
TikTok will tägliche Nutzungszeit für Teenager limitieren

Wer unter 18 Jahre alt ist und die Social-Media-App TikTok exzessiv nutzt, könnte in den nächsten Woche eine Warnmeldung bekommen. Sie soll bei einem Konsum von mehr als 100 Minuten pro Tag erscheinen.
TikTok wolle Nutzerinnen und Nutzer helfen, «ihre Zeit auf TikTok einzuteilen», so ist es in der Ankündigung des Unternehmens formuliert. Deshalb werden in den nächsten Wochen – Details sind noch unbekannt – die Voreinstellungen in der App angepasst. Schon bisher war es möglich, in der TikTok-App eine Benachrichtigung zu aktivieren, wenn die Bildschirmzeit pro Tag 60 Minuten erreicht hat. Standardmässig jedoch ist diese Funktion deaktiviert. Neu soll sie jetzt für alle Nutzer und Nutzerinnen unter 18 Jahren aktiviert werden. Wer dann mehr als eine Stunde durch den Strom von Kurzvideos swipen will, wird aufgefordert einen Zahlencode einzurichten. Ist das erledigt, kann der TikTok-Spass weitergehen. Das Alter der User weiss TikTok durch die Angabe beim Erstellen des Profils.

Quelle: TikTok
Ab 100 Minuten wird erneut der virtuelle Zeigefinger erhoben. TikTok zeigt der Person vor dem Smartphone-Screen dann eine Aufforderung, sie möge sich doch ein Zeitlimit pro Tag setzen. Wie das funktionieren soll, wenn neu doch bei jeder Nutzerin und bei jedem Nutzer unter 18 Jahren bereits die Standardeinstellung auf 60 Minuten gesetzt ist, wird sich dann in der Praxis zeigen.
Neben dem Zeitlimit kündigt TikTok weitere Einschränkungen an, die für User unter 18 Jahren gelten:
- TikTok-Accounts von 13- bis 15-Jährigen sind standardmässig auf «privat» gesetzt.
- Direktnachrichten sind erst für Nutzerinnen und Nutzer ab 16 Jahren verfügbar.
- Live-Hostings dürfen erst ab 18 Jahren gestartet werden.
Mehr Macht für die Eltern
Die Einstellungen zum «begleiteten Modus» werden ausgebaut. Hier können Eltern sich mit der TikTok-App ihrer Kinder verbinden. Bisher dürfen Erziehungsberechtigte nur wenige Einstellungen beinflussen, beispielsweise, wie lange TikTok genutzt werden darf oder ob das Konto deines Kindes öffentlich oder privat ist. Das ändert sich nun. Weitere Funktionen werden jetzt ergänzt:
- Du kannst für jeden Wochentag definieren, wie lange und in welchen Zeiträumen TikTok vom Nachwuchs genutzt werden darf – zum Beispiel weniger während Schultagen und mehr an Wochenenden.
- Die Nutzungszeit wird aufgezeichnet und in einem Dashboard angezeigt.
- Als Elternteil kannst du in Zeiträumen, die du definierst, Benachrichtigungen ausstellen, die dein Kind in TikTok erhält.

Quelle: TikTok
TikTok muss am Image arbeiten
Die angekündigten Massnahmen können als Reaktion von TikTok auf anhaltende Kritik verstanden werden. So warnen Kritiker davor, der Algorithmus von TikTok mache die App zu einer «Abhängigkeitsmaschine». Nutzerinnen und Nutzer würden durch den schier endlosen Strom von kurzen Videos, der auf ihre Interessen und Reaktionen zugeschnitten wird, zu immer mehr Konsum verleitet. Genau das ist aber eben Teil des Geschäftsmodells von TikTok sowie übrigens auch anderen Social-Media-Apps: Sie optimieren die angezeigten Inhalte so, dass die Nutzer möglichst viel Zeit in der App verbringen. Und in dieser Zeit sollen sie möglichst viel Werbung sehen, die den Betreibern Geld bringt.
Mit den neuen Standard-Einstellungen dürfte TikTok seinen Erfolg aber kaum gefährden. Obwohl das Unternehmen in seiner Mitteilung auf wissenschaftliche Studien verweist, die das Limit von 60 bzw. 100 Minuten legitimieren, ist es doch weiterhin hoch und kann auch sehr leicht übersteuert oder umgangen werden. So einen 18. Geburtstag kann man schliesslich virtuell schnell mal vorziehen.
TikTok versucht derzeit an vielen Fronten, das Image zu verbessern. In der Kritik steht immer wieder, dass die Nutzer der App nicht ausreichend vor versteckter Werbung geschützt seien. Zudem haben in den vergangenen Monaten und Wochen mehrere westliche Regierungen und Parlamente TikTok-Verbote für dienstlich genutzte Smartphones ausgesprochen oder vor der Verwendung der App gewarnt. Befürchtet wird die Weitergabe von Daten an die chinesische Regierung.
P.S.: Natürlich findest du auch Galaxus auf TikTok. Ob du mit unseren TikTok-Videos schneller ans tägliche Limit gelangst? Probier’s aus.
Titelbild: Max Fischer / pexels.com

Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.