
Empathie ist das beste Mittel gegen Hass im Netz

Zürcher Forscher:innen haben herausgefunden, dass empathische Antworten hasserfüllte Twitter-User:innen zum Umdenken bewegen können. Witz und Warnung hingegen nützen weniger.
Empathie ist das beste Mittel gegen Hassrede im Netz. Das hat eine Studie der ETH und der Universität Zürich gezeigt. Dominik Hangartner, Professor für Policy Analyse an der ETH Zürich, und sein Team wollten herausfinden, wie gut Gegenrede als Mittel gegen fremdenfeindliche und rassistische Hasstiraden funktioniert.
Im Gegensatz zur herkömmlichen Moderation von Inhalten, bei der Moderator:innen Hasskommentare einfach löschen, geht es bei der Gegenrede darum, bewusst auf Kommentare einzugehen. Dadurch, dass Aussagen nicht einfach entfernt und User:innen blockiert werden, werde freie Meinungsäusserung mit der Gegenrede besser gewahrt.
Witz, Warnung oder Empathie
Beim Experiment stand der Kurznachrichtendienst Twitter im Zentrum. Dafür wählten die Forscher:innen 1350 englischsprachige Twitter-User:innen aus, die fremdenfeindliche oder rassistische Kommentare von ihrem Profil aus abgesetzt hatten.
Ein neutral gestalteter Bot, den die Wissenschaftler:innen kontrollierten, kommentierte die Hasskommentare innerhalb von 24 Stunden nach Publikation. Dabei kommentierte der Bot die Hasskommentare auf drei verschiedene Arten: entweder mit Humor, mit einem Warnhinweis oder mit Empathie.
Bei der ersten Kategorie postete der Bot jeweils ein Meme oder ein humorvolles Bild als Antwort. Bei der zweiten Kategorie wies er darauf hin, dass Familie und Freunde den Hasskommentar sehen und es soziale Konsequenzen geben könnte. Bei der empathischen Antwort hingegen wies der Bot darauf hin, wie sich betroffene Gruppen fühlen könnten. Dafür setzte er Kommentare wie diesen ab: «Afroamerikanern tut es wirklich weh, wenn Leute solche Sprache verwenden».
Weniger Hasskommentare nach Interaktion mit Empathie-Bot
Die Forscher:innen teilten die 1350 Twitter-User:innen für das Experiment in vier Gruppen ein. Drei davon bekamen eine der drei Antworten des Bots. Die vierte Gruppe wurde als Kontrollgruppe genutzt – deren hasserfüllte Tweets blieben unkommentiert.
Laut den Forscher:innen konnten die empathischen Kommentare des Bots der Hassrede der Twitter-User:innen entgegenwirken. So, dass die Empathiegruppe vier Wochen nach dem Austausch mit dem Bot 1,3 Prozent weniger Hasskommentare auf Twitter absetzte als die Kontrollgruppe. Zusätzlich wies die Empathiegruppe eine 8,4 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit auf, den hasserfüllten Tweet im Nachhinein zu löschen.
Bei den humorvollen oder warnenden Antworten konnten die Forscher:innen hingegen kein signifikantes Ergebnis feststellen. Diese Antworten des Bots konnten Twitter-User:innen offenbar nicht zum Umdenken bewegen.
Empathie als Waffe im Kampf gegen Hass?
Obwohl die Reduktion von fremdenfeindlichen und rassistischen Hassreden relativ gering ausgefallen sei, deute das Ergebnis der Studie trotzdem auf die zentrale Rolle der Empathie in der Bekämpfung von Online-Hetze hin.
So würden die Resultate frühere Forschungsergebnisse widerspiegeln, die gezeigt haben, dass direkte Gespräche und die Förderung von empathischen Gefühlen feindliche Einstellungen gegenüber marginalisierten Gruppen verringern kann.
Empathie ziele darauf ab, Kommentator:innen daran zu erinnern, dass sie Menschen mit ihrem Verhalten verletzen können. Inwiefern die Resultate der Studie Einfluss auf Nutzungsbedingungen beliebter Websites und Social Media-Plattformen haben wird, wird sich zeigen.
Die Studie wurde im Fachmagazin PNAS veröffentlicht und ist hier zugänglich.


«Ich will alles! Die erschütternden Tiefs, die berauschenden Hochs und das Sahnige dazwischen» – diese Worte einer amerikanischen Kult-Figur aus dem TV sprechen mir aus der Seele. Deshalb praktiziere ich diese Lebensphilosophie auch in meinem Arbeitsalltag. Das heisst für mich: Grosse, kleine, spannende und alltägliche Geschichten haben alle ihren Reiz – besonders wenn sie in bunter Reihenfolge daherkommen.