Produkttest

Die Maus mit 8000 Hz: Razer Viper 8KHz

Kevin Hofer
18.2.2021

Die Viper beisst wieder zu: Razer spendiert der Gaming-Maus einen neuen Sensor mit einer Polling Rate von 8000 Hz – ein Novum. Das kann dir in Games einen Vorteil verschaffen, und macht das Gaming-Erlebnis etwas runder.

Es gehört zum guten Ton, Computerperipherie Namen von gefährlichen Tieren zu geben. Viper klingt gefährlich und passt zum Bad Boy Image vieler Gamer. Die Viper 8KHz der Gattung Razer ähnelt von vorne einer Texas-Klapperschlange.

Glücklicherweise beisst die Viper 8KHz von Razer nur deine Gegner und nicht dich selbst. Und zwar blitzschnell. Mit einer Abfragerate von 8000 Hz reagiert sie nämlich bis zu achtmal schneller als die meisten Gaming-Mäuse zurzeit. Mit 0,125 Millisekunden Latenz beisst sie wohl auch schneller zu als ihre Verwandte in der texanischen Wüste.

Die Viper auf dem Pult

Geschüttelt, nicht gerührt

Um die Verarbeitung zu testen, schüttle ich die Viper 8KHz ordentlich durch. Nichts rattert oder klappert. Das ist ein gutes Zeichen. Beim Drucktest übe ich mit Fingern und Daumen von oben und den Seiten Druck auf das Gehäuse aus. So kann ich eruieren, ob die Maus durch Druck versehentlich auslöst. Das passiert nur bei den Seitentasten, wenn ich sehr stark drücke.

Im Video siehst du den Schüttel- und Drucktest sowie Aufnahmen der Klickgeräusche.

Optische Switches

Ein weiterer Vorteil von optischen Switches gegenüber mechanischen ist, dass es zu keinem Abprall-Effekt kommt. Bei diesem können versehentlich mehr als ein Klick registriert werden. Damit das nicht passiert, wird bei mechanischen Switches eine Verzögerungs-Software eingesetzt. Dadurch wird jedoch die Latenz erhöht. Das geschieht bei optischen Switches nicht, jeder Klick wird sofort ausgelöst.

Hinzu kommt, dass die Switches gemäss Razer langlebiger sind, weil kein physischer Kontakt beim Auslösen erforderlich ist. Bis zu 70 Millionen Auslösungen sollen möglich sein.

Im Vergleich zur ersten Generation der Switches, die in der «Standard-Viper» verbaut sind, sollen die beiden Haupttasten ein besseres, taktiles Feedback geben. Das kann ich nicht beurteilen, da ich die Standard-Viper nicht zur Hand habe. Tatsächlich empfinde ich das Klickgeräusch und das taktile Feedback aber als sehr angenehm.

Es besteht beinahe kein Tastenhub, bevor die Schalter auslösen, und egal, wo ich auf die Tastenkappen drücke, es ist immer gleich viel Tastenhub und Druck nötig, um die Schalter zu betätigen.

Die Seitentasten haben etwas Tastenhub, bevor sie auslösen. Sie sind gut platziert, für meinen Geschmack jedoch etwas zu klein. Grosser Vorteil der Viper 8KHz: Sie ist beidhändig verwendbar, da die Seitentasten auf beiden Seiten vorhanden sind.

Das Scroll-Rad ist gummiert und bietet guten Grip. Das Gefühl beim Einrasten ist angenehm und, wenn ich nicht wie ein von der Viper Gebissener durch Webpages scrolle, auch angenehm leise. Der Klick aufs Scroll-Rad gefällt mir weniger gut, weil er sehr dumpf ist. Klingt, als ob ich auf Kunststoff haue.

Etwas mehr Flex bitte

Willkommen auf der Eisbahn

Bei den Gleitfüssen setzt Razer wie die Konkurrenz auf PTFE, besser bekannt als Teflon. Beim Reinheitsgrad gibt der Hersteller 100 Prozent an. Die leicht abgerundeten Füsse befinden sich vorne, hinten und um den Sensor herum. Die Maus gleitet sehr gut auf die Seiten. Gegen vorne und hinten stört aber das Kabel. Wenn ich einen Mouse Bungee einsetze, gleitet die Maus auch gegen vorne und hinten sehr gut.

Die Neuheit mit Makeln: Polling Rate von 8000 Hz

Die Razer Viper 8KHz unterstützt eine Polling Rate von 8000 Hz nativ. Die Polling Rate – Abfragerate in Deutsch – gibt an, in welchem Abstand die Maus Informationen an den PC sendet. Je häufiger, desto schneller können Tastendrücke und Bewegungen verarbeitet werden. Bei einer Polling Rate von 1000 Hz beträgt die Aktualisierungszeit 1 ms.

Mit der Viper 8KHz werden bis zu achtmal mehr Daten in der Sekunde gesendet als mit den meisten Gaming-Mäusen. Die 0,125 ms Latenz erreicht Razer mit einem USB-Micro-Controller. Die Technologie nennt der Hersteller Hyper Polling.

