Ratgeber

Wann macht ein Radiallüfter bei Grafikkarten Sinn?

Kevin Hofer
21.8.2020

Womit soll eine Grafikkarte gekühlt werden? Mit einem Radial- oder doch mit mehreren Axiallüftern? Was macht Sinn? Diesen Fragen bin ich nachgegangen. Spoiler: Der Radiallüfter macht in den wenigsten Fällen Sinn.

Kürzlich habe ich zwei Geforce RTX 2070 Super Grafikkarten verglichen. Eine mit einem Radiallüfter und Namenszusatz Turbo und eine mit drei Axiallüftern, Strix genannt. Bei der Kühlleistung hat die Karte mit den Axiallüftern klar besser abgeschnitten. Da habe ich mir die Frage gestellt: Wieso werden auf Grafikkarten überhaupt noch Radiallüfter verbaut?

Der Unterschied zwischen Radial- und Axiallüfter

Axiallüfter verwirbeln die Abwärme im Gehäuse. Damit die dadurch entstehende Luft aus dem Gehäuse entweicht, ist guter Airflow nötig. Der Radiallüfter hingegen gibt die warme Luft über die Slotblende hinten bei der Grafikkarte aus dem Gehäuse ab.

In diesem Fall macht ein Radiallüfter Sinn

Hinzu kommt, dass die meisten neueren PC-Gehäuse auf positiven Druck ausgelegt sind. Das heisst, dass der Airflow im Gehäuse besser ist, wenn mehr frische Luft ins Gehäuse befördert als ausgestossen wird. Anders formuliert: In neueren Gehäusen kann die heisse Luft durch genügend Luftschlitze entweichen. Es spielt also nur eine untergeordnete Rolle, wenn die Axiallüfter die Luft im Inneren des Gehäuses verwirbeln, sie gelangt trotzdem ans Äussere.

Der Test

Deshalb mache ich den Vergleich auf unserer Testbench in zwei Varianten. Ich stecke beide Karten in die benachbarten PCIe-Slots. Zuerst die eine oben und dann die andere unten. So ist der Betrieb in SLI zumindest ansatzweise nachempfunden – einer der Anwendungsbereiche, die ich oben genannt habe.

In einem zweiten Schritt stelle ich die Verpackung der jeweiligen Grafikkarte in vier Millimetern Abstand vor die Lüfter. Ich ersticke sie sozusagen. Hier sollte der Radiallüfter der Asus GeForce Turbo RTX 2070S 8G EVO klar im Vorteil sein.

Die Ergebnisse

Bevor ich die Ergebnisse diskutiere, hier die Resultate der Schallmessung mit entsprechender Lüfterstärke (immer aus 30 Zentimetern Entfernung, Mikrofon auf die Anschlüsse der Karte hinten gerichtet):

  • Strix 4 Millimeter: 52 dB (75 Prozent Lüfterstärke)
  • Strix 11 Millimeter: 49 dB (67 Prozent Lüfterstärke)
  • Turbo 4 Millimeter: 53 dB (48 Prozent Lüfterstärke)
  • Turbo 26 Millimeter: 50,5 dB (38 Prozent Lüfterstärke)

Selbst wenn die Turbo auf der Rückseite der Karte entlüftet, erzeugt sie im Gehäuse so mehr Abwärme als die Strix, für SLI und die Wärmeentwicklung im Gehäuse nicht unwesentlich.

Verglichen mit der Pseudo-Dual-GPU-Konfiguration beträgt die Leistungseinbusse bei der Strix 15 und bei der Turbo 10 Prozent. Das zeigt die Qualitäten des Radiallüfters: Er vermag besser zu kühlen, wenn es eng ist. So eng wie beim Test mit der Kartonschachtel wird es aber wohl in keinem PC sein.

Fazit: Der Axiallüfter ist fast immer besser

Der Test zeigt, dass der Radiallüfter selbst im extremen Szenario mit nur vier Millimetern Platz für die Zuluft keinen Sinn macht. Die Strix performt immer noch besser. Das mag auch daran liegen, dass die Strix mit drei Axiallüftern bestückt ist und die Turbo nur mit einem Radiallüfter. In Dual-GPU-Konfigurationen dürften jedoch auch Grafikkarten mit Axiallüftern besser performen als solche mit Radiallüfter.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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