

Cherry Stream Mouse Ultimate im Test: Wenn gute Ideen an der Umsetzung scheitern
Die Cherry Stream Mouse Ultimate zeigt vielversprechende Ansätze – wie ein Mausrad, dessen Scroll-Verhalten ich anpassen kann. Doch in der Praxis ist der Nager auf mehreren Ebenen frustrierend.
Als ich zum ersten Mal von der Stream Mouse Ultimate höre, werde ich neugierig. Cherry, die Traditionsmarke für mechanische Schalter, will mit der Stream Mouse Ultimate im Premium-Segment mitmischen. Dort, wo Logitechs MX Master 4 den Ton angibt. Das Proscroll-Mausrad mit unzähligen Anpassungsmöglichkeiten klingt nach einem vielversprechenden Alleinstellungsmerkmal.

Der erste Eindruck ist positiv: Die Maus fühlt sich griffig an und liegt gut in der Hand. Doch kaum scrolle ich das erste Mal, höre ich es klappern. Als ich die Maus dann per Software konfigurieren will, folgt die Ernüchterung: Zwei separate Programme sind dazu nötig, eines funktioniert nur mit Kabel. Cherry, was habt ihr euch dabei gedacht?
Solide Basis mit Einschränkungen
An der grundlegenden Form macht Cherry vieles richtig. Die ergonomische Gestaltung mit Daumenauflage und strukturierter Oberfläche an den Seiten sorgt für angenehmen Grip. Die Verarbeitung wirkt hochwertig, nichts knarzt. Die Maus ist allerdings ausschliesslich für Rechtshänder konzipiert – Linkshänder gehen leer aus.

Mit 120 Gramm ist die Stream Mouse Ultimate kein Leichtgewicht. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase stört mich das nicht mehr. Die Maus gleitet behäbig über den Tisch – für Gamer, die ultraleichte Mäuse gewohnt sind, wäre das nichts. Aber dafür ist sie auch nicht gedacht.

Die Maus bietet insgesamt sieben Tasten: zwei Haupttasten, zwei Seitentasten, ein klickbares Scrollrad sowie zwei Sondertasten für DPI und Mausradmodus. Die Platzierung ist durchdacht, alle Tasten sind gut erreichbar.
Leise Haupttasten, laute Seitentasten
Die Haupttasten sind leise. Das Klickgefühl gefällt mir nicht: Es fühlt sich zu unpräzise und gedämmt an. Immerhin lösen die Tasten zuverlässig aus.

Die Seitentasten sind auch nicht besser. Deren Klicks sind zwar hörbar und sie geben besseres Feedback beim Auslösen. Gut finde ich sie dennoch nicht. Sie fühlen und hören sich billig an. Immerhin sind sie gut positioniert, ich erreiche sie problemlos mit meinem Daumen.

Das problematische Herzstück: das Proscroll-Rad
Auf ganzer Linie enttäuscht das Proscroll-Mausrad. Auf dem Papier klingt es fantastisch: Cherry verspricht 288 Millionen Anpassungsmöglichkeiten durch fein abstufbare Parameter. Ich kann etwa den Widerstand, die Rasterung oder die Härte des Drucks definieren – sogar einen Freilauf konfiguriere ich bei Bedarf. Eine Grafik visualisiert das Scrollverhalten anschaulich.

In der Praxis ist das zu viel des Guten. Wer braucht 288 Millionen Kombinationen? Ich fühle mich überfordert und bleibe bei einem voreingestellten Scrollverhalten. Logitechs Magspeed-Scrollrad bietet weniger Anpassungsmöglichkeiten, funktioniert dafür aber elegant und intuitiv. Sowieso reicht das Mausrad der Cherry-Maus nicht an jenes der MX Master 4 heran. Das Proscroll-Mausrad fühlt sich schlicht nicht gut an. Manchmal ist weniger eben mehr.

