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Meinung

EA FC 26: Das Opfer kehrt zurück – und bereut es schon wieder

Luca Fontana
26.9.2025

Ich wusste, dass EAs «Revolution» nur ein leeres Versprechen war. Und trotzdem habe ich mir EA FC 26 gekauft – und bereue es schon jetzt. Neues Jahr, gleiches Spiel, gleiche Masche. Warum tue ich mir das eigentlich noch an?

Ich bin ein Opfer. Ich falle jedes Jahr wieder auf den gleichen Trick rein: EA verspricht die Revolution, ich kaufe blind – und am Ende spiele ich doch wieder dasselbe Spiel, nur mit hübscherem Menü. Jep. Natürlich habe ich es gekauft. Natürlich habe ich es gespielt. Und natürlich bereue ich es schon jetzt.

Same procedure as every year.

  • Meinung

    Ich bin so ein Opfer. Danke, EA.

    von Luca Fontana

Aber von vorn. Squad Battles, Rivals, Rush – das elende Gegrinde um Belohnungen in Ultimate Team bleibt sich gleich und wird sich wohl auch nie ändern. Das will EA auch gar nicht. Gerade Gelegenheitsspielende sollen keine Chance haben, wenn sie kompetitiv sein wollen. Für sie – und uns alle – soll es nur zwei Optionen geben: Zeit investieren oder Geld. Am besten beides.

Allein das wäre frustrierend genug. Aber EA setzt noch einen drauf. Was in den Trailern gross als «flüssiger, schneller, reaktiver» verkauft wurde, entpuppt sich online als ein einziges Balancing-Desaster. Ein Fussballspiel, in dem Stürmer wie Flummis durch die Abwehr hüpfen und Verteidiger herumstehen wie die königliche Wache vor dem Buckingham Palace.

Das ist keine Revolution, das ist eine Lachnummer.

Die grosse Verteidigungs-Katastrophe

EA wollte weg vom «AI-Defending». Früher war es ja so: Ich stellte einfach mit meinem Sechser die Passwege zu und die KI machte den Rest. Innenverteidiger halfen beim Zustellen, drängten wie von Geisterhand ab und Abseitsfallen klappten ebenfalls perfekt. Ich konnte mich fast zurücklehnen und zusehen, wie die Abwehr automatisch dicht machte.

Das war vielen zu mächtig. Verständlich. Also verspricht EA dieses Jahr: Schluss mit der KI-Hilfe, Verteidigen soll endlich wieder Skill sein. Nur hat man es dabei so sehr übertrieben, dass nun das Gegenteil passiert: Die Verteidiger machen gar nichts mehr.

Wählst du sie nicht aktiv an, dann schauen sie dem gegnerischen Stürmer einfach gemütlich beim Durchlaufen zu. Dasselbe gilt auch für die Sechser, die die gelegentlich riesigen Lücken zwischen Abwehrkette und Mittelfeld ignorieren, während Angreifende wie Duracell-Hasen an der Strafraumgrenze entlang tänzeln. Etwas dagegen unternehmen kann ich kaum: Steuere ich den Verteidiger, verharren die Sechser ehrfürchtig. Will ich den Sechser zurückziehen, stehen die Verteidiger nur dumm da.

ARGH!

Das von EA versprochene «reaktive, flüssige» Gameplay? Es gilt fast nur für die Offensiven: Mit Left-Stick-Dribbling und endlosen Körperdrehungen wackeln sie einen so lange aus, bis die Abwehr zwangsläufig den Anschluss verliert, weil sie kaum mit dem Tempo mithalten kann. Nach der dritten oder vierten Drehung ist der Raum offen, ein kurzer Sprint, Abschluss – Tor.

Wie ein Tanzwettbewerb im Strafraum

So läuft bei mir aktuell jedes zweite Match ab. Auf beiden Seiten, notabene. Und genau da liegt das eigentliche Problem: Wer die Mechanik einmal durchschaut hat, spielt immer nach demselben Muster. Vor den Strafraum kommen, ein bisschen links-rechts-links-rechts mit dem Stürmer wackeln – und irgendwann bricht die Abwehr zwangsläufig auseinander.

So ist das keine Frage von Können oder Spielintelligenz. Das ist schlicht Mathe. Nach der vierten oder fünften Drehung ist der Verteidiger raus, egal wie gut wir ihn positionieren. Gefühlt jedes Online-Spiel endet 7:7, 8:8 oder 9:9. Und nein, das ist keine Übertreibung. Jede trifft, jeder kassiert, und alle sitzen frustriert vor dem Bildschirm, weil sie wissen, dass das nichts mit Skill zu tun hat. Es ist nur die aktuelle Meta, die Tore praktisch auf dem Silbertablett serviert.

Echt EA, was soll der Scheiss!?

Statt cleveren Schnittstellenpässen, perfektem Timing oder taktischem Stellungsspiel dominieren wendige Spieler. Und aktuell trifft das sogar auf fast jeden einzelnen Stürmer im Spiel zu. Sogar auf Edin Dzeko. Wer das durchschaut hat, gewinnt. Wer nicht, verliert. Dazwischen gibt’s nichts. Und das macht einfach null Spass. Denn egal ob ich treffe oder kassiere – ich spüre, dass es nicht mein Können oder Unvermögen war, sondern ein kaputtes System.

Und nächstes Jahr?

Ich weiss, wie das laufen wird. EA wird hier und da patchen, ein paar Werte schrauben, vielleicht sogar diese kaputte Meta etwas einbremsen. Ich werde weiterspielen, mich ärgern, Packs öffnen, Zeit versenken. Und wenn dann EA FC 27 angekündigt wird, werde ich wieder sagen: Diesmal kauf ich es nicht. Bestimmt nicht. Und natürlich werde ich es wieder tun.

Opfer halt.

Titelbild: EA

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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