschränkt ist, stört mich hier die Englische Sprachausgabe ausnahmsweise. Masseinheiten wie Ounce helfen mir herrlich wenig und Kochtechniken mag ich auch nicht jedes Mal nachschlagen.

Der Home Hub könnte ausserdem meine Philips-Hue-Lichter steuern. Die Einrichtung funktioniert auch hier über die Home App. Allerdings bevorzuge ich immer noch den physischen Lichtschalter.

Es geht auch mit dem Finger

Swipen von den vier Rändern öffnet jeweils ein anderes Menü.
Swipen von den vier Rändern öffnet jeweils ein anderes Menü.

Obwohl sich der Home Hub komplett per Stimme steuern lässt, kannst du auch wie gewohnt per Touchsteuerung navigieren. Ein Swipe von oben nach unten bringt das Menü mit anderen verbundenen Geräten im Haushalt zum Vorschein. Vom linken Rand swipen bringt eine grosse Uhr zum Vorschein. In dem du von unten nach oben swipest, werden Einstellungen wie Lautstärke, Helligkeit und Settings angezeigt. Mit einem Swipe vom rechten Rand her gelangst du schliesslich zu weiteren Inhalten wie Videos, Musik, Kalender, Wetter etc. Du kannst also auch auf diesem Weg ein Youtube-Video abspielen oder eine neue Playlist starten. Dafür müsstest du das Gerät aber irgendwo platzieren, wo du es auch ohne Bücken gut bedienen kannst. Da ist das Fernsehmöbel – wie bei mir – definitiv der falsche Ort.

Fazit

Der Google Home Hub ist nützlicher und zuverlässiger, als ich mir das vor dem Test vorgestellt habe. Ich ging davon aus, dass ich das Gerät lediglich als intelligenten Bilderrahmen benutzen würde. Stattdessen befehle ich Hubby, Musik über meine Soundanlage abzuspielen, stelle ihm dumme Fragen oder lasse mir die Nachrichten vorlesen. Die Soundqualität des Lautsprechers ist für die Grösse erstaunlich gut und die Sprachsteuerung funktioniert trotz Englischzwang äusserst zuverlässig und schnell. Nur selten wollte mich das Gerät partout nicht verstehen.

Diverse nützliche Sachen können angezeigt werden.
Diverse nützliche Sachen können angezeigt werden.

Zu kritisieren habe ich lediglich das Display, das je nach Aufstellort für einen Bilderrahmen etwas zu klein ist. Auch gewisse Funktionseinschränkungen, wie dass ich Podcasts nur über Googles Podcast-App abspielen kann, aber nicht über Pocketcasts, nerven. Aber sowas dürfte noch nachgeliefert werden. Dann bleibt eigentlich nur noch der Preis. Über 200 Franken sind viel Geld, besonders, wenn du nur einige Funktionen brauchst. Zusammen mit der fehlenden deutschen Sprachausgabe lohnt es sich für die meisten zu warten, bis das Gerät nicht mehr nur als US-Import verfügbar ist. Wer sich aber bereits auf Google eingeschossen und noch andere Smart-Home-Geräte im Einsatz hat, der wird nicht enttäuscht werden.

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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