Produkttest

Roccat Burst Pro: Leichte Maus, grosse Präzision

Kevin Hofer
2.12.2020

Die Burst Pro von Roccat ist eine ultraleichte Gaming-Maus mit sichtbarer, aber nicht fühlbarer Wabenstruktur. Die Maus überzeugt mit guter Verarbeitung und hoher Präzision. Viel wichtiger ist aber, wie ich das getestet habe.

Design: Die perfekten Gleitfüsse

Hervorragend sind die zwei Gleitfüsse der Burst Pro – einer ist vorne und der andere hinten angebracht. Die Maus bewegt sich auf den Teflongleitern seidenweich über meine Stoff-Mausmatte. Auch auf dem Holztisch rutscht das Eingabegerät wie auf Schlittschuhen. Das System mit den zwei grossen Gleiternfüssen überzeugt mich auf der ganzen Linie: Noch nie war es so befriedigend, die Maus zu bewegen. Als kleines Plus liefert Roccat gar noch zwei Ersatzgleiter mit.

Das Kabel ist in einer Paracord-ähnlichen Hülse eingebettet. Da es sehr flexibel und leicht ist, vergesse ich glatt, dass es überhaupt da ist. So muss das sein. Eine Ferritperle, die hochfrequente Störungen dämpft, ist in der Nähe des USB-A-Anschlusses angebracht.

Ergonomie: Passt

Die Ergonomie ist für mich bei einer Maus das Wichtigste. Mal schauen, ob es nach dem Entwickeln dieser Testsystematik immer noch so ist. Die Maus eignet sich für die drei gängigen Grifftypen Palm-, Claw- und Fingertip-Grip. Also egal, ob du die Maus komplett umschliesst, sie wie ein Vogel greifst oder nur die Finger- und Daumenspitzen drauf hast, du wirst die Maus gut bedienen können.

Von der Grösse her dürfte die Burst Pro den meisten Menschen gut in der Hand liegen. Auch für Linkshänder eignet sich die Maus. Die Seitentasten musst du dann mit dem kleinen Finger betätigen. Das kennen Linkshänder von anderen Modellen.

Wie teste ich eine Maus?

Soweit so gut. Normalerweise würde ich dir jetzt beschreiben, wie sich die Maus im Gebrauch anfühlt. So in etwa:

Ich habe die Burst Pro zum Arbeiten und Gamen benutzt. Fürs Arbeiten finde ich die Maus auf Dauer ungeeignet, weil ich dort gerne etwas mehr Widerstand spüre und sie mir etwas zu flach gebaut ist. Da spüre ich mit meinen 37 Jahren auf die Dauer meine Sehnen. Zum Gamen, vor allem mit Claw-Grip, ist das Teil jedoch angenehm.

CPI Präzision

CPI – «Characters per inch» – misst, wie viele Zeichen pro Inch die Maus registriert. Der Sensor der Burst Pro kann bis zu 16 000 CPI. Salopp ausgedrückt entscheiden die CPI darüber, wie schnell du den Cursor oder deine Spielfigur über den Bildschirm huschen lässt. Persönlich kenne ich niemanden, der den Sensor schneller als 3200 CPI einstellt. Aber hohe Zahlen klingen gut, weshalb die Hersteller gerne damit angeben.

Die Burst Pro kommt mit fünf voreingestellten CPI: 400, 800, 1200, 1600 und 3200. Mit diesen fünf Einstellungen teste ich die Genauigkeit. Den entsprechenden Test in MouseTester v1.5 mach ich drei Mal und berechne einen Mittelwert. Dazu bewege ich die Maus zehn Zentimeter in eine Richtung und das Programm zeichnet die CPI auf. Je näher die aufgezeichneten CPI an den eingestellten CPI desto besser.

Einzig bei 1200 CPI messe ich mehr als 1 Prozent Abweichung von den eingestellten CPI. Diesen Test habe ich mehrmals wiederholt, bin aber immer wieder auf ähnliche Ergebnisse gekommen. Der Sensor scheint bei 1200 CPI nicht so genau zu funktionieren wie bei den anderen CPI-Einstellungen. Sonst ist die Abweichung gering bis perfekt.

Tracking Speed

Die Maus muss schnelle Bewegungen korrekt wiedergeben. Beim Test bewege ich die Maus schnell bei verschiedenen CPI-Einstellungen. MouseTester registriert diese Bewegungen und spielt ein Diagramm aus. Die Punkte auf dem Diagramm sind die registrierten Zeichen. Diese sollten möglichst nahe an der Kurve sein. Bewegungen auf der y-Achse sind rot, solche auf der x-Achse blau.

