

AKRacing Player – Sitzen wie die Profigamer: Auch im Büro?

Ein Experiment. Im Büro steht ein Stuhl von AKRacing rum. Gamer schwören seit Jahren auf die Stühle und Nicht-Gamer finden die Stühle etwas seltsam. Ich sitze grade auf so einem Stuhl. Daher ein Review.
Meine Mitarbeiter Phil und Ramon haben mich mit einer Mischung aus Unglauben und Gelächter begrüsst als ich den AKRacing Player in Schwarz/weiss ins Büro gekarrt habe.
Seien wir ehrlich: besonders hübsch sind die Stühle nicht. Sie sind dem Design nach wohl Rennsitzen in Autos nachempfunden, die auch schon nicht besonders hübsch sind. Sie sehen entweder so aus, als hätte ein Disneyfilm drübergekörbelt oder als ob sich der Benutzer den Rücken bricht.
Aber, und das ist ein grosses Aber mit grossem A, die Gamerszene schwört seit Jahren auf Stühle mit diesem Formfaktor. Beispiel gefällig?
Oder etwas lokaler?
Grundsätzlich könnt ihr euch praktischen jeden grossen Streamer auf Twitch ansehen: ihren Gamerhintern wird auf einem Stuhl der zwei grossen Marken AK Racing oder DX Racer sitzen.
Da ich im Moment gerade auf der Suche nach einem neuen Bürostuhl bin, dachte ich mir, dass ich mich mal nach den Leuten umschaue, die wissen, wie man stundenlang bequem sitzt ohne nachher monatelang Physiotherapietermine zu buchen. Daher habe ich mir einen AKRacing Player ins Büro gestellt, denn nirgends parke ich meinen Hintern so lange wie im Büro.
Dazu kommt, dass mein alter Bürostuhl, der noch meiner Vorgängerin oder meinem Vorgänger gehört hat, schon bessere Zeiten gesehen hat.
Wie reviewe ich einen Stuhl?
Ich bin ein geübter Reviewer. Ehrlich. Ich habe im Laufe meiner Karriere schon hunderte Bücher und Filme reviewt, mich mit hunderten Kommentaren von wegen «Das ist jetzt aber nicht objektiv» rumgeplagt und weiss, wie so ein Review aufgebaut ist. Dazu gehören auch gewisse Messwerte. Also, bei einem Handy wäre das die Batterielaufzeit oder der Speicherplatz. Bei einem Buch die Story oder der Schreibstil. Wonach aber bewerte ich einen Stuhl? Ich meine, wenn ich jetzt ein Sofa aussuche oder so, dann setze ich mich hin und dann kommt die Frage «Bequem? Ja/Nein».
Ich habe mich aber hingesetzt und darüber nachgedacht. Nach einigen Minuten sinnlosem Rumgeklicke im Internet sind mir dann folgende Kriterien eingefallen:
- Das Hauptkriterium: Wie bequem ist der Stuhl?
- Wie sieht das Teil aus?
- Wo liegen die Stärken und Schwächen im Design?
- Kann ich darauf einen Tag lang rumsitzen?
Hinsetzen, Hintern wackeln und lostippen
Also, hier sitze ich nun. Das absolute Killerkriterium, dass der Stuhl bequem sein soll, erfüllt der AKRacing Player voll und ganz. Mein unterer Rücken wird komfortabel von einem stufenlos verstellbaren, mit mitgelieferten Gummistrippen befestigten, Kissen in ein leichtes Hohlkreuz gedrückt, damit ich nicht einen Katzenbuckel mache. Damit das Hohlkreuz nicht zu hohl wird, habe ich auf Kopfhöhe noch ein Kissen, das ebenfalls verstellbar ist.
Nachdem ich hier schon ein paar Tage auf dem im Serverraum gefundenen Stuhl sitze, kann ich guten Gewissens sagen, dass der AKRacing Player bequem ist. Vielleicht nicht der bequemste Stuhl aller Zeiten, aber für das Budget sicherlich sehr bequem. Denn die Sache ist die: Wenn du einen guten Bürostuhl brauchst, der deinen Rücken nicht kaputt macht und auf dem du ewig sitzen willst, der dann auch noch optisch was hermacht, dann wird dich das eine ganze Stange Geld kosten. Da sind die Gaming-Stühle mit ihren wenigen hundert Fränkli auf dem Preisschild noch gut verkraftbar.
Okay, fürs kleine Budget sind sie nichts, aber irgendwo muss sich jeder Billigsitzer die Überlegung machen, ob es ihm die Gesundheit seines Rückens wert ist, etwas billiger zu sitzen. Ich selbst hatte schon Rückenprobleme und kann sie wirklich keinem empfehlen. Daher ist mir seither die Wahl meines Sitzes ein Anliegen. Gut, ich gebe jetzt keine 1000 Franken für einen Stuhl aus – kann sich ja keiner leisten – aber trotzdem. Ich will meine Wirbelsäule gut gestützt wissen, denn ich bekomme nie eine zweite.
Oder um es in den Worten Monsieur Ibrahims, Titelfigur des Romans «Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran» zu sagen:
Du hast nur ein Paar Füsse, man muss auf sie aufpassen. Drücken dich die Schuhe, wechsle sie. Füsse kann man nicht wechseln.
So. Moralpredigt vorbei. Ich sitze recht bequem. Damit ist das wohl wichtigste Kriterium erfüllt.
Einige kleine Schwächen im Design
Über Geschmack lässt sich streiten. Du findest vielleicht, dass die Rennsitze für den Computer die coolsten Dinge überhaupt sind. Ich weniger. Mit dem Look eines schlichten Bürostuhls können die Trümmer nicht mithalten. Ganz in Schwarz gehen die Gaming-Stühle noch. Zweifarbig wird es optisch schwieriger und dann gibt es noch das Modell, das aussieht, als ob ein Kleinkind mit Neocolor rumgeschmiert hat.
Ach ja, das Teil gibt es auch in stereotypischem Pink, denn vielleicht wollen auch Gamer-Girls bequem sitzen. Denn seien wir mal ehrlich, in einer maskulinen Welt, wo auch Spargeltarzane grosse männliche Helden sein wollen, wird kein Typ einen pinken Stuhl kaufen. Ein pinkes Plüscheinhorn vielleicht, das kostet aber auch nicht mehrere Hundert Franken.
Kurz: Der Stuhl ist nicht besonders hübsch und wohl nur für Gaming-Höhlen konzipiert. Denn auch Tage nachdem ich angefangen habe, bequem zu sitzen, habe ich mich immer noch nicht an den grellen Klumpen Stuhl gewöhnt.
Dazu kommt noch das merkwürdige Ding mit den Rädern dazu. Mir scheint, dass die sternförmige Konstruktion, an der die Räder befestigt sind, nicht breit genug ist. Öfters habe ich das Gefühl, dass ich gleich vornüber kippen werde, wenn ich an den Tisch heranrücke. Dies, weil ich tendenziell weiter vorne sitze, bevor ich mich zurücklehne, weil da ein Rückenkissen ist. Einmal bin ich bereits mit Stuhl gekippt, aber passiert ist nichts.
Zeit für ein Fazit: Ich sitze seit Tagen bequem. Meinem Rücken geht es gut und meinen Augen auch, weil ich den Stuhl nicht den ganzen Tag lang ansehen muss. AKRacing macht da schon was richtig, muss aber wohl noch an den kleinen Details feilen. Den Test als Bürostuhl hat der AKRacing Player aber definitiv bestanden.


Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.