Hintergrund

«Cyberpunk 2077» auf Mac: Kann Apple mit Nvidia mithalten?

Die Mac-Version von «Cyberpunk 2077» zeigt, dass AAA-Gaming mit Apples Chips möglich ist. Im direkten Vergleich mit einem Windows-Laptop geht mein MacBook Pro allerdings sang- und klanglos unter.

Seit Kurzem läuft «Cyberpunk 2077» auf Macs mit M-Chips. Obwohl das Game bereits fünf Jahre auf dem Buckel hat, ist die Portierung des AAA-Titels eine kleine Sensation für alle, die sich mehr namhafte Spiele für Macs wünschen.

Ausserdem gibt es damit endlich einen Anhaltspunkt für die Gaming-Leistung von Apple Silicon in High-End-Titeln – auch im Vergleich zu Windows-Geräten. Denn «Cyberpunk» bringt auch aktuelle Systeme an ihre Grenzen, verfügt über einen Ingame-Benchmark und unterstützt nun beide Plattformen nativ. Ich habe mir deshalb je ein Gerät von Apple und Asus besorgt und will wissen: Wie gut eignen sich Macs für AAA-Gaming?

Die Kontrahenten: M4 Max vs. RTX 5090 Mobile

Es treten zwei aktuelle Top-Laptops im «Cyberpunk»-Boxring gegeneinander an. In der einen Ecke: das 16 Zoll grosse MacBook Pro mit M4 Max in der Vollversion mit 16 CPU-Cores, 40 GPU-Cores und 48 Gigabyte RAM. In der anderen Ecke: das ASUS ROG Strix SCAR 18 mit Intel Core Ultra 9 275HX, GeForce RTX 5090 Mobile und 32 Gigabyte RAM.

Apple MacBook Pro 16 – 2024 (16.20", M4 Max, 48 GB, 1000 GB, CH)
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CHF3399.–

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ASUS ROG Strix SCAR 18 (18", Intel Core Ultra 9 275HX, 32 GB, 2000 GB, CH)
Notebook
CHF4363.–

ASUS ROG Strix SCAR 18

18", Intel Core Ultra 9 275HX, 32 GB, 2000 GB, CH

Der Strassenpreis des MacBook liegt unter dem Preis des Asus-Laptops. Würde ich die SSD auf die gleichen 2 Terabyte upgraden, würde der Abstand auf 500 Franken schmelzen. Preis-Leistungs-Könige sind beide Geräte nicht, deshalb klammere ich die Kosten für diesen Vergleich komplett aus.

Das Mac-Erlebnis im Vakuum: unkompliziert und gut

Ich kann «Cyberpunk 2077» entweder in Apples App Store oder auf Steam kaufen. Beim ersten Aufstarten schlägt mir das Spiel die Grafikeinstellung «Für diesen Mac» vor, die auf mein spezifisches Modell abgestimmt ist. Das Ziel sind stabile 60 Frames pro Sekunde (FPS). Um das mit meinem M4 Max MacBook Pro zu erreichen, stellt das System Folgendes ein:

  • 2560 × 1440 Pixel Auflösung
  • Grafikeinstellungen auf Ultra
  • Kein Ray Tracing
  • MetalFX Upscaling mit «Dynamic Resolution Scaling»
  • Target FPS 60, Min Resolution 50 %, Max Resolution 80 %
  • Keine Frame Generation

MetalFX ist Apples Version von Upscaling, analog zu Nvidias DLSS oder AMDs FSR. Mit der dynamischen Variante steigt die Basisauflösung bei weniger anspruchsvollen Szenen – im Fall meiner Voreinstellungen auf maximal 80 Prozent der Zielauflösung. Fahre ich in grosse Open-World-Szenarios, reduziert das System die Basisauflösung und interpoliert mehr, damit die Framerate nicht einbricht. Alternativ kann ich auch eine von drei Qualitätsstufen fixieren (siehe Tabelle unten). Die dynamische Variante finde ich aber eleganter.