Das ist aber nur die Spitze: Das Mausrad hat mechanische Probleme. Es hat merklich Spiel und klappert bei Berührung oder ruckartigen Bewegungen der Maus. Je nach Einstellung kann es vorkommen, dass Scrollbewegungen nicht oder falsch registriert werden.
Bis zu vier Mausradprofile kann ich auf der Maus speichern. Zwischen denen wechsle ich per Taste. Klingt praktisch, ist es aber nicht. Denn: Es gibt keine visuelle Rückmeldung, welches Profil aktiv ist. Die Profile lassen sich auch nicht abschalten.
Zuverlässiger Bürosensor
Cherry verbaut einen Sensor mit maximal 4000 DPI. Das reicht für eine Büromaus vollkommen aus. Im Alltag arbeitet der Sensor zuverlässig und akkurat.

Die Stream Mouse Ultimate bietet drei Verbindungsmöglichkeiten: per Cherry-Dongle, Bluetooth (maximal zwei Geräte) oder USB-C-Kabel. Die Verbindung war in meinem Test immer stabil. Der Dongle lässt sich praktischerweise in der Maus verstauen. Soweit, so gut. Der Haken: Bei Kabelnutzung muss ich den Betriebsmodus manuell an der Maus aktivieren. Es reicht nicht, das Kabel einzustecken. Unpraktisch.
Doppeltes Software-Desaster
Und dann die Software. Oh Cherry, was habt ihr euch dabei gedacht? Um die Maus vollständig zu konfigurieren, brauche ich zwei separate Programme: Cherry Keys für die Tastenbelegung und Cherry Utility für DPI und Mausrad. Beide gibt es nur für Windows – Linux- und Mac-User schauen in die Röhre.

Aber es kommt schlimmer: Cherry Utility funktioniert nur, wenn die Maus per Kabel verbunden ist. Ich muss also jedes Mal, wenn ich das Mausrad oder den Sensor anpassen will, die Maus verkabeln. Damit nicht genug, muss ich dann auch noch in der Software manuell auf Kabelmodus umstellen. Das ist eine Zumutung.
In Cherry Keys kann ich nur die beiden Seitentasten und die Scrollradtaste umbelegen – die beiden Sondertasten auf dem Mausrücken sind fest belegt. Die Software ist in fast allen Bereichen rudimentär bis lückenhaft. Es fehlt sogar eine Akkustandsanzeige.
Apropos Akku: Wie lange hält er? Cherry verrät es nicht. In meinem Test hält die Maus etwa eineinhalb Wochen bei täglicher Nutzung, bevor ich sie wieder laden muss. Das ist okay, aber ohne konkrete Angaben schwer einzuordnen. Geladen wird über USB-C – ein Kabel liegt bei.

Fazit
Gute Ansätze, schlechte Umsetzung
Das Positive: Mit der Stream Mouse Ultimate zeigt Cherry Mut. Die Haptik stimmt, die Verarbeitung ist solide und das Proscroll-Mausrad ist ein interessanter Ansatz. Leider scheitert die Maus an der Umsetzung.
Das Mausrad klappert, die Software ist eine Katastrophe und viele Designentscheidungen wirken nicht durchdacht. Zwei separate Programme für die Konfiguration, davon eines nur mit Kabel nutzbar? Keine Akkustandsanzeige? Keine Möglichkeit, Profile direkt anzuwählen? Das sind Probleme, die in dieser Preisklasse nicht vorkommen sollten.
Ich kann die Stream Mouse Ultimate nicht empfehlen – zumindest nicht in diesem Zustand. Wer eine Premium-Büromaus sucht, ist mit der Logitech MX Master 4 deutlich besser bedient. Die bietet mehr Features, besseren Komfort und vor allem eine funktionierende Software.
Pro
- solide Verarbeitung
- drei Verbindungsmöglichkeiten
- strukturierte Oberfläche für guten Grip
- angenehme Ergonomie
Contra
- klapperndes Mausrad mit mechanischen Problemen
- katastrophale Software-Situation (zwei Programme, Kabelzwang)
- keine Akkustandsanzeige
- überkomplexe Mausrad-Einstellungen
- keine visuelle Rückmeldung für aktives Profil
- feste Tastenbelegung für Sondertasten
- nur Windows-Unterstützung

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