Die Teile einer E-Gitarre im Überblick
Ratgeber

Die Teile einer E-Gitarre im Überblick

David Lee
19.5.2024

Hier findest du die wichtigsten Hintergrundinfos zu E-Gitarren: Wie die wichtigsten Bestandteile heissen, wo sie sich befinden und was sie tun. Zudem erkläre ich kurz, worauf es bei diesen Teilen ankommt.

Du interessierst dich für E-Gitarren, verstehst aber in den Tests und Fachartikeln nur Bahnhof? Dann bist du hier richtig. Nach diesem Beitrag solltest du den Ausführungen von Gitarren-Nerds folgen können.

Die hier erwähnten Teile findest du an jeder E-Gitarre, aber je nach Modell sehen sie etwas anders aus. In Klammern findest du die englischen Begriffe, die du im Netz häufig antriffst. Unten folgen Erklärungen zu den einzelnen Teilen.

Eine Gitarre im Stil der Fender Stratocaster.
Eine Gitarre im Stil der Fender Stratocaster.
Quelle: David Lee
  1. Halsstab (truss rod)
  2. Tonabnehmer (pickups)
  3. Korpus (body)
  4. Steg (bridge)
  5. Ausgangsbuchse (output jack)
  6. Tonregler (tone knobs)
  7. Lautstärkeregler (volume knob)
  8. Schalter für Tonabnehmer (pickup selector switch)
  9. Schlagbrett (pickguard)
  10. Hals respektive Griffbrett (neck/fretboard)
  11. Bünde (frets)
  12. Sattel (nut)

Halsstab (truss rod)

Was du auf dem Bild siehst, ist streng genommen nicht der Stab selbst, sondern die Öffnung, um den Stab auszurichten. Der Halsstab ist ein Stück Metall, das durch den ganzen Hals geht und ihn stabilisiert. Dies ist nötig, da Stahlsaiten einen viel stärkeren Zug haben als Nylonsaiten. Mit einem Sechskantschlüssel kann der Stab in seiner Krümmung verändert werden. Dies wiederum braucht es, weil dicke Saiten stärker ziehen als dünne und so den Hals stärker krümmen.

Ein zu stark gekrümmter Hals führt dazu, dass die Saiten zu weit weg von den Bünden liegen und die Gitarre schwierig zu spielen ist. Das Gegenteil, ein komplett flacher oder gar auf die falsche Seite gekrümmter Hals, führt dazu, dass die Saiten nicht mehr frei schwingen können und es zu scheppern beginnt.

Manche moderne E-Gitarren haben anstelle dieser Öffnung eine Art Drehrad am unteren Ende des Halses.

Tonabnehmer (pickups)

Ein Tonabnehmer erzeugt aus den Schwingungen der Saite ein elektrisches Signal. Wie eine Gitarre klingt, hängt stark von den Tonabnehmern ab. Um verschiedene Sounds zu erzeugen, haben die meisten E-Gitarren mehr als einen Tonabnehmer, am häufigsten sind zwei oder drei.

Die meisten Gitarren-Tonabnehmer sind entweder vom Typ Single Coil oder vom Typ Humbucker. Single Coils haben nur eine Kupferdrahtspule. Sie klingen heller und sind anfälliger für Brummen. Humbucker bestehen aus zwei Kupferdrahtspulen und sind daher in der Regel doppelt so breit. Sie brummen deutlich weniger, sind lauter und haben einen dickeren, aber auch etwas dumpferen Klang. Werden zwei Single Coils gleichzeitig aktiviert, kann das Brummen wie bei einem Humbucker reduziert werden.

Diese Gitarre hat links (beim Steg) einen Humbucker, in der Mitte und beim Hals je einen Single-Coil-Tonabnehmer.
Diese Gitarre hat links (beim Steg) einen Humbucker, in der Mitte und beim Hals je einen Single-Coil-Tonabnehmer.
Quelle: David Lee

Siehe auch: Tonabnehmer-Schalter weiter unten

Korpus (body)

Im Gegensatz zu einer akustischen Gitarre ist bei der E-Gitarre der Korpus nicht hohl, sondern mit Holz gefüllt. Bevorzugt werden daher meist Holzarten, die nicht allzu schwer sind. Ausnahmen bestätigen die Regel: Es gibt E-Gitarren mit teilweise hohlem Korpus, sogenannte halbakustische Gitarren oder Halbresonanzgitarren. Unverstärkt klingen aber auch sie nur leise. Der Korpus wirkt sich bei einer E-Gitarre generell viel weniger auf den Klang aus als bei einer akustischen Gitarre.

