

Logitech MX Master 4 im Test: geniale Büromaus mit einem frustrierenden Makel

Fast perfekt, aber eben nur fast. Die Logitech MX Master 4 macht im Test fast alles richtig: Die Ergonomie ist überragend, ein alter Schwachpunkt bei der Oberfläche wurde behoben und neue Features wie der «Actions Ring» sind vielversprechend. Wären da nur nicht die Schalter.
Als ich im Frühling zum ersten Mal von der kommenden MX Master 4 Wind bekomme, bin ich Feuer und Flamme. Die MX Master 3 war und ist für mich die beste Büromaus. Leider hat die gummierte Oberfläche meines Modelles mit der Zeit gelitten – der grösste Schwachpunkt des Nagers. Mit der MX Master 3S hat Logitech diesen nicht ausgemerzt, schlimmer noch: Die gedämmten Schalter haben die Maus für mich unbrauchbar gemacht.

Ich bin deshalb gespannt wie ein Flitzebogen, als ich die MX Master 4 zum ersten Mal in der Hand halte und auf die Schalter drücke. Es folgt gleich die Ernüchterung: Die Klicks sind gedämmt. Mist. Sogar noch weniger Klang als bei der 3S ist vorhanden. Immerhin fühlen sie sich im Vergleich weniger matschig an. Mir fehlt aber immer noch dieses befriedigende, taktile Gefühl, das mir die 3 immer vermittelt hat. Bitte Logitech: Bringt eine Version mit echten taktilen Schaltern raus, ohne diese Dämmgummis! Denn ansonsten ist die MX Master 4 saugut.
Gleiche Form, neue Taste
An der grundlegenden Form der MX Master ändert Logitech in der vierten Version wenig. Sie ist etwas länger und breiter geworden. Die Höhe bleibt gleich. Auf das Wachstum folgt auch eine leichte Gewichtszunahme: 150 Gramm wiegt der Nager, neun Gramm mehr als die Master 3.

Neu wandert der Knopf für die Gestensteuerung vor die beiden Seitentasten. Halte ich ihn gedrückt und bewege die Maus in verschiedene Richtungen, kann ich etwa die Lautstärke verstellen oder von Fenster zu Fenster wechseln. Die Taste der Daumenablage bietet neu haptisches Feedback und dient zum Öffnen des neuen Features Actions Ring. Dazu weiter unten mehr.

Da ich in letzter Zeit viele ultraleichte Gaming-Mäuse getestet habe, fühlt sich der neueste Logitech-Wurf schwer wie Blei an. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase verfliegt dieses anfängliche Gefühl. Es ist wie ein Nachhausekommen nach langer Zeit – MX Master, ich habe dich vermisst. Auch die 4 liegt hervorragend in meiner Hand. Hast du das Feeling der MX Master 3 oder 3S geliebt, wirst du auch jenes der MX Master 4 lieben.
Dass die MX Master 4 nach der Eingewöhnungsphase gut zu bedienen ist, liegt auch an den neuen Gleitern. Die sind jetzt deutlich grösser als noch bei der 3.

Weniger Gummi
Besonders angetan bin ich von der Oberfläche meines «Graphite»-farbenen Testsamples: Sie ist zu einem grossen Teil nicht mehr gummiert. Der Kunststoff fühlt sich fein angeraut an, was vor allem Fingerabdrücke weniger sichtbar macht. An den Seiten, wo ich den Daumen und kleinen Finger platziere, ist die Oberfläche nach wie vor für besseren Halt gummiert. Logitech verspricht, dass dieser langlebiger ist als bei der Vorgängerin. Mal schauen, wie es nach einem Jahr täglichen Gebrauchs aussieht.

Die Verarbeitung ist wie bei den Vorgängerinnen ansonsten makellos. Nichts knarzt, ich kann starken Druck auf das Gehäuse ausüben, ohne dass es sich verformt. Das Scrollrad verstellt sich nicht von selbst, wenn ich schnell mit der Maus hantiere – auch wenn es nicht fixiert ist.
Haptisches Feedback statt spürbarer Klicks
Dass ich die gedämmten Klicks der beiden Haupttasten nicht mag, habe ich bereits erwähnt. Ich bin auch kein Fan der drei Seitentasten. Sie sind zwar gut platziert und obwohl die beiden hinteren nahe beieinander liegen, kann ich sie gut unterscheiden. Sie drücken sich aufgrund der Dämmung aber einfach nicht gut. Ich mag ein klares, taktiles Feedback und das bieten sie leider nicht. Auch hier wäre keine Dämmung in meinen Augen besser.

Immerhin: Die Tasten reagieren durchs Band zuverlässig. Immer noch das Nonplusultra sind die beiden Räder aus Aluminium. Es fühlt sich einfach toll an, sie zu drehen. Das Schönste: Wenn ich das Scrollrad drücke, höre und fühle ich noch einen Klick. Wieso nicht gleich überall so, Logitech?