Wieso ist eine geringe Latenz wichtig? Einerseits erlaubt eine geringere Eingabelatenz schnellere Reaktionen auf das Gesehene. Dadurch bist du im Gegensatz zu deinem Gegner im Vorteil. Daneben fühlt sich eine direktere Umsetzung deiner Aktionen auf dem Screen besser und natürlicher an. Das wird mit den neuen High-Refresh-Monitoren immer wichtiger.

Polling Rate Consistency

Ich beginne mit dem wichtigsten Feature der Viper 8KHz: der Polling Rate.

CPI-Präzision

Den entsprechenden Test in MouseTester v 1.5 mache ich dreimal und berechne einen Mittelwert. Dazu bewege ich die Maus zehn Zentimeter entlang eines Lineals und das Programm zeichnet die CPI auf. Je näher die aufgezeichneten CPI an den eingestellten CPI sind, desto besser.

Tracking Speed

Bei 1000 Hz sind die Punkte relativ nahe an den Linien. Bei 4000 und 8000 Hz hat es einige Ausreisser. Im Vergleich zu anderen Mäusen sieht der Verlauf bei 1000 Hz sehr gut aus. Bei den höheren Einstellungen sind die Ausreisser jedoch sehr stark.

Acceleration

Wenn ich die Maus schnell bewege, können die CPI im Vergleich zur langsamen Bewegung über dieselbe Distanz abweichen. Um das zu testen, bewege ich die Maus schnell diagonal von oben rechts nach unten links und ziehe sie dann langsam zurück an den Ursprungspunkt. MouseTester registriert dabei die Bewegung. Im Idealfall liegen alle von MouseTester registrierten Zeichen auf einer Linie.

Auch hier zeigt sich ein Unterschied zwischen den hohen Polling Raten und der mit 1000 Hz. Der Sensor zeichnet den Verlauf bei 1000 Hz beinahe perfekt auf. Bei 4000 und 8000 Hz gibt es kleine Abweichungen. Die hatte ich aber bereits bei anderen Mäusen und sie sind nicht aussergewöhnlich.

Jitter

Wenn ich die Maus auf einer geraden Linie bewege, sollte sie die Bewegung registrieren und nicht ausscheren. Ich bewege die Maus diagonal entlang einer Brio-Schiene und zeichne mit MouseTester die Bewegung auf.

Hier ist erstmals kein Unterschied zwischen den verschiedenen Polling Rates zu erkennen. Die Viper 8KHz löst die Aufgabe bei allen Einstellungen mit Bravour.

Angle Snapping

Angle Snapping entsteht, wenn der Sensor gerade Linien registriert, obwohl ich eigentlich eine leichte Kurve mit der Maus mache. Meine Zeichnung zeigt: Angle Snapping ist kein Thema, egal, welche Polling Rate eingestellt ist.

Funktioniert auch ohne Software

Falls du – wie Kollege Philipp Rüegg – ein gebranntes Kind bist, verteufelst du die Razer Synapse Software. Ich kann dich beruhigen: Du brauchst die Software nicht, falls du mit den Standardeinstellungen zufrieden bist. Auch sonst kannst du bis zu fünf Profile auf dem internen Speicher der Maus ablegen und die Software dann vergessen.

Persönlich empfinde ich die Razer Synapse Software als mehr oder weniger gleich wie jede andere Maus-Software. Darin kannst du alle acht Tasten individuell belegen, die CPI-Einstellungen konfigurieren, die Polling Rate einstellen oder die Anhebeentfernung ändern.

Auch die Beleuchtung lässt sich konfigurieren. Die Viper verfügt über eine Beleuchtungszone. Die befindet sich auf dem Hinterteil der Maus in Form des Razer-Logos. Ganz toll finde ich, dass das Logo bei deaktivierter Beleuchtung nicht zu sehen ist. Du kannst zwischen fünf voreingestellten Profilen und allen Farben von Einhornkotze – tschuldigung: allen Farben des Regenbogenspektrums wählen.

Innovative Maus mit Feature, das noch etwas reifen muss

Die Razer Viper 8KHz ist eine sehr gut verarbeitete Maus. Einzig an den leicht beweglichen Tastenkappen und dem etwas starren Kabel gibt es etwas auszusetzen. Die Switches sind hervorragend und auch ergonomisch passt mir die Viper bestens. Kommt hinzu, dass sie tatsächlich für Links- und Rechtshänder geeignet ist, mit Seitentasten auf beiden Seiten.

Für knapp 100 Franken (Stand: 16.02.2021) ist die Maus eher im oberen Preisspektrum angesiedelt. Innovation kostet. Da das Gefühl beim Gamen tatsächlich runder ist, lohnt sich die Maus, falls du genau das suchst. Etwas Vergleichbares gibt es derzeit nämlich nicht.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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