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Wegen Newsfeed-Plugin: Entwickler bekommt Facebook-Verbot

Der britische Entwickler Louis Barclay ist permanent von Facebook und Instagram gesperrt. Das, weil er ein Tool geschaffen hat, das den Facebook-Newsfeed mit wenigen Klicks aushebelt.

Der kalifornische Tech-Riese Facebook hat einem britischen Entwickler ein lebenslanges Verbot erteilt, seine Plattformen zu nutzen. Das, weil der Mann namens Louis Barclay eine Browser-Erweiterung geschaffen hatte, die den Facebook-Newsfeed mit wenigen Klicks aushebeln konnte.

Das Chrome-Plugin namens «Unfollow Everything» erlaubte es Usern, jeder Seite und Person auf Facebook automatisch zu entfolgen. Barclays Ziel dahinter war, den unaufhörlichen Strom des Facebook-Newsfeeds zu unterbrechen, um Usern eine angenehmere und weniger rauschhafte Erfahrung auf der Plattform zu bieten. Das, ohne bestehende Freundschaften und Verbindungen gänzlich aufzugeben. Diese blieben zwar passiv abrufbar, aber belagerten nicht mehr aktiv den Newsfeed.

Im Juli 2020 stellte Barclay das Tool im Chrome-Store gratis zur Verfügung. Gemäss eigenen Aussagen sei es sehr beliebt gewesen. So sehr, dass sogar die Wissenschaft ein Interesse gezeigt habe. Forscher der Universität Neuchâtel wollten mit seinem Tool den Einfluss des Newsfeeds auf die Nutzungsdauer und Zufriedenheit der User studieren.

Verstoss gegen die Regeln

Zur Vollendung der Studie mit «Unfollow Everything» kam es jedoch nicht. Anfang Juli dieses Jahres zog Facebook nämlich die Reissleine. Barclay sei vorerst kommentarlos von den Plattformen verbannt worden. Erst nach einem öffentlichen Tweet sollen sich die Anwälte Facebooks bei ihm mit einer Abmahnung gemeldet haben. Das Unternehmen habe ihn gesperrt, weil er die besagte Chrome-Extension geschaffen habe.

Unter dem Druck des milliardenschweren Tech-Konzerns gab Barclay schliesslich nach und entfernte seine Browser-Erweiterung eigenhändig wieder aus dem Chrome-Store.

Whistleblower-Skandal eröffnet Bühne

Der aktuelle Whistleblower-Skandal um Facebook hat dem Entwickler nun aber die Bühne eröffnet, um seine Erfahrungen mit dem Tech-Riesen zu thematisieren. Zwei Wochen nach der Bekanntmachung des Skandals meldete sich Barclay deshalb mit einem Artikel auf dem Online-Portal Slate zu Wort.

  • Hintergrund

    Daumen runter: Die Facebook-Enthüllungen dieser Woche sind gravierend

    von Coya Vallejo Hägi

Er habe lediglich gewollt, Menschen eine gesündere Erfahrung auf Social Media zu ermöglichen. Im selben Zug ruft Barclay die Gesetzgeber dazu auf, das Wohlergehen der Nutzer auf solchen Plattformen ernster zu nehmen. Zudem sei es nicht in Ordnung, dass Facebook die Nutzungsbedingungen instrumentalisiere, um aktiv gegen Forschung und Tools vorzugehen, die Usern mehr Kontrolle über ihre Nutzung und Daten zurückgeben wollen.

Barclay hat nämlich tatsächlich gegen die Richtlinien Facebooks verstossen, auf die er als ehemaliger Facebook-Nutzer ja eigentlich auch eingewilligt hat. Trotzdem gibt das Vorgehen Facebooks gegen den unabhängigen Entwickler im Kontext des aktuellen Whistleblower-Skandals kein gutes Bild ab.

Im Zuge der Enthüllungen hat das Unternehmen versprochen, seine Produkte wieder konsumentenfreundlicher zu gestalten. Erst letzte Woche kündigte Facebook eine Pausenfunktion für Instagram an, die Teenager zu regelmässigen Instagram-Pausen animieren soll.

Es gibt auch andere Optionen

Die Weiten des Internets bieten natürlich auch andere Hacks und Tools, um mit den manipulativen Mechanismen der Sozialen Netzwerken umzugehen. Gewisse davon lassen sich immer noch im Chrome-Store finden. Auch auf der Entwicklerplattform Github werden Interessierte schnell fündig.

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«Ich will alles! Die erschütternden Tiefs, die berauschenden Hochs und das Sahnige dazwischen» – diese Worte einer amerikanischen Kult-Figur aus dem TV sprechen mir aus der Seele. Deshalb praktiziere ich diese Lebensphilosophie auch in meinem Arbeitsalltag. Das heisst für mich: Grosse, kleine, spannende und alltägliche Geschichten haben alle ihren Reiz – besonders wenn sie in bunter Reihenfolge daherkommen. 


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