Zumal der Hersteller bei der MX Master 4 mehr Rückmeldung implementiert: mit anpassbarem haptischen Feedback. Beim Scrollen, Navigieren und Auswählen vibriert die Maus bei der Daumenablage. Wie stark, kann ich in der Logi Options+ Software einstellen. Das fühlt sich zwar gut an, funktioniert aber nur unter Windows oder Mac OS. Als Linux-User profitiere ich nicht davon.

Actions Ring für die Produktivität
Glücklicherweise habe ich noch einen NUC mit Windows, um das auszuprobieren. Das haptische Feedback kommt vor allem in Verbindung mit dem neuen Feature Actions Ring zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein digitales Overlay, das per Druck auf die Daumentaste hervorgerufen wird.
Hier kann ich häufig verwendete Tools überall auf dem Bildschirm griffbereit platzieren. Das ist pro Software möglich, etwa in Photoshop oder Excel. Bislang bietet die App nur fürs System und Excel Einstellungen an. Ich kann aber selbst Overlays erstellen oder solche von der Community herunterladen.

Auch wenn das praktisch ist, sehe ich deshalb keinen Grund, meinen aktuellen Workflow zu ändern. Ich arbeite viel lieber mit Tastenkombinationen, weil ich alles damit erledigen kann und nur selten zur Maus greifen muss. Ich kann mir aber vorstellen, dass es Personen gibt, die lieber mit der Maus arbeiten und davon profitieren.
Neuer Sensor, der seinen Job macht
Logitech verbaut in der MX Master einen neuen Sensor. Welcher das genau ist, verrät das Unternehmen nicht. Nur, dass er über 8000 DPI verfügt. DPI steht für Dots per Inch. Der Wert gibt an, wie viele Pixel der Cursor bei einer Mausbewegung von einem Inch springt. 8000 reicht für eine Büromaus locker. Im Alltag agiert der Sensor zuverlässig und akkurat. Wie ich bei einem Test feststelle, weichen aber die tatsächlichen DPI von den eingestellten durchschnittlich sechs Prozent ab. Zum Zocken wäre mir das nicht exakt genug, aber dafür ist die Maus auch nicht gemacht. Dafür spricht schon nur die Polling-Rate, also wie häufig die Maus Signale an das Endgerät sendet, die wie beim Vorgänger weiterhin bei 125 Hertz bleibt. Hier wäre ein Upgrade seitens Logitech auf mindestens 500 Hertz schön gewesen.
Stabile Verbindung und ordentliche Laufzeit
Verbunden wird die Maus wahlweise per Bluetooth oder Logi Bolt mit bis zu drei Geräten. Über einen Schalter auf der Unterseite oder dem Actions Ring wechselst du zwischen den Host-Geräten. Die Verbindung war in meinem Test immer stabil. Der Wechsel zwischen Geräten geht flott. Mit «Logi Options+» übertrage ich Dateien auch zwischen den Geräten.

Wie bei der Vorgängerin verbaut Logitech einen 500-mAh-Akku in der Maus. Dieser hält gemäss Hersteller bis zu 70 Tagen, wenn er voll geladen ist. In den anderthalb Wochen, in denen ich die MX Master 4 in Betrieb habe, fällt die Prozentanzeige von 60 auf 50 Prozent. Die Angabe von Logitech kommt also hin und die Laufzeit ist zeitgemäss. Eine Minute Laden soll bis zu drei Stunden Nutzungszeit bringen. Dafür muss ich aber mein eigenes USB-C-Kabel verwenden: Logitech legt keines bei.
Fazit
Genial, wenn da nur nicht diese Schalter wären
Mit der MX Master 4 beseitigt Logitech einen der zwei grossen Makel der Vorgängerin. Statt Gummibeschichtung kommt langlebigerer Kunststoff zum Einsatz. Leider behebt der Hersteller meinen zweiten Kritikpunkt nicht: Die Schalter sind nach wie vor gedämmt und fühlen sich nicht gut an beim Drücken.
Sonst ist und bleibt die MX Master die beste Büromaus. Das neue haptische Feedback fühlt sich gut an und das Feature Actions Ring, das ein Overlay mit App-spezifischen Shortcuts und anpassbaren Steuerelementen auf den Screen zaubert, wird bestimmt Anhänger finden. Für mich ist es eine Spielerei, weil ich die Steuerung per Tastatur bevorzuge.
Persönlich werde ich aufgrund der Schalter nicht auf die MX Master 4 wechseln – zumindest vorerst. Ich schraube die Maus jetzt erstmal auf und schaue, ob ich die Hauptschalter wechseln kann. Dennoch hier noch einmal mein Appell an Logitech: Bitte bringt die MX Master 4 auch noch mit nicht gedämmten Schaltern für richtiges, taktiles Feeling.
Pro
- exzellente Ergonomie
- makellose Verarbeitung
- hochwertige Scrollräder
- innovative Features
Contra
- gedämmte Schalter
- neue Features funktionieren unter Linux nicht
- nur 125 Hertz Polling-Rate



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