Hintergrund

Auf die Grösse kommt’s an: Geschichte der Festplatte

Kevin Hofer
10.4.2018

Die Speicherung von Daten ist in der IT von enormer Wichtigkeit. Im Alltag geht das gerne vergessen und wird als selbstverständlich angesehen. Dabei hat die Harddisk die Benützung von Computern revolutioniert: Eine Geschichte von Lochkarten, Platter und ganz vielen Formaten.

Als Kind der 80er und 90er vermisse ich bei heutigen PCs und Notebooks mit SSD das charakteristische Klicken und Knacken beim Booten mit einer HDD. Damals eine wahre Kakofonie, heute eine Geräuschfolge, die Kindheits-/Jugenderinnerungen hervorruft. Und irgendwie war das Geräusch ja auch beruhigend, so konnte ich auch akustisch sicher sein, dass mein PC noch läuft. Mit einer SSD komme ich leider nicht mehr in diesen Genuss.

Für Nostalgiker: Ein 90er-Jahre PC beim Booten

Die Festplatte ist mir durch meinen Arbeitsalltag am Notebook schon fast vergessen gegangen. Dabei hat der Massenspeicher dem PC ja erst den Weg geebnet. Bevor es die HD gab, wurden Daten vornehmlich auf Lochkarten gespeichert. Als deren Erfinder gilt Herman Hollerith.

Mit Löchern die Welt erobern

Der US-Amerikaner Hollerith war als «special agent» bei der Volkszählung von 1880 tätig. Dabei sah er sich dem Problem der Datenauswertung konfrontiert. Die mechanischen Hilfsgeräte dieser Zeit hatten mit der enormen Papiermenge ihre Mühe. Es dauerte acht Jahre, bis die Ergebnisse komplett vorlagen. Um dieser Herausforderung besser Herr zu werden, entwickelte er ein Lochkarten-System, das er 1889 zum Patent anmeldete.

Dank Holleriths System lief die Volkszählung 1890 einiges schneller ab. Nach drei Monaten konnten bereits erste Daten präsentiert werden und nach einem halben Jahr war die Zählung abgeschlossen. Der studierte Bergwerksingenieur gründete in der Folge eine eigene Firma, welche später aufgekauft und in IBM umgetauft wurde.

1928 erhielt die Lochkarte ihr standardisiertes Format. Die Funktion ist schnell erklärt: In die Karten werden Löcher gestanzt. Diese Löcher sind codierte Zeichen. Auf einer Karte hat nur eine bestimmte Anzahl Zeichen Platz. Deshalb sind bei grösseren Daten/Anwendungen mehrere Karten notwendig. Die moderneren Lochkarten hatten ein Fassungsvermögen von 80 Byte.

Erste HDD

Die Funktionsweise war bereits bei der ersten Festplatte ähnlich wie heute noch. Die Aluminiumplatten waren auf beiden Seiten mit einer Magnetschicht überzogen. Sie kamen in einem Abstand von acht Millimetern übereinander zu liegen. Dabei rotierten sie mit bis zu 1200 rpm. Zwei Arme mit Lese- und Schreibköpfen fuhren den Plattenstapel vertikal ab und Lasen oder Beschrieben den jeweiligen Datenbereich.

Weiterentwicklungen

Massenspeicher für PCs und Notebooks

HDD vs. SSD

Da HDDs mehr Speicher fürs Geld bieten, eignen sie sich zurzeit auch noch besser für Server/NAS. Zudem kommt es beim Netzwerkspeicher vor allem auf die Geschwindigkeit der Verbindungstechnik an. Bei einem 1-Gbit-Netzwerk geht der Geschwindigkeitsvorteil einer SSD bei der Übertragung verloren. Es bräuchte schon ein 10-Gbit-Netzwerk, damit eine SSD im NAS Sinn macht.

Zukunft der HDD

Durch die neuen Technologien sollten Festplatten mit 100 Terabyte möglich sein. Das dürfte nach aktuellen Prognosen 2025 so weit sein. Die HDD wird uns also sicher auch noch einige weitere Jahre als Massenspeicher dienen. Zumindest so lange, bis SSDs mehr Speicher für weniger Geld als HDDs liefern.

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