Produkttest

Apples 24 Zoll iMac ist tatsächlich «unvergleichlich»

Kevin Hofer
4.6.2021

Ich habe eine Woche mit dem 24 Zoll iMac von Apple gearbeitet. Dabei hat mich der iMac verzückt, die Tastatur erzürnt und die Unvergleichbarkeit von Apples M1 «hässig» gemacht.

Der 24 Zoll iMac von Apple ist ein tolles Gerät. Er passt aufgrund seiner Grösse überall hin – auch ins Wohnzimmer. Er eignet sich genauso gut fürs Homeoffice und als Familiencomputer. Dennoch hat mich das Teil zu Beginn unserer gemeinsamen Arbeitswoche beinahe in den Wahnsinn getrieben. Wieso? Weil er im wahrsten Sinne des Wortes unvergleichlich ist – zumindest mit herkömmlichen Benchmarks.

Die gescheiterten Versuche der Vermessung

Nachdem ich ein Gerät in Betrieb genommen habe, will ich immer als erstes wissen, was es leistet. Da der iMac ein sogenanntes All-in-One-Gerät ist, also eines, dass die Komponenten im Display verbaut, vermesse ich zunächst das Panel – oder versuche es zumindest.

4480x2520 Pixel finden auf dem 24 Zoll Display Platz. Es soll eine Helligkeit von maximal 500 Nits bieten. Ich packe mein zuverlässiges x-rite i1 Display Pro Plus Colorimeter aus und will mit der Vermessung starten. Klappt nicht. Wieso? Weil die Software das Display auch in der neuesten Version nicht erkennt. Ich muss mich also darauf verlassen, dass die Angaben von Apple stimmen.

Subjektiv sieht das Display sehr gut aus. Es ist frei von Pixelfehler, die Helligkeit ist sehr gleichmässig und es gibt keine farbstichigen Bereiche. Die Farbabstände sind gut und auch die Verläufe gleichmässig. Am Blickwinkel gibt es ebenfalls nichts zu meckern. Alles schön und gut, aber das sind meine subjektiven Eindrücke. Gerne hätte ich die Angaben von Apple auf Herz und Nieren überprüft und objektive Werte geliefert.

Es ist also wieder nichts mit der Vergleichbarkeit. Langsam werde ich das Gefühl nicht los, dass der Werbeslogan «unvergleichlich» zutrifft. Das macht mich als Hardwaretester hässig. Ich will schliesslich vergleichbare Daten bieten, damit du als potenzieller Kunde eine fundierte Kaufentscheidung machen kannst. Ich muss meine Testmethode also anpassen.

Die geglückte Vermessung

Damit ich nicht immer irgendwelche Vergleiche «erfinden» muss, gibt es glücklicherweise auch Benchmarks, die auf dem iMac laufen. Cinebench R23 ist so einer. Beim CPU-Benchmark von Maxon wird getestet, wie gut sich Prozessoren beim Rendern von Cinema-4D-Inhalten schlagen. Ich vergleiche den M1 erneut mit meinem DIY-Rechner.

Hier die Resultate von Cinebench R23 im Vergleich.

Beim Massenspeicher hat mein Testmodell eine 256 GB grosse SSD verbaut. Dieser Speicher wird im Alltagsgebrauch nicht lange ausreichen. Die iMacs kommen aber auch mit bis zu 2 TB grossen SSDs. Für diese wird aber ein saftiger Aufpreis fällig: Rund 1000 Franken mehr musst du für die grössere SSD hinblättern. Immerhin kriegst du dann auch gleich 16 GB RAM.

Ich habe auch den bmw27-Benchmark von Blender laufen lassen. Dieser lässt den Prozessor eine fixfertige Szene der 3D-Grafiksuite rendern. Aber auch dieser Benchmark wird leider nur emuliert auf dem iMac mit M1. Der Unterschied ist denn auch enorm: Der 5950X benötigt lediglich 1 Minute und 38 Sekunden, um die Szene zu rendern. Der M1 braucht dafür geschlagene 5 Minuten 39 Sekunden. Aber eben: Der Vergleich hinkt, weil der Benchmark emuliert wird.

Die durchgeführten Benchmarks können meinen Drang zu vergleichbaren Daten zumindest etwas stillen. Dass nicht alle Vergleichs-Programme laufen, ist mir dennoch ein Dorn im Auge. Ich mag vergleichbare Daten, um eine fundierte Aussage machen zu können. Ohne diese bleibt mir, als Fazit zur Leistung nur noch zu sagen:

Sofern die Benchmarks laufen, ist der iMac auf der Höhe der Zeit. Auch beim Arbeiten im Alltag, also Office, Browsen, Photoshop und Co. macht er eine ordentliche Falle. Nichts stockt und alles läuft flüssig. Es macht Spass an dem Teil zu Arbeiten. Aber auch schon das Auspacken macht Freude.

