

Vom Trennungsschmerz bei Endgeräten

Ich ziere mich vor Trennungen. Nicht menschlichen, sondern maschinellen. Meine Elektrogeräte sind Weggefährten, die ich ungern verliere – auch wenn diese längst hinüber sind.
Seit gut einem Monat habe ich einen neuen Arbeitslaptop. Theoretisch. In Betrieb genommen habe ich ihn noch nicht. Und das, obwohl der Akku meines HP EliteBook 840 G4 aufgebläht ist und ich bei jedem härteren Stoss Angst habe, dass mir das Ding unter den Händen explodiert. Ich habe deswegen unseren IT Support gestresst und mir einen neuen Laptop ermotzt. Immer wieder habe ich mich gemeldet und lang und breit erklärt, weshalb die Situation so nicht tragbar sei. Und nun liegt er einfach herum. Scusi, Support.

Ich meine das gar nicht böse, ich habe einfach ein Problem. Ein Problem damit, mich von alten Elektrogeräten zu trennen. Auch bei meinem letzten Handywechsel gab es eine etwa dreimonatige Transitionsphase. Obwohl mein altes Smartphone einen grossen Sprung im Glas hatte und die Kamera nicht mehr funktionierte. So mühsam solche Schäden sind, so angenehm ist mir eine gewohnte Bedienung. Und ausserdem haben meine Endgeräte und ich eine gemeinsame Geschichte, eine Beziehung zueinander, die ich nicht so einfach ad acta legen kann.
Ich kenne jeden Handgriff und jede Eigenheit der Geräte, die ich eigentlich ausmustern sollte. Ich gewöhne mich so an deren Probleme, dass die Workarounds von einer Unannehmlichkeit zur Gewohnheit werden. Wie in einer menschlichen Beziehung lerne ich die Macken meines elektronischen Gegenübers kennen und auch ein bisschen lieben. Nur ich weiss, wie mit der Maschine umzugehen ist, damit sie ihren Dienst erfüllt. Und genau deshalb bleibe ich meinen Geräten so lange treu.

Jeder Wechsel fühlt sich für mich kalt an. Ich drücke beim neuen Smartphone oder beim neuen Laptop plötzlich die falschen Knöpfe. Die Tastatur ist nicht mehr dieselbe, weshalb das Schreiben auf einmal schwerer fällt. Das Design ist ungewohnt. Alles ist mühsam und harzig, wir als Partner sind noch nicht eingespielt. In diesen Momenten kommt Nostalgie auf, ich vermisse mein altes Elektroteil, das mir so lange gute Dienste erwies und seine eigene Persönlichkeit hatte.
Wochenlang trage ich dieses Gefühl mit mir, bis wir auf einmal zueinander finden. Wie in einer arrangierten Ehe ist es Liebe auf den zweiten Blick. Das Gerät ist mir plötzlich nahe, weil es immer an meiner Seite ist. Ich sehe seine Vorteile, verstehe sein Wesen. Wir kommen uns platonisch näher und bleiben es meist für lange Zeit. So wird es hoffentlich auch mit meinem neuen HP EliteBook 840 G7 sein, das ich jetzt endlich in Betrieb nehme.

P.S.: Wie du als aufmerksame Leserin gemerkt hast, ziere ich mich sogar bei derselben Modellreihe. Vielleicht spielt neben all dem romantischen Geschwurbel auch Faulheit eine kleine Rolle. Vielleicht.


Meinen Horizont erweitern: So einfach lässt sich mein Leben zusammenfassen. Ich liebe es, neue Menschen, Gedanken und Lebenswelten kennenzulernen,. Journalistische Abenteuer lauern überall; ob beim Reisen, Lesen, Kochen, Filme schauen oder Heimwerken.