ofinto Cloud
«Cloud» von Ofinto im Test: Sitzen wie auf Wolken
Gleich «in neue Sphären des Sitzkomforts» will Ofinto mich abheben lassen. Klar, das ist Marketing-Sprache vom Feinsten. Trotzdem: Im Test überzeugt mich das Paket aus Polster und Federung tatsächlich.
Im Büro hast du keine Wahl. Es gibt den Schreibtischstuhl, den es eben gibt. Im Homeoffice darfst du entscheiden, worauf du sitzen möchtest. Wer es sich leisten kann, schwört womöglich auf Modelle von Herman Miller (nicht bei uns im Shop) oder Hag (bei uns im Shop). Ich tummle mich eher in der Mittelklasse und habe hier bereits einige Stühle testen dürfen (hier, hier und hier).
Heute ist der «Cloud» der Schweizer Marke Ofinto an der Reihe. Es ist das Premiummodell und kommt bei mir als Testmuster mit Kopfstütze und Armlehnen an. An Technik steckt im Stuhl, was ich in dieser Preisklasse erwarte:
- Synchronmechanik mit dynamischer Rückenlehne
- Anpassung von Sitzhöhe (46 bis 56 cm) und -tiefe (45 bis 50 cm)
- Lendenwirbelstütze (höhenverstellbar)
- verstellbare Armlehnen
- Belastung bis 130 Kilogramm
Aufbau
Die Anleitung ist klar strukturiert und leicht zu verstehen. Die abgebildeten Teile sind eindeutig und verständlich benannt. Neben den einzelnen Schritten gibt es kurze textliche Erläuterungen. So muss eine richtig gute Anleitung aussehen. (Ein Video ist derzeit noch in Arbeit und soll gemäss Ofinto bald zur Verfügung stehen.) Und so ist der Aufbau in weniger als zehn Minuten erledigt. Unter anderem auch, weil ich insgesamt nur acht Schrauben eindrehen muss und die passenden Inbusschlüssel im Lieferumfang enthalten sind.
Erster Eindruck
Der «Cloud» steht mit seinen 17 Kilogramm Eigengewicht stabil. Theoretisch dürfte ich noch etwas Winterspeck zulegen, denn der «Cloud» ist bis auf ein Körpergewicht von 130 Kilogramm ausgelegt. Dank der weichen Rollen mache ich mir keine Sorgen um Schäden am Parkett. Der Stuhl rollt leise an seinen Platz. Dort habe ich aber trotzdem eine Bodenschutzmatte, um den Holzboden zu schonen.
Noch bevor ich die diversen Einstellmöglichkeiten studiert habe, mache ich die erste Sitzprobe. Und ich spüre sofort, warum der Stuhl «Cloud» heisst. Beim Hinsetzen gibt die gepolsterte Sitzfläche ein wenig nach und federt ganz sanft zurück. Das Gefühl erinnert mich an das eine Mal, als ich in einem nagelneuen Airbus Business-Class fliegen durfte. Zum wolkigen Sitzen trägt auch bei, dass Ofinto eine Gasdruckfeder der Klasse 4 verwendet, die zweithöchste Klasse. Der Hub beträgt zehn Zentimeter. Entsprechend kann ich die Sitzhöhe zwischen 46 und 56 Zentimeter variieren. Als Mensch mit über 1,90 Meter Körpergrösse wähle ich direkt die höchste Stufe. Soll es noch höher hinausgehen, bietet Ofinto auch eine XL-Gasfeder (derzeit nur auf deren Website).
Einstellmöglichkeiten
Den richtigen Hebel für die Sitzhöhe habe ich intuitiv rechts unter der Sitzfläche gefunden. Um die Sitztiefe und den Widerstand der Rückenlehne zu variieren, schaue ich in die Anleitung. Wie schon beim Aufbau gilt auch hier: Zeichnungen und Beschriftungen sind eindeutig, und ich habe in kürzester Zeit den Stuhl für mich passend eingestellt. Alle Bedienelemente sind gut platziert und stabil im Chassis aus Metall befestigt. Hier wackelt und klappert nichts.
Die Sitztiefe beeindruckt mich besonders. Für meine relativ langen Oberschenkel habe ich bei anderen Stühlen meist zu wenig Auflagefläche. Beim «Cloud» reicht die Sitztiefe von 45 bis 50 Zentimeter. Erreicht wird das, indem ich die Sitzfläche durch Gewichtsverlagerung bei gleichzeitigem Ziehen des Hebels verschiebe. Ich kann es perfekt für meine Beinlänge einstellen. Und für Menschen mit (noch) längeren Beinen gäbe es auch noch Reserven.
Beim «Cloud» kann ich bestimmen, wie stark die Rückenlehne nachgibt, wenn ich mich anlehne. In der niedrigsten Stufe gibt sie so leicht und schnell nach, dass ich kurz befürchte, gleich auf dem Boden zu liegen. Ich entscheide mich für die härteste Stufe. Hier liefert das Rückenteil den für mich richtigen Grad an Widerstand, wenn ich mich anlehne. Stört mich das Federn zu sehr, kann ich die Rückenlehne auch arretieren.
Die Rückenlehne ist nicht höhenverstellbar, dafür die integrierte Lordosenstütze. Diese schiebe ich in die richtige Position – also so, dass sie auf Gürtelhöhe von hinten leicht gegen meine Wirbelsäule drückt und die S-Form der Wirbelsäule unterstützt wird. Auf der Stütze ist ein Schaumstoffpolster montiert. Das ist angenehm, weil ich so durch den elastischen Leinenstoff im Netzrücken nichts Hartes spüre, sondern eben das kleine Kissen.
Schwachpunkte: Kopfstütze und Armlehnen
Fürs Chefsessel-Feeling gibt’s für den Cloud Armlehnen und eine Kopfstütze als Upgrades. Armlehnen sind für mich bei einem Bürostuhl ein Muss. Dass sie beim «Cloud» gleich dreifach verstellbar sind, macht Eindruck. Um die Höhe zu ändern, drücke ich den Knopf unter der Armlehne und ziehe oder drücke die Lehne nach oben bzw. nach unten. Will ich die Armauflage weiter Richtung Schreibtisch bringen, genügt es, dagegen zu drücken. Auch näher zu mir oder weiter weg zur Seite muss ich sie nur schieben. Das geht sehr leicht. Für mich zu leicht. Immer wieder verschiebe ich die Auflage für meinen Unterarm versehentlich, manchmal auch schon, wenn ich mich nur kurz abstütze.
Die Kopfstütze schraube ich mit zwei Schrauben kurz oben auf der Rückenlehne fest – und gleich wieder ab. Mir ist sie schlicht zu tief. Sitze ich mit meinen knapp über 1,90 Meter Körpergrösse aufrecht, berühren meine Schulterblätter die Kopfstütze. Menschen mit kleinerem Oberkörper als ich finden dagegen in der Kopfstütze ein wohltuendes Extra. Weil sie in Höhe und Neigung verstellbar ist, kannst du den Kopf ablegen und so die Nackenmuskeln entlasten.
Fazit
Wolkiges Sitzen mit etwas Luft nach oben
Pro
- bequeme Lösung für Lordosenstütze
- 10 Jahre Garantie
- leicht verständliche Bedienung
- gute Verarbeitung
- sehr bequemes Sitzgefühl
Contra
- Armlehnen in zwei Richtungen zu leicht verstellbar
- Kopfstütze für grössere Personen zu tief positioniert
- Rückenlehne nicht höhenverstellbar
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.