Hintergrund

Dreieinhalb Gründe für Einwegbatterien

Martin Jungfer
30.11.2023

Grundsätzlich sind Akkus für die Umwelt die besseren Batterien. Es gibt aber Situationen, in denen die Einwegbatterie trotzdem eine gute Wahl ist. Ist dieser Batterietyp deshalb Bestseller im Shop?

Fliegen, Fleisch essen, Verbrenner fahren – und Einwegbatterien verwenden. Wer den Planeten vor der Überhitzung bewahren will, sollte all das nicht tun. Entsprechend gross war der Aufschrei, als ich in einem Beitrag kürzlich die neu lancierten Batterien von Digitec vorgestellt habe. Exemplarisch für die Empörung steht dieser Kommentar:

Könnte mir vorstellen, dass Einwegbatterien dem digitec-Brand eher schaden. Ich wäre mit wiederaufladbaren an den Start gegangen.
Community-Mitglied Macolodeon

Und ja, in vielen Fällen sind wiederaufladbare Batterien tatsächlich eine gute Wahl. Wann immer es geht, solltest du deshalb auf Akkus setzen. Ich selbst habe zum Beispiel immer noch die Exemplare von Pale Blue im Einsatz, die ich 2022 getestet habe.

Trotzdem gibt es Einsatzbereiche, in denen die Einwegbatterien ihren Akku-Kollegen überlegen sind.

1. Für die lange Lagerung

Am häufigsten sind Einwegbatterien Alkali-Mangan-Zellen, kurz Alkaline. Sie entladen sich im Vergleich zu Akkus weniger stark, wenn sie nicht verwendet werden. Für den Notvorrat sind sie deshalb die bessere Wahl, damit du im Fall der Fälle die Taschenlampe oder das Taschenradio auch betreiben kannst und nicht leere Akkus in der Hand hast, die du dann gerade nicht laden kannst.

2. Für mehr Spannung

3. Für den Langzeitgebrauch

Dort, wo ein Gerät nur selten in Gebrauch ist oder wenig Strom braucht, können Alkaline-Batterien ebenfalls die bessere Wahl sein. Typische Beispiele sind die Fernbedienung, der Wecker, die Wetterstation oder die Steuerung der Bewässerung im Garten. Während Akkus hier häufig recht schnell aufgeben, halten klassische Batterien ihre Ladung in der Regel besser und länger. Auch sind sie weniger anfällig bei Temperaturschwankungen.

4. Fürs (kurzfristige) Sparen

Batterien sind in jeder Form teurer als Strom aus der Steckdose

Einen gravierenden Nachteil haben Batterien in jedem Fall, egal ob sie wiederaufladbar oder für den einmaligen Gebrauch gemacht sind: Der Strom, den sie liefern, ist im Vergleich zu dem aus der Steckdose unfassbar teuer. Jedes Watt aus einer Batterie ist bis zu 300-mal so teuer. Mit Akkus lässt sich dieser Wert nach unten drücken. Aber Geräte, die einen eingebauten Akku haben, sind kostenmässig denen überlegen, bei denen du die Batterien wechseln musst.

Die Energiebilanz ist ähnlich negativ: Bei ihrer Herstellung haben Batterien einen 40- und 500-mal höheren Energiebedarf als sie später bei der Nutzung zur Verfügung stellen. Immerhin: Wer Batterien durch Akkus ersetzt, kann ein halbes Kilogramm klimarelevantes Kohlendioxid pro Servicestunde der Batterie sparen.

Batterien-Recycling ist aufwändig

Abgegebene Batterien müssen aufwändig sortiert werden, bevor ein Teil davon in spezialisierten Recyclingbetrieben geschreddert und in einzelne Bestandteile getrennt wird. Ziel ist es, die wertvollen Rohstoffe wie Blei, Eisen, Kobalt, Lithium, Nickel, Mangan und Zink zurückzugewinnen. Das belastet die Umwelt insgesamt weniger, als wenn sie neu abgebaut werden müssen.

Unterschied zwischen Überzeugung und Handlung

Zum Schluss noch einmal zurück zu den Kommentaren, die es zu den neuen Einwegbatterien von Digitec gab. Man könnte daraus zum Schluss gelangen, kein Mensch, der bei Verstand ist, dürfte oder würde gar solche Batterien kaufen – egal ob von Digitec oder von anderen Herstellern.

Die Zahlen in unserem Shop zeigen aber, dass nicht die wiederaufladbaren Batterien die Bestseller sind, sondern die für den einmaligen Gebrauch. Vielleicht füllt sich der ein oder die andere damit tatsächlich noch den Warenkorb, um den Mindermengenzuschlag zu umgehen. Aber das dürfte nicht der Hauptgrund sein.

Titelfoto: Martin Jungfer

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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