
Games Done Quick und «Superman 64» im Speedrun. Warum tut man sich das an?

Zocken für einen guten Zweck. Darum gehts bei Games Done Quick, einem einwöchigen Speedrun-Marathon-Event. Eines der gespielten Spiele ist Superman 64. Für viele eines der schwierigsten und nervigsten Spiele überhaupt. Speedrunner headstrong1290 hat sich ihm freiwillig in den Weg gestellt.
Games Done Quick ist ein zweimal jährlich stattfindender Speedrun-Marathon für einen wohltätigen Zweck. Diese Woche fand die Winterausgabe namens Awesome games Done Quick statt und zwar in Washington DC. Während acht Tagen jagten zahlreiche Speedrunner neuen Rekorden nach während sie vom Publikum angefeuert wurden.
Der Event findet seit 2010 statt und hiess damals Classic Games Done Quick. Seither gehört GDQ zu den grössten Speedrun-Events der Welt. Wer nicht vor Ort dem Spektakel beiwohnen kann, schaut sich den Live-Stream auf Twitch an. Die gezeigten Spiele variieren dabei von Klassikern wie «Ultima VI: The False Prophet» zu aktuelleren Titeln wie «Prey». Auch die Art und Weise des Speedruns ist völlig unterschiedlich. Mal geht es darum, 100 Prozent aller Collectibles zu sammeln, mal darum, auf unübliche Weise (z.B. einhändig) ans Ende zu gelangen und oft natürlich darum die schnellste Zeit zu schaffen. Der Event wirkt sehr familiär und weniger kompetitiv als man meinen könnte. Viele Spieler kommentieren ihre Runs selber und auf äusserst unterhaltsame Weise.
«Plötzlich überkam mich die Nostalgie»

Quelle: Games Done Quick
Trotz der Bezeichnung «Awesome» Games Done Quick verdienen längst nicht alle gezeigten Spiele dieses Prädikat. Beispielsweise «Superman 64». Eines der nervigsten Spiele für den Nintendo 64 bei dem vermutlich die meisten Spieler nicht mal den ersten Ringlevel geschafft haben, geschweige denn jemals das Ende gesehen haben. Wieso sollte man sich also ausgerechnet dieses nervige Game für einen Speedrun aussuchen? Emily, besser bekannt als headstrong1290, hat aber genau das getan. Gerade mal 36 Minuten und 54 Sekunden benötigte sie bis der Abspann lief. Jetzt könnte man sagen, so muss man wenigsten nicht lange leiden. Emily, die «Superman 64» bereits als Kind zweimal durchgespielt hat, hat aber eine deutlich positivere Beziehung zu diesem berühmt berüchtigten Game. «Ich spielte es für ein paar Freunde, damit die es mal zu sehen bekommen. Und irgendwie überkam mich dann plötzlich die Nostalgie», schreibt sie mir über Twitter. Sie fing an, sich für die Vorgeschichte und den Entwicklungsprozess von «Superman 64» zu interessieren und weshalb es so geächtet wurde. «Durch meine Liebe zum Speedrunning interessierte ich mich dafür, wie man das Spiel austricksen kann und wie schnell ich es durchspielen konnte. Seither ist mir das Spiel richtig ans Herz gewachsen und die Speedruns machen sogar richtig Spass.»
Seit ungefähr zwei Jahren übt sie eher nebenbei Speedruns von «Superman 64». Der härteste Abschnitt sei definitiv Mission 7. «Es hat einen Haufen schräger Momente, in denen du ausserhalb des eigentlichen Levels bist und an einem Ort kannst du mit einem einizge Treffer sterben.» Trotzdem hat sie bisher noch keinen Controller aus Frust zerstört.«LoL, nein. Ich rege mich bei meinen Games nicht auf.»
Rangliste ist nebensächlich
Emily ist keine Unbekannte in der Speedrunning-Szene. Schon vor vier Jahren nahm sie an den Summer Games Done Quick teil. Den Stein ins Rollen brachte 2012 die Entdeckung eines Streamers namens 0xwas. 0xwas spielte damals «Paper Mario». «Ich hatte keine Ahnung, wie sehr das mein Leben verändern würde», schreibt Emily in einem Blogeintrag. Ungefähr ein Jahr später stellte sie in «Paper Mario» ihren ersten Speedrunning-Weltrekord auf. Mittlerweile wurde dieser mit 1:41:05 zwar um fast 15 Minuten unterboten, für Emily geht es aber auch nicht um die Trophäen. «Speedrunning ist einfach eine grossartige Möglichkeit, mehr aus Games herauszuholen. Dir selbst dabei zuzuschauen, wie du besser wirst, ist extrem befriedigend», erklärt die 23-Jährige. Langweilig werde ihr dabei nie. Über die Jahre hat sie zahlreiche unterschiedliche Spiele ausprobiert. Aktuell spielt sie regelmässig «A Hat in Time», wo sie aktuell Platz drei der Weltrangliste belegt. «Wenn dir ein Spiel oder eine Disziplin langweilig wird, dann kann bereits der Wechsel in eine andere Kategorie sich wie ein komplett neues Spiel anfühlen.»

Quelle: Games Done Quick
Auch wenn du dir nichts aus «Superman 64» oder den vielen anderen oft wenig bekannten Spielen machst, lohnt es sich bei Awesome Games Done Quick mal einzuschalten. Der Event dauert noch bis Sonntag. Alle Streams werden aber archiviert. Am einfachsten wirfst du einen Blick auf den Zeitplan und schaust, welche Spiele dich interessieren. Einschalten lohnt sich auf jeden Fall.
Hier geht's zum Live-Stream, der noch bis Sonntag andauert. Und hier geht's zum YouTube-Kanal mit den archivierten Videos.


Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.