Die Voreinstellungen funktionieren die meiste Zeit gut. Das Spiel läuft flüssig und sieht ziemlich gut aus. Gelegentlich kommt es zu Rucklern. Sie sind aber zu selten, als dass sie den Spielspass trüben würden. Klar: Noch mehr FPS, Ray Tracing oder 2160p wären noch schöner. Doch alles in allem bin ich mit dem Erlebnis zufrieden und könnte problemlos viele Stunden in «Cyberpunk 2077» versenken.

Alternativ kann ich selbst meinen persönlichen Grafik-Sweetspot suchen. Zum Beispiel, indem ich das Upscaling deaktiviere und dafür die Grafikeinstellungen auf «High» reduziere. Das sieht in meinen Augen besser aus, ich muss allerdings mehr FPS-Einbrüche in Kauf nehmen. Die Auflösung auf 1080p zu reduzieren finde ich eine schlechte Option. Und in 2160p mit Upscaling sieht das Spiel zwar besser aus als in 1440p ohne Upscaling, aber der Input-Lag wird mir zu gross.

Das folgende Video ist dreifach vergrössert.

Der Vergleich: Nvidia kann es besser

Auf der anderen Seite des Zauns des Apple-Gärtchens ist das Gras grüner. Mit den identischen Einstellungen komme ich mit dem Asus-Laptop auf massiv höhere Framerates. Hier kann ich «Cyberpunk 2077» in 2160p mit hohen Details und stabilen 60 FPS spielen. Ganz ohne Upscaling, ganz ohne Input-Lag. Der M4 Max schafft selbst mit Upscaling (MetalFX auf «Quality») nur 47 FPS.

Mit noch höheren Grafikeinstellungen bringe ich auch die RTX 5090 Mobile an die Grenzen: «Ultra» (Grafik oben, zweite Folie) geht mit 48 FPS noch knapp in Ordnung, aktiviere ich zusätzlich Ray Tracing (Grafik oben, dritte Folie), lande ich jedoch bei unspielbaren 21 FPS. Im Vergleich zum M4 Max sind das allerdings noch immer mehr als doppelt so viele Frames.

Schraube ich die Auflösung auf vernünftigere 1440p runter (wir sprechen hier immer noch von Laptops), kann ich auch auf dem MacBook Pro in der Voreinstellung «High» flüssig spielen. Mit dem Asus-Laptop geht das in dieser Auflösung aber in «Ray Tracing Ultra», wo der M4 Max nicht mal mit Upscaling auf einen grünen Zweig kommt (Grafik unten, dritte Folie).

Der generelle Trend: Je höher die Detail-Voreinstellung, desto grösser wird der Graben zwischen Apple und Nvidia. Bei 1440p mit «High» kommt die RTX 5090 Mobile auf 118 Prozent mehr FPS, mit «Ultra» sind es schon 189 Prozent. Aktiviere ich zusätzlich Ray Tracing, steigt der Vorsprung gar auf 213 Prozent.

Upscaling und Framegen: Metal gut, DLSS besser

Will ich «Cyberpunk 2077» auf Mac in hoher Auflösung mit vielen Details spielen, komme ich selbst mit dem Top-Chip nicht um Upscaling-Technologie herum. Apples Grafikschnittstelle «Metal 3» beinhaltet MetalFX Upscaling. Die Stufe «Quality» liefert ein ziemlich gutes Bild und steigert die Framerate beträchtlich. Noch mehr FPS gibt es auf «Performance». Dort empfinde ich die Artefakte und Glitches aber als so schlimm, dass ich lieber die Auflösung reduziere.

Von der reinen Performance her kann MetalFX mit Nvidia DLSS auf «Quality» mithalten oder übertrifft es je nach Einstellung sogar. Allerdings sieht Nvidias Upscaling auf dieser Stufe etwas besser aus. Kleine Details mit hohem Kontrast – zum Beispiel schimmernde Glasflaschen – flackern weniger als mit Apples Upscaling, das Bild wirkt insgesamt sauberer.