Eine halbakustische Gitarre, zu erkennen am grossen Korpus mit f-förmigen Schalllöchern.
Eine halbakustische Gitarre, zu erkennen am grossen Korpus mit f-förmigen Schalllöchern.
Quelle: David Lee

Gitarren lassen sich nach der Korpusform in Typen einteilen. Die häufigsten:

  • S oder ST für Stratocaster-Bauform – allerdings darf nur Fender und die zugehörige Marke Squier diese Bezeichnung verwenden.
  • T für Telecaster – auch hier ist der Name der Marke Fender vorbehalten, obwohl es viele Imitationen gibt.
  • LP für Les Paul – das ist ein Markenname der Firma Gibson. Manchmal auch als «Single Cut» bezeichnet, weil am oberen Ende eine Seite ausgeschnitten ist.
  • SG – auch eine bekannte Gibson-Gitarre. Manchmal auch als Double-Cut bezeichnet.
Einige bekannte Korpusformen.
Einige bekannte Korpusformen.
Quelle: David Lee

Steg (bridge)

Der Steg markiert das untere Ende der frei schwingenden Saiten. Es gibt verschiedene Konzepte – wichtig ist die Unterscheidung zwischen beweglichem und fixiertem Steg. Beim Ersteren kannst du mit einem Hebel die Saiten mehr oder weniger anspannen, wodurch sie ihre Tonhöhe ändern. Das ermöglicht spezielle Effekte.

Auch bei einem unbeweglichen Steg gibt es Schrauben, mit denen sich der Steg oder Teile davon ausrichten und somit leicht verschieben lassen. Dies ist nötig, um die Saitenhöhe einzustellen. Zudem können am Steg die einzelnen Saiten leicht verkürzt oder verlängert werden, damit die Oktavreinheit stimmt.

Ausgangsbuchse (output jack)

Da gibt’s nicht viel zu sagen. Hier wird das Gitarrenkabel eingesteckt.

Tonregler (tone knob)

Der Tonregler wirkt sich vor allem auf die Höhen aus. Ist er auf dem Maximum, klingt die Gitarre hell, auf dem Minimum dumpf. Manche Gitarren haben nur einen Tonregler für alle Tonabnehmer, zum Beispiel die Fender Telecaster. Bei anderen gibt es pro Tonabnehmer einen Regler, zum Beispiel bei der Gibson Les Paul. Ein Sonderfall ist die Stratocaster: Hier gibt es drei Tonabnehmer, aber nur zwei Tonregler. Bei der traditionellen Verdrahtung lässt sich der Steg-Tonabnehmer nicht regeln. Bei der modernen Verdrahtung ist der untere Regler für zwei Tonabnehmer gleichzeitig zuständig.

Lautstärkeregler (volume knob)

Auch der Lautstärkeregler kann für alle oder nur einen bestimmten Tonabnehmer zuständig sein. Der Klang vieler Gitarren verliert etwas von seinen Höhen, wenn die Lautstärke zurückgedreht wird. Um das zu eliminieren, sind spezielle Schaltungen nötig, die «treble bleed» genannt werden.

Tonabnehmer-Schalter (pickup selector switch)

Mit diesem Schalter bestimmst du, welcher Tonabnehmer aktiv ist. In gewissen Stellungen können auch mehrere Tonabnehmer gleichzeitig aktiv sein. Die Wahl des Tonabnehmers beeinflusst den Klang stark. Ein Tonabnehmer in der Nähe des Halses hat einen warmen, weichen Klang, einer beim Steg einen eher schneidenden, harten Klang. Ganz ähnlich, wie wenn du eine Saite an unterschiedlichen Stellen anschlägst.

Von diesem Schalter ist die Rede.
Von diesem Schalter ist die Rede.
Quelle: David Lee

Je nachdem, wie viele Tonabnehmer eine Gitarre hat, braucht es unterschiedliche Schalter. Die meisten haben drei oder fünf mögliche Stellungen.

