Jan Johannsen
Produkttest

Die Zusammenarbeit von Lenovo und iFixit ist noch nicht am Ziel angekommen

Jan Johannsen
3.12.2024

Dieses Notebook ist ein Traum für alle, die selber Komponenten austauschen oder reparieren wollen – und trotzdem erst der Anfang.

Für das Thinkpad T14 Gen 5 hat sich Lenovo mit den Reparaturexperten von iFixit zusammengetan. Diese waren aktiv an der Entwicklung des Notebooks beteiligt und stellen Anleitungen und Ersatzteile zur Verfügung. Ich schaue mir an, was sie sich für den einfachen Austausch der Komponenten überlegt haben.

Das Notebook ist allerdings nur der erste Schritt. Christoph Blindenbacher von Lenovo weiß bereits, was demnächst noch besser zu reparieren sein soll und hat eine große Vision.

Eine versteckte Schraube als Hindernis

Um das Thinkpad T14 öffnen zu können, muss ich es umdrehen. Fünf Kreuzschlitzschrauben sehe ich auf seiner Unterseite. Die kann ich mit einem handelsüblichen Schraubendreher lösen. Trotzdem bekomme ich weder die Tastatur noch die Unterseite wie versprochen ab.

Der meistens einfache Weg zum Komponenten-Austausch

Um die Unterseite des Thinkpad T14 abzunehmen, benötige ich nur den Schraubendreher. Sind alle Schrauben gelöst, genügen im Zweifel die Fingernägel, um innerhalb der Deckelscharniere unterzuhaken und die Abdeckung problemlos abzunehmen.

Positiv fällt mir auf, dass die sechs Schrauben im Gewinde fixiert sind. Sie bleiben also in der Abdeckung und gehen nicht verloren.

Lenovo hat die Komponenten, die ich als Nutzer ohne Auswirkungen auf Garantie und ähnliches austauschen darf, beschriftet: SSD, DIMM 1 und 2 sowie das Mobilfunkmodul (WWAN). Der Akku ist nicht extra beschriftet, aber klar erkennbar.

Ich würde mir ja Anleitungen im Stile von Ikea wünschen. Bei iFixit gibt es diese auch noch nicht. Bei denen herrscht auf der Seite zum Thinkpad T14 Gen 5 noch gähnende Leere. Ich bekomme nur bestätigt, dass es mit 9/10 Punkten sehr gut zu reparieren ist – und könnte selber eine Anleitung erstellen.

Dann wage ich mich mit meinem Wissen eben selbst an die Bauteile. Beim Akku erkenne ich zwei Schrauben, die ich noch lösen muss. Er wird zusätzlich durch zwei Schrauben der Gehäuseabdeckung fixiert. Nachdem die – ebenfalls im Gewinde verankerten – Schrauben gelöst sind, schaffe ich es, die Batterie mit vorsichtigen Bewegungen zu lösen. Ihre Steckverbindung zum Mainboard ist unempfindlich und für mich als Nutzer unkompliziert.

Die SSD – eine einzelne M.2 2280 – ist mit einer Schraube fixiert. Die bekomme ich schnell gelöst. Anschließend wünsche ich mir aber eine kurze Anleitung, die mir verrät, wo ich ansetzen muss, um die SSD zu lösen: Leicht am Ende der Schraube anheben, sich dabei von der «Gummimatte» unter ihr nicht irritieren lassen und dann vorsichtig herausziehen. Wenn man das weiß, ist das Einsetzen danach leicht.

An die für den Austausch vorgesehenen Komponenten komme ich gut heran. Mit Tastatur und Akku sind die beiden Komponenten dabei, welche die Kundschaft Lenovo zufolge am häufigsten austauschen will. Anleitungen und Bestellmöglichkeiten für Ersatzteile fehlen mir allerdings. Beides wurde versprochen und würde die Reparatur für Laien erleichtern.

Korrekte Farbwiedergabe darf nicht wichtig sein

Eine von vielen Ausstattungsvarianten: der Büro-Rechner

Die folgenden Leistungswerte gelten entsprechend nur für das ThinkPad T14 Gen 5 mit dem AMD Ryzen 7 8840U – inklusive integriertem Radeon 780M-Grafikchip – und 16 Gigabyte Arbeitsspeicher. Bei uns gibt es das Notebook mit diesem Prozessor derzeit nur mit 32 Gigabyte und CH-Tastatur zu kaufen.

