
DJI Mavic Pro Platinum Fly More Bundle
30 min, 743 g, 12 Mpx
Die Suche nach den neuen DJI-Drohnen gestaltet sich an der IFA schwieriger als angenommen. Denn ein neues Feature macht uns einen Strich durch die Rechnung. Es ist schier unmöglich, die Flugobjekte ohne Karte der Messe zu finden.
“Kann nicht so schwer sein, einen Stand mit Drohnen zu finden”, sage ich zu Videoproducerin Stephanie Tresch. Denn wir sind im Auftrag unserer Leser und Zuschauer unterwegs. Also in deinem Auftrag. Die Mission: Findet die neuen DJI-Drohnen und testet sie an. Grosse Tests sind an der IFA nicht möglich, aber wir hoffen darauf, dass wir vielleicht eine Minute oder zwei mit der neuen Mavic Pro Platinum oder der Phantom 4 Pro Obsidian fliegen können. So etwas rauf und runter, seitwärts, starten, landen. Einfach genug, damit wir ein Gefühl für die Drohne erhalten und dir unsere ersten Eindrücke mitteilen können.
Wenn das so einfach wäre. In der richtigen Halle sind wir. Nur ist es an der IFA so, dass einzelne Hallen gut und gerne die Grösse des Letzigrundstadions haben können und dann auch noch mehrstöckig sind. Wir haben uns schon mehrfach in einzelnen Hallen verlaufen. Das geben wir ungern öffentlich zu, aber es hilft dir, die folgende Verwirrung zu verstehen.
An der IFA gibt es zwei Orte, an denen die neuen Drohnen herumschwirren.
Halle 3.2 ist näher und die Flugbedingungen sind unter Dach besser, wenn es draussen dann und wann wieder leicht nieselt. Also, auf nach 3.2. Das Punkt-Zwei steht für die Etage. Die Halle finden wir schnell. Dann aber wird es etwas haarig. Der Vorschlag: Wir gehen in der Mitte der Halle entlang, spitzen die Ohren und suchen nach einem Geräusch, das nach einem gigantischen Schwarm wütender Bienen auf Steroiden klingt. Dann folgen wir dem Geräusch und werden unweigerlich bei den Drohnen landen. Denn das Geräusch ist total nervig.
Gefühlte zehn Minuten später schauen wir auf dem Handy nach, wo genau die Drohnen sind. Denn wir hören sie nicht. Hätten wir das Press Release gelesen wüssten wir, dass die Drohnen nun 60% leiser sind. “Die Leute wissen eh nicht, wie Dezibel funktionieren”, sagt uns später ein Drohnenpilot in DJI-Uniform am Stand. Aber 60% leiser käme gut an. Die wütenden Bienen klingen nun wie eine wirklich überdimensionierte Hummel, um die Bienen-Analogie weiterzuziehen.
Im Gespräch am Stand der Hummeln fällt auf, dass die Namen etwas klobig geworden sind. DJI Mavic Pro Platinum geht grade noch. Wenn wir den Namen mal zerpflücken, kommt folgendes raus:
Schlimmer wird es bei der DJI Phantom 4 Pro Obsidian
Das wird nie jemand so nennen. Sogar der Angestellte am Stand nennt die Drohnen entweder “Die Drohne”, “Das Gerät” oder dann bei den Subversionen “Platinum” oder “Obsidian”. Denn für grosse Namensgebungen hat er keine Zeit. Der Stand ist extrem gut besucht und das Interesse an den Drohnen gross. Die Obsidian ist zwar nett, aber das Hauptaugenmerk gilt der Platinum.
DJI Mavic Pro Platinum Fly More Bundle
30 min, 743 g, 12 Mpx
Sie ist nicht nur ein kleines Upgrade des Vorgängers, sondern leistet wesentlich viel mehr. Leiser ist sie, und fliegt elf Prozent länger. Damit ist die Flugzeit bei einer halben Stunde. So langsam kann die Drohne wirklich Spass machen, denn einer meiner Hauptkritikpunkte in meiner zugegebenermassen etwas überschaubaren Drohnenpilotenkarriere war, dass der Spass vorbei ist, bevor er richtig angefangen hat.
Heute aber wollen wir fliegen. Videoproducerin Stephanie Tresch will herausfinden, wie die Kamera sich schlägt, denn auch wenn die Tech Specs Gerüchten zufolge unverändert bleiben, so ist uns doch zu Ohren gekommen, dass die Kamera verbessert worden ist. Das war aber bevor die ersten Tests im Internet aufgetaucht sind. Unsere Neugierde aber, war definitiv geweckt.
