Shutterstock/Wren Field Productions (Haupteingang der ETH Zürich)
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Weniger KI-Chips für die Schweiz: USA schränkt Exporte für 120 Staaten ein

Debora Pape
27.1.2025

Ein Erlass der früheren US-Regierung verbannt die Schweiz beim Bezug von KI-Chips in die zweite Reihe. Nur 18 Staaten können weiterhin unbeschränkt solche Chips importieren. Das könnte Folgen für den Forschungsstandort haben.

Wenige Tage vor dem Regierungswechsel in den USA verkündete die Biden-Regierung einen Erlass zur Exportregulierung von leistungsfähigen KI-Chips in andere Länder. Nur 18 Staaten, darunter zehn von 27 EU-Mitgliedsländern sowie unter anderem Japan, Südkorea und Australien, dürfen diese Chips weiterhin ohne Einschränkungen importieren. Die Schweiz und auch der NATO-Mitgliedstaat Polen gehören nicht dazu.

Regierungsvertreter einiger Staaten, die den neuen Importbeschränkungen unterliegen, sind irritiert. Der Schweizer Wirtschaftsminister Guy Parmelin sprach in einem Interview in der «NZZ» über den Erlass.

Die Einschränkungen haben der US-Regierung zufolge den Hintergrund, Ländern wie China, Russland und Iran den Zugang zu kritischer Technologie zu erschweren. Gleichzeitig sollen sie die US-Vorherrschaft in diesem Bereich schützen. Mein Kollege Samuel schreibt im folgenden Beitrag darüber, wie nervös aktuell die Aktienmärkte bei KI-Innovationen aus China reagieren.

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Parmelin will den Entschluss erstmal verstehen

Die Importmenge von KI-Chips soll künftig davon abhängen, in welche Kategorie ein Staat von der US-Regierung eingeteilt wird. Die Länder der ersten Kategorie unterliegen keinen Einschränkungen. Die Schweiz wurde der zweiten Gruppe zugewiesen. Damit ist der Chip-Import zwar weiterhin möglich, aber es gibt eine Obergrenze für die Menge. Von 50 000 Stück sowie zusätzlichen kleineren Bestellungen pro Land ist die Rede, wie «CBS News» berichtet.

Im Interview kritisiert Parmelin, dass die Einteilung in diese Kategorien nicht transparent sei. Er sagt, es sei bislang nicht nachvollziehbar, aus welchem Grund die USA die Schweiz nicht zu den engsten Verbündeten zählt. «Wir müssen erst einmal die Gründe dafür verstehen. Sind es Sicherheitsbedenken? Will man die Entwicklung in der Schweiz bremsen?», fragt er. Auf viele Interviewfragen antwortete er ausweichend und verwies auf laufende Gespräche. Dazu gehört auch die Frage der «NZZ», ob die Schweiz erst als vertrauenswürdiger Staat gelistet und dann doch noch gestrichen worden sei.

Gemäß Parmelin steht die Bundesregierung mit den USA in Verbindung, um «die Frage der Einstufung» zu klären und im besten Fall kommende Beschränkungen abzuwenden. Das ist noch möglich, denn die neuen Regeln sollen erst 120 Tage nach Bekanntgabe des Erlasses am 13. Januar gültig werden.

Die ehemalige Handelsministerin der USA, Gina Raimondo, gibt laut dem Magazin «CBS News» an, dass die Möglichkeiten von KI «die Wirtschaft und die Kriegsführung» neu formen könnten. Die USA befürchten dadurch ein steigendes Risiko für die nationale Sicherheit.

Vor allem Forschung betroffen

Bei den KI-Chips handelt es sich um leistungsstarke Beschleuniger, wie sie etwa Nvidia mit den GB200 anbietet. Darüber hinaus haben sie auch eine hohe Bedeutung für die KI-Forschung. In Datenzentren leisten diese Chips die Mammutarbeit beim Training und Betrieb von KI-Modellen.

Betroffen wäre zum Beispiel die ETH Zürich, die stark auf Nvidias KI-Chips angewiesen ist. Parmelin weist darauf hin, dass die Forschungen an der ETH auch zu Innovationen führen, die für die USA wichtig sind. Die Exportlimitierung sei demnach ein Eigengoal.

Das Staatssekretariat für Wirtschaft analysiert die Folgen der möglichen Importbeschränkungen. Es hebt zudem hervor, dass zahlreiche US-Unternehmen Forschungszentren in der Schweiz betreiben, unter anderem Google.

Titelbild: Shutterstock/Wren Field Productions (Haupteingang der ETH Zürich)

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