Computervisionär C. Gordon Bell ist tot
Hintergrund

Computervisionär C. Gordon Bell ist tot

Kevin Hofer
22.5.2024

C. Gordon Bell war einer der Ersten, der das Potenzial von PCs erkannt hat. Der langjährige Microsoft-Mitarbeiter ist vergangene Woche gestorben.

Er hat einen der ersten PCs geschaffen. Nun ist Computerpionier C. Gordon Bell am 17. Mai 2024 im Alter von 89 Jahren an einer Lungenentzündung gestorben. Dies berichtet die New York Times. Bell war einer der Pioniere, dank denen Computer von riesigen Rechnern zu Maschinen für den Hausgebrauch wurden.

Von Krankheit geprägte Kindheit

Bell wurde am 19. August 1934 in Kirksville, Missouri geboren. Aufgrund eines angeborenen Herzfehlers durfte er als Kind das Haus nur selten verlassen. In dieser Zeit lernte er das Basteln lieben. Er begann damit, Schaltkreise zu verdrahten oder chemische Experimente durchzuführen. Als er wieder gesund war, reparierte er in der Werkstatt seines Vaters Elektrogeräte. Bereits mit zwölf Jahren war er auf dem damaligen Niveau eines professionellen Elektrikers.

Revolutionäre Arbeit an Kleincomputern

Bell studierte in den 1950ern am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) Elektrotechnik. 1960 heuerte er bei der Digital Equipment Corporation (D.E.C.) an. Hier begann er, Computer zu entwickeln. Unter anderem den PDP-8, den ersten kommerziell erfolgreichen Minicomputer. Der kostete damals 18 000 US-Dollar. Inflationsbereinigt sind das im Jahr 2024 rund 179 000 US-Dollar. Viel Geld für die damalige Zeit – und für heute. Die Zielgruppen waren Forschende oder im Ingenieurbereich tätige Personen. Dennoch war der PDP-8 bei seiner Einführung 1965 revolutionär. Computer waren damals riesige Maschinen, die hochspezialisierten Personen vorenthalten waren. Der PDP-8 war einer der Computer, der in den frühen Tagen des ARPANET verwendet wurde, einem Vorläufer des Internets.

Der PDP-8 war der erste kommerziell erfolgreiche MInicomputer.
Der PDP-8 war der erste kommerziell erfolgreiche MInicomputer.
Quelle: Wolfgang Stief

Neuorientierung und visionäre Arbeiten bei Microsoft

23 Jahre blieb Bell der D.E.C. treu, bevor er seine eigenen Unternehmen Encore Computer und Ardent Computer gründete. Anfang der 1990er Jahre war er als Berater bei Microsoft tätig. 1995 stieg er als leitender Forscher in das Unternehmen ein. Dort arbeitete er an MyLifeBits, einer Online-Datenbank, die alles dokumentiert, was sich in seinem Leben abspielt. Das war damals eine verrückte Idee. Heute, in Zeiten von Clouddiensten und Social Media, ist es Alltag.

Bell machte sich zudem stark für die Erhaltung der Geschichte des Computings. So hat er 1996 das Computer History Museum in Boston mitgegründet. Seit 1987 wird zudem der ACM Gordon Bell Prize für herausstechende Leistungen im Bereich des Computings vergeben.

Bell wird als Visionär in Erinnerung bleiben. In einem Interview von 1985 verriet er seine Formel für Erfolg im Technologiebereich:

Der Trick bei jeder Technologie ist, zu wissen, wann man auf den Zug aufspringt und so den Wandel vorantreibt, und wann es Zeit ist, wieder abzuspringen
C. Gordon Bell
Titelbild: Queensland University of Technology

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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