Ich hingegen wollte einfach einige Kurven drehen und das Gerät von allen Seiten anschauen und herausfinden, wie Dà-Jiāng Innovations Science and Technology Co., Ltd, kurz DJI, die Ruhestörung vermindert hat.
Wir finden den Stand und da ist ein Käfig in dem die Mavic Platinum vor sich herbrummt. Vorbei ist das schrille Surren, das die Präsenz einer Drohne verrät. Die Platinum ist wirklich leise. An einem Sonntag in der Badi ist es gut möglich, dass sie in einiger Höhe unter dem ganzen Hintergrundlärm von Boxen und Badenden untergeht.
Das ruft nicht nur Privatleute, Kamerafrauen und -männer wie auch Unternehmen auf den Plan, die gerne Luftaufnahmen haben möchten. Jüngst hat die zweitmeistgelesene Zeitung Singapurs, Today, in einem Artikel enthüllt, dass das chinesische Militär grosses Interesse an Drohnen zeigt. Vor allem hat es jüngst in einer Demonstration bewiesen, dass es in der Lage ist, einen grossen Schwarm Drohnen kontrolliert und strategisch einzusetzen. Die Zeitung zeichnet ein düsteres Bild von einer Armee, die sich auf Drohnen verlässt.
Eine leichte Angriffstruppe kann einen viel stärkeren und technologisch überlegenen Gegner besiegen. Sie kommt aus dem nichts, greift von allen Seiten an und verschwindet wieder. Immer und immer wieder - Randall Steeb, Senior Engineer der Rand Corporation gegenüber Today
Die Linien zwischen militärischer Technologie und privater verschwimmen zusehends. Ein triviales Beispiel: Mein Rucksack, den ich jeden Tag an der IFA mit mir rumtrage ist nach militärischen Spezifikationen gebaut worden. Er steht auf der Liste der erlaubten Rucksäcken im militärischen Einsatz der US-Armee und ist mit dem MOLLE-System kompatibel, dass es dem Träger erlaubt, allerlei Täschli und Attachments einfach am Rucksack zu befestigen. Meine Stiefel sind Doc Martens, die vom Deutschen Militärarzt Klaus Märtens kurz nach dem zweiten Weltkrieg entwickelt wurden. Kurz: zwei meiner wichtigsten Werkzeuge im IFA-Alltag sind Erfindungen des Militärs.
Bei Drohnen ist nun der umgekehrte Weg zu beobachten. Da China die Hoheit über die Drohnenproduktion hat, und Hersteller DJI dominiert den chinesischen wie auch den weltweiten Markt. Unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen, will Today wissen, dass die Drohnenhersteller Aufträge der Volksbefreiungsarmee Chinas entgegengenommen haben.
Hersteller wie DJI, Zerotech und Ehang dominieren den globalen Konsumermarkt in Sachen Drohnen und viele dieser Firmen im Privatsektor sind für militärische Zwecke von der Volksbefreiungsarmee [中国人民解放军, das chinesische Militär - ed.] eingespannt worden. - Today
Dies zeigt auch eine Demonstration der Armee vom 11. Juni 2017. An dem Tag sind 119 Drohnen mit künstlicher Intelligenz in einem Schwarm geflogen. Weltrekord. Der Grund, warum das alles so gut funktioniert hat ist der, dass die Drohnen mit einer Vielzahl Systemen ausgestattet werden, die militärisch genauso spannend sind wie privat. Dazu gehören Kollisionsdetektion und eine lange Akkulaufzeit.
Die Drohnen im obigen Video sind die selben, die am 11. Juni geflogen sind: Skywalker X6. Kostenpunkt 125 US Dollar. Mit einem typischerweise hohen Militärbudget ist es so gut möglich einen Schwarm effizienter und effektiver Luftangriffsvehikel zu erstellen.
Nach einigem Warten und einem Take mit der Mavic Platinum in der Hand dürfen wir in den Käfig steigen. Ob wir selbst fliegen dürfen, fragen wir. “Leider nicht”, sagt uns der Helfer, dessen Job es ist, Drohnen steigen zu lassen und damit herumzusurren. Bester Job an der IFA? We think so!
Für die Dreharbeiten bitten wir den jungen Mann, dass er die Drohne nahe an meinen Kopf fliegen soll. Klingt lustig, oder? Mir war eher etwas mulmig zumute. Denn im Gebrumme der Halle geht das Geräusch der Drohne komplett unter und da ist ein Kamera-Auge, das scheinbar lautlos in der Luft steht. War mir ganz recht, dass ich da wieder aus dem Käfig konnte. Denn auch wenn die Technologie total super ist, mir ist die Kamera, die sich dann einfach mal so in meine Richtung bewegt hat, unheimlich.
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.