Der smarte Schuh: Wenn Technologie die Maschine verlässt

Zukunftsvisionen an der CES 2019 gehen auseinander. Sie sind sich aber in einigen wenigen Punkten einig. Der Hauptpunkt: Dinge, die wir bisher als gegeben akzeptiert haben, werden neu aufgerollt. Schuhsohlen zum Beispiel.
An der CES schnarren Lautsprecher aus jeder Ecke, Bildschirme flimmern und Lichter blinken. Doch Technologie ist nicht das, was die CES in Las Vegas ausmacht. Es ist die Zukunftsmusik, die dir Unerwartetes und potenziell Revolutionäres präsentiert. Eines davon ist das Projekt Quant-U, das im Wesentlichen nichts anderes als eine Innensohle für einen Schuh ist.
Das Besondere daran ist aber, dass die Köpfe hinter Quant-U moderne Technologie einsetzen, damit die Sohle aus dem 3D-Drucker oben deinen Fuss und unten den Schuh genau abbildet.
Damit sind die Tüftler Quant-Us eine Gruppe derer, die beweisen, dass die Technologie die Maschinenwelt hinter sich lässt. Smarte Technologien, Cloud-Dienste und die fortschreitende Individualisierung der Welt sind das, was die CES 2019 ausmachen. Den Startups und Konzernen ist eines klar: neue Geräte sind nur der Anfang.
Die Verbindung zwischen Schuh und Fuss
Schuhsohlen sind bisher einfach so Teile, die du in der Migros oder im Coop kaufst und die dann deinen Fuss irgendwo oder irgendwie stützen. Es gibt von diesem Konzept wenige Ausläufer. Teure Innensohlen vom Orthopäden, die du aber nur dann benutzt, wenn medizinisch notwendig. Oder Sohlen wie Chili Feet, die einen Spezialauftrag erfüllen.

Daher hat Quant-U ein Verfahren entwickelt, das eine Sohle aus dem 3D-Drucker produziert, die folgende Aspekte berücksichtigt:
- Deinen Fuss
- Den Schuh
- Den Verwendungszweck des Schuhs
Ein Beispiel aus dem aktuellen Alltag von Videoproduzentin Stephanie Tresch und mir: Wir sind an der CES in Las Vegas. Wir tragen Stiefel. Sie Ecco-Stiefel, ich ein Paar von Bates. Pro Tag marschieren wir zwischen drei und vier Stunden durch die Hallen des Las Vegas Convention Centers. In unseren Rucksäcken tragen wir bei jedem Schritt etwa 10kg Gepäck.

Schuhe sind uns wichtig, denn sonst liefern wir dir kaum eine dieser Stories in der Geschwindigkeit und mit der Laune, mit der wir das tun. Equipment-Hacking gehört vor jedem Messebesuch und vor jedem Tag an der Messe dazu. Wenn wir jetzt also ein Paar Stiefel oder ein Paar Schuhe haben könnten, die nicht nur unsere Füsse schont, sondern auch noch für den Untergrund und den Marsch durch das Center optimiert sind... Ja, bitte.
Die Praxis: 15 Sekunden rumstehen, 120 Minuten warten
In der Praxis sieht das Quant-U-Projekt schon bald so aus. Du gehst in einen Schuhladen, wo ein iPad vor einer Sensorplattform aufgestellt ist. Du suchst dir den Schuh im Laden aus, der dir optisch gefällt. Dann wählst du ihn auf dem iPad an. Die Schuhe sind so detailliert wie möglich als 3D-Modell in einer App hinterlegt.
Die Sensorplattform scannt deinen Fuss ein. Länge, Breite, Höhe und andere Daten werden mit den Daten des Schuhs zusammengefügt. Danach ziehst du dir einen Demo-Schuh mit Sensoren darin über und tust das, was du mit dem Schuh im Alltag tun wirst. Stephanie und ich würden mit dem Sensorschuh einfach auf flachem Untergrund herumgehen und dann und wann wieder stehenbleiben und warten.

Die Sensoren des Catia-Systems, hergestellt vom französischen Unternehmen Dassault Systemes, korreliert die gemessenen Daten und fügt die Erkenntnisse aus anderen ähnlichen Füssen, Schuhen und Verwendungszwecken hinzu.
Gegen Schluss des Prozesses, etwa zwei Stunden später, wird ein 3D-Drucker angeworfen, der eine Silikonsohle ausdruckt, die du in den Schuh deiner Wahl legst. Damit will Quant-U verhindern, dass du in zehn oder zwanzig Jahren Spätfolgen von unbequemen Schuhen oder einer falschen Fussstellung davonträgst.
Kurz: Stephanie und ich sind stark interessiert. Denn wenn die Zukunft bequemere Schuhe bringt und uns länger durchhalten lässt, dann sind wir dabei.
Alle Artikel zur CES 2019 findest du hier.


Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.