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Die Top-Trends an der CES 2018

David Lee
11.1.2018

Elektromobile, Sprachsteuerung bis zum Abwinken, unauffällige Riesenbildschirme – ein Versuch, aus der Riesen-Messe CES aktuelle Trends zu erkennen.

Derzeit läuft in Las Vegas wie immer Anfangs Januar die CES – eine der grössten Tech-Messen der Welt. Ich habe zwischen den Bergen von Pressemeldungen, herrlich sinnfreien Gadgets, Live-Tickern, Gerüchten und Vorankündigungen versucht, die grossen Trends herauszufinden.

Alternativen zu Benzinschleudern

Die Consumer Electronics Show will nicht mehr Consumer Electronics Show genannt werden. Sondern CES® (nur echt mit dem Marken-R). Das ist zwar die Abkürzung für ... eben, aber egal. Ein Grund für diese halbherzige Umbenennung dürfte sein, dass die Messe immer mehr auch zur Show für neue Entwicklungen im Fahrzeugbereich wird.

Ein paar Beispiele: Der Hyundai Nexo wird mit Wasserstoffzellen angetrieben. Der chinesische Hersteller Byton zeigt ein Elektro-SUV, das ab 2019 autonom funktionieren soll. Am umweltfreundlichsten dürfte aber der Prototyp des französischen Zulieferers Valeo sein. Der (wahrscheinlich) günstige Kleinwagen wird mit 48 Volt betrieben und dadurch laut Valeo energieeffizienter.

Mit dem Electron Wheel kannst du dein Velo zum eBike aufrüsten, indem du einfach das Vorderrad auswechselst. Der Elektromotor ist mitsamt Akku im Rad eingebaut. Es gibt bereits Nachrüst-Produkte, aber so schnell und einfach ging es wohl noch nie. Das Ding ist in den USA bereits erhältlich (800 Dollar) und soll auch nach Europa kommen.

Sprachassistenz überall

An der CES werden tonnenweise Kopfhörer und Lautsprecher gezeigt, die mit Google Home, Amazon Alexa oder einem anderen Sprachassistenten zusammen funktionieren. Google ist sogar mit einem eigenen Stand präsent, was durchaus aussergewöhnlich ist. Offenbar will der Konzern dieses Feld auf keinen Fall Amazon mit Alexa überlassen. Und auch nicht Apple oder Microsoft, die sich mit Siri bzw. Cortana ebenfalls um die Vorherrschaft der «intelligenten» Sprachsteuerung prügeln.

Die Sprachassistenten lassen sich nicht nur in Lautsprecher einbauen, sondern im Prinzip überall: in Telefone und Smartwatches, AR-Brillen, aber auch in Kühlschränke, Wasserhähne, Badewannen und Toiletten. Das ist sicher in manchen (nicht allen) Fällen ganz praktisch. Aber es erinnert mich an den schon länger andauernden IoT-Hype, von dem ich gar kein Fan bin. Er funktioniert nach dem Motto: nimm einen x-beliebigen Gegenstand, tu da Internet rein, und fertig ist die Super-Innovation. Inklusive Abo-Zwang und Sicherheitdesaster. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie bitte Bruce Schneier oder fragen Sie Ihren Twitter-Account internetofshit.

Der Wasserhahn mit Sprachsteuerung (Marke: Delta).

Die Toilette mit Sprachsteuerung (Marke: Kohler).

Die smarte Brille mit Sprachsteuerung (Marke: Vuzix)

Grosses Bild ohne störenden Bildschirm

Fernseher werden immer grösser. Aber nicht jedes Wohnzimmer hat die Abmessungen eines Kinosaals. Zudem sind die riesigen Flächen eher störend, wenn sie grad nicht in Betrieb sind.

LG zeigt für dieses Problem eine ganz neue Lösung: Der einrollbare Fernseher. Der lässt sich tatsächlich wie eine Fenstergardine einrollen, nur von unten. Das Ding ist voll ausgefahren 65 Zoll gross und arbeitet mit OLED-Technologie, die biegsame Bildschirme ermöglicht.

Sony hat eine Alternative, die in Sachen Extravaganz kaum hinten ansteht. Mit dem neuen Ultra-Short-Projektor LSPX-A1 lässt sich das Bild aus nur 25 cm Distanz auf 3 Meter aufblähen. Daher ist das Gerät als Möbel konzipiert, auf das man etwas drauf stellen kann (zum Beispiel einen TV, wenn man ein Faible fürs Absurde hat). Der 4K-Beamer hat die Lautsprecher unauffällig integriert – und das alles zum Spottpreis von nur 30'000 Dollar.

Das Möbel unter dem projizierten Bild, das ist der Projektor.

Und nochmal LG – die Koreaner zeigen einen Ultra-Short-Projektor, der sich einfach tragen lässt, eine Bilddiagonale bis 150 Zoll hinkriegt und sogar bereits in unserem Shop drin ist. Allerdings ohne Preis, da die Kiste voraussichtlich erst ab April 2018 erhältlich ist.

LG HU80KSW Presto (4K, 2500 lm, 1.3:1)
Beamer

LG HU80KSW Presto

4K, 2500 lm, 1.3:1

Grosses Bild mit störendem Bildschirm

Falls du dich schon die ganze Zeit fragst, was bei grossen Bildschirmen eigentlich das Problem sein soll, nimm das:

Das neue Monster von Samsung heisst sinnigerweise «The Wall» und hat eine Bildschirmdiagonale von 370 cm (146 Zoll). The Wall hat eine modulare Bauweise. Einzelne Teile werden zu einem grossen Bildschirm zusammengesetzt. Ich hoffe bloss, dass mein Büronachbar Dominik nichts davon erfährt, sonst will er das bestimmt auf seinem Schreibtisch haben.

  • Produkttest

    Was passiert, wenn ich einen 65-Zoll-Fernseher an einen PC anschliesse?

    von Dominik Bärlocher

Für Leute wie ihn gibt es tatsächlich bald PC-Bildschirme, die 65 Zoll (165 cm) messen. Nvidia hat eine Zusammenarbeit mit Hardware-Herstellern wie Acer, Asus und HP angekündigt. Es soll der Standard BFGD (Big Format Gaming Displays) etabliert werden, bei dem 4K und HDR dazu gehören. Mit der Integration von Nvidia Shield Android TV kannst du ausserdem Netflix, Youtube aus Gerät streamen. Einen TV-Tuner haben diese Displays nicht.

Grosse Bildschirme sind und bleiben ein Trend, Platznot hin oder her. Das zeigt auch der 8K-OLED von LG, der 88 Zoll misst.

Und die Spar-Variante: Drei Bildschirme, die sich überlagern und so einen Panoramablick bieten. Asus ermöglicht das mit dem «ROG Bezel-free Kit». Clevere Idee, finde ich. Da hätte man auch schon früher drauf kommen können.

Das Kit besteht aus zwei Halterungen, die drei Bildschirme im 130-Grad-Winkel verbinden. Die Bildschirme musst du bereits besitzen. Laut Asus verschwinden die Rahmen durch Lichtbrechung. Somit braucht das Kit keinen Strom und keine Treibersoftware.

Mehr davon!

Du willst mehr über die CES wissen? Unser Twitter-Account Digitec Galaxus on air berichtet laufend über spannende Neuheiten an der Messe in Las Vegas.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 

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