  • Dreiwegschalter: Üblich bei Gitarren mit zwei Tonabnehmern. Meist aktiviert die obere Position den Hals- und die untere den Steg-Tonabnehmer, während die Mitte-Position beide Tonabnehmer einschaltet.
  • Fünfwegschalter: Verbreitet bei Gitarren mit drei Tonabnehmern. Zeigt der Schalter Richtung Hals, ist der Tonabnehmer in der Nähe des Halses aktiv. Analog beim Steg-Tonabnehmer und demjenigen in der Mitte. Die Zwischenpositionen 2 und 4 aktivieren üblicherweise Hals- und Mitte-Tonabnehmer respektive Steg- und Mitte-Tonabnehmer. Die Kombination Steg- und Hals-Pickup sowie alle drei Pickups sind so nicht abgedeckt. Bei manchen Gitarren gibt es durch einen zweiten Schalter die Möglichkeit, diese Kombinationen zu aktivieren.

Insbesondere bei den Fünfwegschaltern werden die Stellungen oft nummeriert. Befindet sich der Switch in Position 1, zeigt er gegen den Steg und aktiviert den untersten Tonabnehmer. Position 2 aktiviert Steg und Mittel-Tonabnehmer, Position 3 nur die Mitte, und so weiter.

Schlagbrett (pickguard)

Das Schlagbrett, meist ein Stück Plastik, schützt die Gitarre vor Beschädigungen durch das Plektrum oder die rechte Hand. Gleichzeitig deckt es meist auch einen Teil der Elektronik ab und stützt die Tonabnehmer.

Hals (neck)

Der Gitarrenhals ist der gesamte längliche Teil oberhalb des Korpus. Dicke und Form des Halses sind entscheidend für das Spielgefühl. Im Querschnitt gesehen, erinnert die Form je nach Typ an die Buchstaben C, U oder V.

Die Formen des Halses, heute ist C mit Abstand am häufigsten.
Die Formen des Halses, heute ist C mit Abstand am häufigsten.
Quelle: Fender

C ist die mit Abstand häufigste Form. Flache C-Formen werden auch als D-Form oder als «C modern» bezeichnet. Laut Fender bezeichnet das «D» allerdings ein besonders breites Griffbrett und nicht eine bestimmte Halsform.

Bei Gitarren der Marke Fender ist der Hals üblicherweise angeschraubt und kann ausgewechselt werden. Bei Gibson ist er verleimt und nicht austauschbar.

Griffbrett (fretboard, fingerboard)

Das Griffbrett ist der Teil des Halses, auf den du die Saiten drückst. Es muss aus sehr hartem Holz sein – hier ist Ahorn, Palisander oder neuerdings Pao Ferro üblich. Es gibt lackierte und naturbelassene Hälse, die unterschiedlich gereinigt werden müssen.

Bei E-Gitarren ist das Griffbrett leicht gerundet: Die mittleren Saiten liegen etwas höher als die am Rand. Die Stärke dieser Krümmung wird mit einem Radius angegeben. Ein Griffbrett mit 7,25 Zoll ist stark gekrümmt, eines mit 12 Zoll eher flach. Ein flaches Griffbrett kann das Saitenziehen und schnelle Soli erleichtern, während eine starke Krümmung eher für Rhythmusgitarren bevorzugt wird.

Bei Fender ist eine Krümmungsradius von 7,25 oder 9,5 Zoll üblich. Die Rundung ist in der Grafik stark übertrieben, um den Unterschied zu verdeutlichen.
Bei Fender ist eine Krümmungsradius von 7,25 oder 9,5 Zoll üblich. Die Rundung ist in der Grafik stark übertrieben, um den Unterschied zu verdeutlichen.
Quelle: Fender

Bünde/Bundstäbe (frets)

Mit Bünden können sowohl die Bundstäbe als auch die dazwischenliegenden Räume gemeint sein, auf die du mit dem Finger drückst. Die Bundstäbe verschiedener Gitarren unterscheiden sich sowohl in der Höhe als auch in der Dicke – beides wirkt sich aufs Spielgefühl aus. Manche Hersteller geben an, ihre Bünde aus einem besonders harten Stahl zu fertigen, damit sie sich auch nach vielen Jahren nicht abwetzen.

Sattel (nut)

Der Sattel ist die schmale Leiste am oberen Ende des Griffbretts. Er ist quasi der nullte Bund. Anders als die Bundstäbe ist er nicht aus Metall, sondern aus Knochen oder Kunststoff. Achtung Verwechslungsgefahr: Im Englischen bezeichnet «saddle» die Stelle am anderen Ende der Saite – beim Steg.

Der Sattel ist das obere, weisse Stäbchen. Darunter das erste Bundstäbchen.
Der Sattel ist das obere, weisse Stäbchen. Darunter das erste Bundstäbchen.
Quelle: David Lee
Titelbild: David Lee

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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