Wie auf der Grafik ersichtlich, hat es bei schnellen Richtungswechseln vereinzelte Ausreisser. Die sind jedoch nicht aussergewöhnlich bei der Geschwindigkeit, mit der ich die Maus bewegt habe. So schnell wirst du die Maus wohl auch in hitzigen Gefechten nicht bewegen. Der Sensor verfolgt schnelle Bewegungen präzise.

Acceleration

Wenn du die Maus über eine bestimmte Distanz schnell bewegst, können die CPI im Vergleich zur langsamen Bewegung über dieselbe Distanz abweichen. Um das zu testen, bewege ich die Maus schnell diagonal von unten links nach oben rechts und ziehe sie dann langsam zurück an den Ursprungspunkt. MouseTester registriert dabei die Bewegung. Im Idealfall liegen alle von MouseTester registrierten Zeichen auf einer Linie

Wie du siehst, ist der Idealfall einzig bei 3200 CPI eingetroffen. Sonst hat es vor allem Abweichungen auf der y-Achse. Ob diese durch mein Zutun oder den Sensor entstehen, kann ich nicht sagen. Dafür fehlen mir die Vergleichsdaten. Ich teste zum ersten Mal nach dieser Methode. Ich gehe jedoch davon aus, dass gewisse Abweichungen bei tieferen CPI normal sind. Wahrscheinlich wirst du so geringe Abweichungen beim Gamen nicht bemerken.

Das versuche ich gleich selbst und starte «Gears 5». Ich versuch’s mit 800 CPI. Hier habe ich beim Test eine der grösseren Abweichungen. Ich mach’s gleich wie vorhin: Zuerst bewege ich die Maus schnell von unten links nach oben rechts und dann langsam wieder an den Ursprungspunkt. Wie du beim kurzen Clip siehst, stimmt’s ziemlich genau.

Jitter

Wenn du die Maus in einer geraden Linie bewegst, sollte sie die Bewegung registrieren und nicht ausscheren. Ich bewege die Burst Pro möglichst gerade diagonal und zeichne mit MouseTester die Bewegung auf.

Wie du siehst, wird die gerade Bewegung auch als solche aufgenommen. Bei Schwankungen/Jitter hätte ich ein Stufenmodell.

Angle Snapping

Polling Rate Consistency

Die Polling-Rate – deutsch: Abfrage Rate – gibt an, in welchem Abstand die Maus Informationen an den PC sendet. Je häufiger, desto schneller können Tastendrücke und Bewegungen verarbeitet werden. Bei einer Polling-Rate von 1000 Hz beträgt die Aktualisierungszeit 1 ms. Kann die Burst Pro ihre Polling-Rate von 1000 Hz konsistent halten? Ja, kann sie, wie du folgender Darstellung entnehmen kannst.

Bis auf wenige Ausnahmen konnte der Sensor die Aktualisierungszeit von 1 ms einhalten. Die paar wenigen Ausreisser sind im Rahmen von +/- 0,3 ms. Das dürfte vernachlässigbar sein. Auch bei tieferen Polling-Raten ist die Aktualisierungszeit im Rahmen. Hier bei jeweils 800 CPI.

Software

Beleuchtung

Fazit: Gute Maus zu fairem Preis

Die Roccat Burst Pro ist sorgfältig verarbeitet. Die Tasten sind qualitativ top und benutzerfreundlich platziert. Die Burst liegt gut in der Hand. Zur guten Ergonomie tragen auch die Gleitfüsse und das biegfreudige Kabel bei. Der Sensor ist präzise. Das und das Fliegengewicht machen die Maus zum würdigen Nachfolger der Wheel Mou…, ähm ‘tschuldigung: Die Burst Pro ist eine ausgezeichnete, ultraleichte Gaming-Maus.

Mit 67 Franken (Stand: 1.12.2020) liegt sie preislich im Rahmen vergleichbarer Mäuse. Spielst du FPS Games und bist auf der Suche nach einer neuen Maus, lege ich dir die Roccat Burst Pro ans Herz.

Dank der Burst Pro habe ich jetzt eine Testsystematik für Mäuse. Wer weiss, vielleicht finde ich damit tatsächlich Unterschiede bei den einzelnen Mäusen. Was hältst du davon? Was soll ich ändern/verbessern? Schreib’s in die Kommentarspalte.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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