Auspacken und Design

Wie gewöhnlich bei Produkten aus Cupertino kommt alles in einer schlichten, weissen Schachtel. Deren Inhalt ist genauestens angeordnet und auch alle Kabel sind in weiteren, kleineren weissen Schachteln verpackt.

Der Vorteil des geringen Gewichts ist auch, dass ich den iMac leicht transportieren kann. Ich habe mit ihm im Büro, dem Wohnzimmer und der Küche gearbeitet. Dabei hilft auch die einfache Einrichtung.

Genauso schnell wie der iMac ausgepackt ist, ist er auch in Betrieb. Einfach das Netzteil – das bei meinem Testmodell auch gleich einen LAN-Anschluss bietet – anschliessen und es kann losgehen. Verwendest du den iMac in seiner Stock-Konfiguration, ist das Netzkabel das einzige Kabel, das zu sehen ist. Das Netzteil liefert 143 W Leistung.

Beim Design setzt Apple im Gegensatz zum Vorgänger auf mehr Kanten und Farben. Mein Testmodell ist silbern mit weissen Akzenten um das Display. Es gibt den iMac in sieben Farben. Erstaunlich ist, wie dünn das Teil ist. Gerade mal 11 Millimeter misst es.

Der Standfuss ist ebenfalls silbern. Er sieht tatsächlich aus wie ein Fuss: Gegen hinten hat er sowas wie eine Ferse. Durch ein Oval in der Mitte wird das Netzkabel mit dem iMac verbunden. Bei der Ergonomie spart Apple: Der iMac lässt sich nur nach vorne oder hinten neigen. Schwenken oder gar in der Höhe verstellen ist nicht möglich.

Hinten rechts befinden sich die vier USB-C-Ports. Zwei davon sind im USB 3.1 Gen 2 Standard, bieten also bis zu 10 Gbit/s. Die anderen zwei bieten sogar Thunderbolt 3 oder USB 4.0, also bis zu 40 Gbit/s. Ebenfalls an Bord sind Wifi 6 und Bluetooth 5.0. Zu beachten ist, dass bei günstigeren Modellen des iMacs nur zwei USB-Ports vorhanden sind – zumindest aber die schnelleren.

Maus und Tastatur ohne Magie

Tastatur und Maus werden über den Lightning-Anschluss geladen. Bei der Tastatur befindet sich dieser mittig auf der Rückseite. Bei der Maus ist er auf der Unterseite. Nach wie vor ein klassischer Design-vor-Funktion-Fehler. Musst du die Maus laden, ist sie während der Ladedauer unbrauchbar. Passiert dir das während der Arbeitszeit, wirst du zumindest dazu genötigt, eine Pause zu machen. Soll ja einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben.

Vielmehr stört mich der geringe Tastenhub von ungefähr einem Millimeter und das gummige Tippgefühl. Daneben passen mir die zusammengestauchten Rauf- und Runter-Pfeile überhaupt nicht. Immerhin bietet die Tastatur jetzt Touch-ID: Oben rechts kannst du dich neu mit Finger auflegen authentifizieren statt mit dem lästigen Passwort.

Es ist zwar schön, dass Apple Maus und Tastatur beilegt, für mich sind sie aber nur Elektroschrott. Der Hersteller lässt seit dem iPhone 12 den Charger weg, mit genau dem Argument weniger Abfall produzieren zu wollen. Hier sollte Apple seinem eigenen Vorbild folgen und die Dinger als Option anbieten.

Lautsprecher und Webcam

Apple hat mich bereits beim 16 Zoll MacBook Pro mit den Lautsprechern überzeugt. Das ist beim iMac nicht anders. Die Lautsprecher klingen für ein All-in-one-Gerät genial. Höhen und Mitten sind klar. Und sogar Bass können die Dinger. Etwas, was ich mir von Lautsprechern in Monitoren nicht gewöhnt bin. Klar kommen die integrierten Lautsprecher nicht an eine Soundbar ran, relativ gesehn sind sie aber super. Hier dürfen sich andere Hersteller eine Scheibe abschneiden.

Tolles Gerät zu beinahe gerechtfertigtem Preis

Der 24 Zoll iMac sieht schick aus, hat ein wunderbares Display, ist flott und dazu noch leise. Die integrierte Webcam und Lautsprecher sind top. Es ist ein Genuss am iMac zu arbeiten oder seine Freizeit daran zu verbringen.

Zudem zeigt sich der iMac bis auf wenige Benchmarks als unvergleichbar. Viele der Benchmarks, die ich auf x86-basierten Systemen mache, sind mit dem M1 SoC im iMac inkompatibel. Ein grösser angelegter Leistungsvergleich ist deshalb mit herkömmlichen Benchmarks nicht möglich.

Der Anschaffungspreis sieht auf den ersten Blick hoch aus. Der relativiert sich jedoch, wenn du bedenkst, dass du dafür ein All-in-One-System erhältst. Die etwas über 1600 Franken sind – bis auf den sehr knapp bemessenen SSD-Speicher – angemessen.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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