Zusätzlich zum Upscaling kann ich auch Frame Generation aktivieren. Das lohnt sich gemäss Hinweis erst ab einem Fundament von 60 FPS. Ausserdem verliere ich VSync, was zu gelegentlichem Screen Tearing führt. Apple nutzt AMD FSR 3.1, das qualitativ nicht ganz an Nvidia DLSS 4 rankommt. Ich sehe mehr Ghosting und ab und zu gibt es einen Ruckler.

Mit allen Upscaling-Varianten stelle ich zudem einen leichten Input-Lag fest. Je mehr die Engine interpolieren muss, desto stärker fühlt er sich an, wobei ich diese subjektive Wahrnehmung nicht mit Messungen belegen kann. Spiele ich auf 1440p und nutze MetalFX oder Nvidia DLSS auf Quality, fällt mir der Lag als Gelegenheitsgamer nicht auf – höchstens im direkten Vergleich, wenn ich Upscaling ausschalte und mich bewusst darauf achte.

Der Rückstand von Apple auf Nvidia könnte sich bald verkleinern. An der WWDC 25 hat Apple Metal 4 vorgestellt. Die neue Version der Grafik-API soll effizienter sein, das Upscaling verbessern und bietet erstmals ein Apple-eigenes Framegen («MetalFX Frame Interpolation»).

Effizienz: Apples Ehrentor

Zu Apples Verteidigung lässt sich anführen, dass der M4 Max massiv weniger Energie frisst und weniger Hitze produziert. Während das Asus Strix beim Benchmark 280 Watt zieht, gibt sich das MacBook Pro mit 115 Watt zufrieden. Setze ich das ins Verhältnis zur Leistung, erhalte ich bei Apple etwas mehr Frames pro Watt, zumindest bei 1440p auf «High». Bei höheren Auflösungen und Detailstufen schmilzt der Vorteil dahin.

Der höhere absolute Energiebedarf macht sich zudem bei der Lautstärke der Kühlung bemerkbar. Das Windows-Laptop klingt beim Zocken, als würde es demnächst abheben. Auch das MacBook schraubt den Lüfter hoch, bleibt aber deutlich leiser. Es erreicht ausserdem auch im Akkubetrieb die volle Leistung. Das Asus Strix muss ich dazu zwingend einstecken.

Fazit: gut für Casuals, mit Luft nach oben

Zurück zu meiner Einstiegsfrage: Wie gut eignen sich Macs für AAA-Gaming? Die Antwort: Mit sauber portierten Games nicht schlecht, aber erwarte keine Wunder. Top-Titel wie «Cyberpunk 2077» sehen nur auf den teuersten M-Chips wirklich gut aus. Und ähnlich teure Windows-Laptops liefern mehr als die doppelte Performance – wenn auch auf Kosten von Lärm.

Das MacBook Pro wird nie ein Gaming-Laptop sein. Aber für Casuals wie mich reicht's.
Das MacBook Pro wird nie ein Gaming-Laptop sein. Aber für Casuals wie mich reicht's.

Selbst wenn alle Studios ihre Spiele morgen auf macOS veröffentlichen würden, hätte das MacBook Pro keine Chance gegen klassische Gaming-PCs. Diese liefern für viel weniger Geld viel mehr Leistung. Ob sie dafür ein Vielfaches der Energie verschlingen, dürfte den meisten Leuten egal sein. Hardcore-Gamer werden sich also so bald keinen Mac kaufen.

Für alle, die damit sowieso hauptsächlich arbeiten, sind die Performance-Resultate aus «Cyberpunk 2077» ermutigend. Positiv betrachtet zeigen sie, dass Apples Computer nicht völlig ungeeignet für AAA-Spiele sind – und das reicht einem Gelegenheitsgamer wie mir bereits.

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Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.


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