Hintergrund

Swissinstameet: Ein Nachmittag mit 200 Instagram-Freaks

David Lee
20.9.2019

Swissinstameet bringt Hobbyfotografen, Vlogger und Models zusammen. Die Teilnehmer können Erfahrungen sammeln und Kontakte knüpfen. Aber vor allem macht’s einfach Spass. Ich war an einem Treffen dabei.

Ich bin schon verschwitzt, als ich in Baden beim Kino Royal ankomme. Hier ist an diesem heissen Septembersonntag der Treffpunkt fürs neunte Swissinstameet, was leicht an der Ansammlung von Menschen mit Kameras oder aussergewöhnlichen Outfits zu erkennen ist. Gegen 200 Leute treffen sich für einen Nachmittag abwechslungsreicher Foto-Sessions. Die gibt es seit knapp zwei Jahren und sie sind ein Erfolg.

Kein Wunder: Ein solches Treffen bietet Möglichkeiten, die sonst eher rar sind. Ich fotografiere eigentlich gern Menschen, doch die meisten posieren nicht gern vor der Kamera. Schon gar nicht, wenn sie keine Kontrolle darüber haben, was wo veröffentlicht wird. Hier ist das anders. Am Swissinstameet meldest du dich als Model oder als Fotograf/Vlogger an; die Models wollen natürlich fotografiert werden. Auch Fotografen sind ab und zu auf einem Bild zu sehen. Das gehört dazu.

Niemand bezahlt etwas dafür, niemand bekommt etwas dafür. Es ist eine einfache Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln, aber auch neue Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen.

Es geht los

Die Treffen finden jedes Mal an einem anderen Ort statt. Baden scheint mir perfekt geeignet: Die Altstadt, die Limmat, der Casino-Park und das Industriegebiet bieten viel Abwechslung, und alles liegt nahe beisammen. Die Organisatoren haben im Voraus einige interessante Spots ausgemacht und auf der Website mit Google Maps verknüpft. Die ganze Meute wird zu Beginn in überschaubare Grüppchen aufgeteilt und jede Gruppe kann sich frei eine oder mehrere Locations auswählen. Die Gruppe, der ich mich anschliesse, geht zuerst ins Atrium Hotel Blume. Den Lichthof können wir ohne weitere Erklärungen betreten – auch das haben die Organisatoren zuvor geklärt.

Jedes Treffen hat ein vorgegebenes Thema – dieses Mal ist es «Space». Das Thema bietet buchstäblich viel Raum für Interpretation, aber dennoch habe ich im Hotel zuerst keine Idee, die wirklich passen würde. Ausser dieser: Möglichst viele Leute in den antiken Lift quetschen und davon ein Bild machen. Mein erster Versuch liefert nichts Brauchbares. Der zweite Versuch findet nicht statt, weil der Lift davonfährt – jemand will ihn tatsächlich benützen.

Mit offener Tür finde ich es nicht gut. Mit geschlossener Tür fährt der Lift runter.
Mit offener Tür finde ich es nicht gut. Mit geschlossener Tür fährt der Lift runter.

Irgendwann sage ich mir, dass es eigentlich egal ist, ob etwas zum Thema passt. Hauptsache, es gibt gute Bilder. Auch die anderen scheinen mit dieser Einstellung ans Werk zu gehen.

Nur wer den Contest gewinnen will, sollte wohl nahe beim Thema bleiben. Ja, es gibt einen Wettbewerb, Sony sponsert eine Kamera als ersten Preis. Aber eigentlich wichtiger: Sony bringt Kameras und Objektive mit, die man ausprobieren kann.

Gut organisiert und trotzdem genug Freiheiten

Nach einer kurzen Pause geht es im gleichen Stil weiter, nur dass die Gruppen nicht mehr vorgegeben sind. Sie bilden sich spontan. Das Verhältnis zwischen Fotografen und Models wird nicht über Quoten reguliert; laut den Veranstaltern pendelt es sich selbst ganz gut ein. Es kommen mehr Fotografen als Models, was sicher besser ist als umgekehrt.

Eddy will Glenn als Spiegelung in das Bild von Laura Isabel photoshoppen. Oder umgekehrt. Die Models müssen am genau gleichen Ort posieren. Ich bin gespannt, ob das funktioniert. Update: Es hat funktioniert

An diesem Swissinstameet ist auch Skateboarder Fabian Doerig mit von der Partie. Das ermöglicht Actionaufnahmen und somit noch mehr Abwechslung. Auch super: Arbeitskollege Denny Phan schleppt schon die ganze Zeit ein Blitzgerät mitsamt Stativ und Schirm mit sich herum und ich darf auch mal damit experimentieren.

Bei diesem Stunt von Fabian mit Noë habe ich erwartet, dass er unzählige Male wiederholt werden muss. Doch er wurde kein einziges Mal wiederholt. Nach dem ersten Versuch waren alle zufrieden.

Schlechtes Wetter ist übrigens kein Problem. Es gibt genug Platz und Fotomöglichkeiten in Innenräumen; ausserdem hoffen sogar viele auf Regenwetter, das kann sehr gute Fotos geben. Swissinstameet-Gründer Matthias Rossini sagt: «Mieses Wetter hatten wir schon öfters, bei unserem Event in Bern sogar Hagelstürme. Deshalb suchen wir immer ein geeignetes Lokal, damit es sicher drinnen genug Platz und Fotomöglichkeiten gibt. Wenn die Wettervorhersage schlecht ist, informieren wir unsere Teilnehmer sich dementsprechend vorzubereiten und passen unseren Event-Ablauf an.»

Heute ist das Wetter aber so schön, dass die Sonne schon fast stört. Um 17.30 Uhr müssten wir eigentlich zurück im Kino sein. Wir überziehen ein wenig, denn jetzt, gegen Abend, wird das Licht besser. Das ist mein einziger Kritikpunkt an diesem Event: Er sollte etwas später angesetzt sein, damit die Teilnehmer das Abendlicht und im Idealfall auch die «Blaue Stunde» nutzen können.

Offiziell endet der Event mit einem Konzert der One-Man-Show Gian. Inoffiziell geht das Fotografieren auch danach weiter. Der Raum ist völlig dunkel und die Nebelmaschine hat ihre Spuren hinterlassen. Trotzdem können viele einfach nicht aufhören. Jemand lichtet die Discokugel ab. Ist halt so: Fotografieren macht süchtig.

Die fertigen Ergebnisse dieses Events findest du am leichtesten über den Tag #swissinstameetbaden.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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