
Artemis-I-Mission: Bilderbuchlandung im Pazifik

Mit der Artemis-Mission will die NASA wieder Menschen zum Mond bringen. Nun ist der erste Testflug nach knapp 26 Tagen im All mit der Landung des Orion-Raumschiffs im Pazifik erfolgreich zu Ende gegangen.
Es sind auf den Tag 50 Jahre her, seit das letzte Mal eine US-amerikanische Mondlandefähre die Oberfläche des Mondes erreichte. Passend zum Jubiläum ist die Artemis-I-Mission mit der Bilderbuchlandung der Orion-Kapsel im Pazifik vor der mexikanischen Küste zu Ende gegangen. Knapp 26 Tage lang war Orion seit dem Start am 16. November im All unterwegs, umrundete zweimal den Mond und flog weiter als jedes andere für den Transport von Menschen gebaute Raumschiff. Es sei ein «historischer Tag», erklärte der Chef der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde, Bill Nelson, stolz im Livestream. Denn die Testmission gilt als wichtiger Schritt für die Rückkehr von Menschen auf den Mond, mit dem Fernziel einer Reise zum Mars.
Auf den spektakulären Livebildern im NASA-TV war zunächst zu sehen, wie Orion sich in rasender Geschwindigkeit auf die Erde zubewegte. Zwischenzeitlich erreichte die Kapsel eine Geschwindigkeit von gut 40 000 Kilometern pro Stunde und war einer Temperatur von 5000 Grad Celsius ausgesetzt. Innerhalb von 20 Minuten verlangsamte Orion dann von Fallschirmen gebremst seine Geschwindigkeit auf nur noch knapp 30 Kilometer pro Stunde, um dann einigermassen sanft im Meer aufzusetzen.
Der deutsche Astronaut Alexander Gerst bejubelte die erfolgreiche Landung auf Twitter: «Ein historischer Moment und Meilenstein der Raumfahrt. Die Menschheit hat wieder ein Raumschiff, das Menschen über den Erdorbit hinaus ins All tragen kann, um Mond und Mars zu erforschen», schrieb er. Und Philippe Deloo, der als Programmleiter für den europäischen Missionsbeitrag zuständig ist, sagte bei NASA-TV: «Ich bin im Moment der glücklichste Mensch auf der Welt, weil das europäische Servicemodul so gut funktioniert hat.»
Das ESM ist ein missionskritisches Bauteil, das hauptsächlich in Bremen entwickelt und zusammengebaut wird. Es ist die Küche, das Badezimmer, die Vorratskammer und die Energiezentrale der Orion-Kapsel in einem. Es enthält das Haupttriebwerk und liefert über vier Solarsegel den Strom, ausserdem reguliert es Klima und Temperatur im Raumschiff und lagert Treibstoff, Sauerstoff und Wasservorräte für die Crew. Im Interview mit Spektrum.de hatte der Leiter der deutschen Raumfahrtagentur, Walther Pelzer, kurz nach dem Start gesagt: «Dass die USA sich im Artemis-Programm auf uns verlassen, ist ein enormer Vertrauensbeweis in die Leistungsfähigkeit der europäischen Raumfahrtnationen.» Kurz vor Eintritt in die Erdatmosphäre hatte das ESM die Orion-Kapsel mit einem letzten Schub auf Kurs gebracht, bevor es abgekoppelt wurde und in der Atmosphäre verglühte.
In den kommenden Tagen wird Orion an Land zurückkehren, wo Technikteams das Raumfahrzeug entladen und per Lastwagen zurück zum Kennedy Space Center bringen werden. Dort angekommen, werden die Teams die Luke öffnen und die wertvolle Fracht ausladen, darunter Commander Moonikin Campos, die weltraumbiologischen Experimente, Snoopy und die offizielle Flugausrüstung. Anschliessend werden die Kapsel und ihr Hitzeschild über mehrere Monate hinweg getestet und analysiert.
Jetzt sei es das Ziel, von weiteren Mond-Missionen zu lernen, um den Kosmos zu erforschen, sagte NASA-Chef Nelson. Bis Ende der 2030er Jahre wollen sie mit Menschen zum Mars – «und dann noch weiter hinaus». Anders als beim Alleingang der USA vor 50 Jahren sei dies nun auch ein «grossartiger Tag» für die internationalen Partner der NASA, betonte Nelson. Die Europäische Raumfahrtagentur ESA und Raumfahrtagenturen mehrerer anderer Länder, darunter Deutschland, sind an «Artemis» beteiligt.
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Titelbild: NASA/Kim Shiflett


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