Für die Arbeit im Büro gut gewappnet

Mit seiner CPU und GPU ist das Thinkpad T14 gut für die Büroarbeit gerüstet. Videocalls, aufwändigere Excel-Dateien und einfache Bildbearbeitung sind kein Problem. Hast du ständig mit großen Dateien oder Datenmengen zu tun, wirst du allerdings mit anderen Chipsätzen kürze Wartezeiten haben.

Vor allem, wenn mehrere Rechenkerne gefordert sind, messen Geekbench und Cinebench beim Core Ultra 9 und dem Ryzen AI 9 zwischen 18 und 39 Prozent mehr Leistung. Im Single-Core-Modus sind es dagegen maximal 10 Prozent. Bei Geekbench schneidet der Intel-Chip dann sogar schlechter ab, als der AMD im ThinkPad.

Beim Blick auf die Grafikleistung bleibt der Radeon 780M-Grafikchip hinter den integrierten Chips der anderen Prozessoren zurück. Der Intel Arc und der AMD Radeon 890M schneiden je nach Grafikschnittstelle zwischen 9 und 42 Prozent besser ab.

PCMark 10 simuliert verschiedene Büroarbeiten und nutzt dabei den gesamten Rechner. Ich schaue hier vor allem auf die Unterwerte für Produktivität (Tabellenkalkulation und Schreiben) sowie Digital Content (Fotobearbeitung, Rendering und Visualisierung sowie Videobearbeitung). Dabei zeigt sich, dass das Thinkpad ein potenter Office-Rechner ist, der nur bei der Erstellung und Bearbeitung von Inhalten etwas hinterher hinkt.

Viele Anschlüsse

Bei den Anschlüssen bietet das Thinkpad als Businessgerät mehr als das durchschnittliche Notebook. Es verfügt über zwei USB-A- und zwei Thunderbolt-4-Anschlüsse (USB-C). Dazu kommen HDMI 2.1 und eine LAN-Buchse für das Netzwerkkabel mit
1 Gbit/s. Der Smart-Kartenleser und der SIM-Slot runden das Angebot ab. Drahtlos bietet das Thinkpad T14 Bluetooth 5.3 und Wi-Fi 6.

Der Akku ist klein

Im Vergleich mit dem Matebook X Pro und dem Zenbook S 16 weist das Thinkpad T14 Gen 5 eine deutlich kürzere Akkulaufzeit auf. Über dreieinhalb Stunden Unterschied ermittelt der Akkutest «Modernes Office» von PCMark. Die Leistung der austauschbaren Batterie des Notebooks von Lenovo reicht mit 7:13 Stunden nicht für einen ganzen Arbeitstag.

Allerdings ist der Akku des Thinkpad bei genauerer Betrachtung gar nicht so schlecht, sondern vor allem kleiner. Er hat eine Kapazität von 52,5 Wattstunden (Wh). Die Laptops von Asus und Huawei verfügen jeweils über 78 Wh. Das sind fast 50 Prozent mehr – was in etwa der zusätzlichen Laufzeit entspricht.

Lenovo zufolge lädt der Akku mit einem handelsüblichen 65-Watt-Netzteil in 60 Minuten 80 Prozent seiner Kapazität auf.

Fazit

Ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch lange nicht am Ziel

Mit seiner Reparierbarkeit sammelt das Thinkpad T14 Gen 5 viele Pluspunkte. Tastatur, Akku, RAM und SSD lassen sich mit minimalen Kenntnissen und wenig Werkzeug auswechseln. Ich würde mir aber noch leichter auffindbare Anleitungen wünschen, damit sich auch Neulinge daran trauen.

Vom leichten Austausch einiger Komponenten abgesehen, ist das Thinkpad T14 Gen 5 ein typisches Office-Notebook mit genügend Power für den Büro-Alltag. Von Grafikarbeiten, bei denen Farben wichtig sind, würde ich aber aufgrund der geringen Farbraumabdeckung die Finger lassen – und die Rechenpower lädt auch nicht zum Rendering großer Dateien ein.

Der Akku ist klein bemessen und hat nicht die längste Laufzeit. Er hält ohne Nachladen keinen 8-Stunden-Tag durch. Positiv sind die vielen Anschlüsse sowie Tastatur und Touchpad zu vermerken. Der für Thinkpads typische rote Cursor-Button und die zwei Tasten oberhalb des Touchpads sind nach kurzer Eingewöhnung sehr angenehm.

Pro

  • einfacher Austausch von Tastatur, Akku, SSD und RAM
  • viele Anschlüsse
  • Tastatur und Touchpad

Contra

  • eine versteckte Schraube
  • geringe Farbraumabdeckung des Displays
  • kurze Akkulaufzeit
Titelbild: Jan Johannsen

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Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus. 


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